Coburger Glaspreis lockt mit zerbrechlichen Schätzen
Autor: Jochen Berger
Coburg, Freitag, 28. Februar 2014
Mitte April wird der 4. Coburger Glaspreis verliehen. Hinter den Kulissen laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Schließlich sollen auf der Veste und im Glasmuseum in der Rosenau insgesamt 170 Werke von 150 Künstlern wirkungsvoll präsentiert werden.
Noch beherrschen Schraubenzieher und Bohrmaschinen, Werkzeugkisten und Leitern das Bild in der Steinernen Kemenate auf der Veste. Doch an den Wänden, in Virtrinen und auf Sockeln wird schon sichtbar, was in eineinhalb Monaten eine komplette Ausstellung sein wird - die Ausstellung zum 4. Coburger Glaspreis. Insgesamt 170 Objekte von 150 Künstlern verspricht die Schau, die am 13. April eröffnet wird. Sven Hauschke, als Leiter des Glasmuseums in der Rosenau zugleich der Organisator der Präsentation, hat schon jetzt einen Superlativ parat: "Das wird der größte Glaspreis, den es je in Coburg gegeben hat."
1000 Quadratmeter auf der Veste
Gemeint ist damit zunächst einmal der reine Platzbedarf.
Denn eine Tendenz ist klar: "Die Objekte werden immer größer, immer anspruchsvoller", sagt Hauschke beim Rundgang durch die entstehende Ausstellung.
Viele der Arbeiten aus und mit Glas, die gegenwärtig geschaffen werden, seien von Anfang an gar nicht mehr für Privatsammler gedacht: "Die werden gleich für's Museum gemacht." Entsprechend groß ist bei einigen der ausgewählten Arbeiten der Platzbedarf. Rund 1000 Quadratmeter stehen in mehreren Räumen allein auf der Veste zur Verfügung, rechnet Hauschke vor. Hinzu kommt ein zweiter Ausstellungsteil im Glasmuseum Rosenau. Dort wird etwa ein Fünftel der Werke präsentiert. 32 Künstler werden in der Rosenau präsent sein - ein kleiner Querschnitt der gesamten ausgewählten Werke.
Transport als Herausforderung
Schließlich, so Hauschkes Erfahrungen, kommen manche Besucher in der Rosenau eher zufällig ins Museum - ohne vom Coburger Glaspreis überhaupt zu wissen. Diese Besucher sollen neugierig gemacht werden auf die Präsentation auf der Veste.
Denn mit dem 4. Glaspreis verfolgt Hauschke ehrgeizige Ziele. Bei der 3. Auflage des Glaspreises im Jahr 2006 wurden in drei Monaten Ausstellungsdauer rund 10 000 Besucher gezählt. "Das wollen wir steigern", sagt Hauschke zuversichtlich. Helfen soll dabei eine recht breit gestreute Anzeigenkampagne in überregionalen Publikationen sowie in Fachzeitschriften.
Auch bei den Glaskünstlern ist der Interesse bemerkenswert groß. So hatten 550 Künstler rund 1150 Arbeiten zur Bewertung eingereicht. Von den 170 Auserwählten, die an der Ausstellung beteiligt sein werden, haben sich bislang bereits rund 70 für den Festakt angemeldet, der am 12. April im Landestheater stattfinden wird. Der Aufbau hält für das Team der Kunstsammlungen manche Herausforderung parat - von der Anlieferung per Transporter bis zur Befestigung an den Wänden. Allein rund 400 Kilo wiegt ein gläserner Tisch, der nur mit Hilfe einer hydraulischen Hubvorrichtung und koordiniert eingesetzter Muskelkraft bewegt werden kann.
Welche Objekte lassen sich frei zugänglich präsentieren, welche müssen in einer Vitrine geschützt werden. Kann man die gläsernen Helme von Sebastian Richter wirklich gefahrlos einfach frei auf dem Boden liegend in einem Raum im Untergeschoss des Herzoginenbaus zeigen? Bei diesen Fragen ist Res taurator Heiner Grieb Fachmann. Seine Erfahrungen im Umgang mit fragilen Objekten sind jetzt besonders wichtig. Bei Sebastian Richters Helmen ist die Entscheidung gefallen - sie werden tatsächlich frei zugänglich auf dem Boden drapiert.
Bereits montiert ist im Nebenraum eine mehrteilige Installation der in Thüringen lebenden Glaskünstlerin Susann Liebold. Mit ihrer Arbeit erinnert sie an den Oertelsbruch in Thüringen, in dem im Zweiten Weltkrieg einst Zwangsarbeiter Teile der V2 fertigen mussten.
Grünes Krokodil
Stilistische Vielfalt verspricht die Ausstellung, erläutert Sven Hauschke - schließlich sei der Glaspreis in erster Linie ein Wettbewerb ohne eine eingrenzende thematische Vorgabe. Damit aber beginnt die Herausforderung für Hauschke als Ausstellungsmacher. Schließlich sollen die Besucher nicht mit einer willkürlich bunten Schau konfrontiert werden, sondern eine gut gegliederte Präsentation erleben.
Hauschke vertraut deshalb auf Gruppierung zum Beispiel nach Techniken oder Inhalt. Und wer will, kann auch in einer beachtlichen Anzahl an Tieren einen gemeinsamen Nenner erblicken - angefangen bei dem großformatigen grünen Krokodil, das die Plakate zieren wird. Geschaffen hat diesen "Öko-Caiman" der belgische Glaskünstler Bert van Ransbeeck.
Geschichte und Dotierung des Coburger Glaspreises
Werke Gezeigt werden insgesamt 170 Arbeiten von 150 Künstlern - von der Installation bis zur Skulptur, vom Video bis zum Glasbild. In einem ersten Durchlauf hatte die gleiche Jury 1150 eingereichte Arbeiten von mehr als 550 Künstlern per Foto gesichtet.
Preise 1. Preis: 15 000 Euro (gestiftet von Michael Stoschek); 2. Preis: 10 000 Euro; 3. Preis: 5000 Euro; Sonderpreise: Alexander Tutsek-Preis für Senior Artists (4000 Euro); Sonderpreis der Alexander Tutsek-Stiftung (2000 Euro); Otto Waldrich-Preis für junge Künstler (bis 35 Jahre: 2000 Euro); Dan Klein Memorial Prize (2000 Euro); Sonderpreis der Jury (vier Preise zu je 500 Euro); Publikumspreis der Kunstsammlungen der Veste Coburg (2000 Euro)
Die Ausstellung wird vom 13. April bis 14. September in den Kunstsammlungen der Veste Coburg und im Glasmuseum Park Rosenau gezeigt.
Geschichte Der erste Coburger Glaspreis wurde 1977 ausgerichtet. Während die zweite Auflage acht Jahre später (1985) folgte, dauerte es bis zum dritten Glaspreis 2006 fast zwei Jahrzehnte.