Coburger Glaspreis 2022: Magisch und erschreckend aktuell
Autor: Jochen Berger
Coburg, Dienstag, 14. Dezember 2021
Vier Monate vor der Eröffnung der Preisträger-Ausstellung: Wie sich in den Exponaten für die Coburger Glaspreis-Ausstellung Wirklichkeit in Kunst und Kunst in Wirklichkeit verwandelt.
In der Welt der Kunst sind acht Jahre eine lange Zeit. In jedem Fall Zeit genug, um Veränderungen signifikant hervortreten zu lassen. Acht Jahre Abstand liegen zwischen den jeweils aktuellen Auflagen des Coburger Glaspreises: 2006 - 2014 - 2014. Acht Jahre Abstand, die den Coburger Glaspreis zum Zeitraffer werden lassen für die Entwicklungen der Glaskunst in Europa.
Das belegt auch jene Auswahl an Exponaten, die bei der Glaspreis-Ausstellung ab Mitte April auf der Veste Coburg und im Glasmuseum Rosenau zu sehen sein werden. Eine international besetzte siebenköpfige Jury hatte rund 100 Werke von 89 Künstlerinnen und Künstlern in einem Online-Voting in die engere Wahl genommen.
Kunst oder Kunsthandwerk? Diese Frage stellt sich bei moderner Glaskunst schon längst nicht mehr. Die Emanzipation des Materials, die Fähigkeit des magischen Materials Glas, Grenzen zu anderen Ausdrucksformen zu überschreiten, hatte schon den Glaspreis des Jahrgangs 2014 in vielen Beispielen geprägt. Bei der fünften Auflage der international renommierten Auszeichnung ist das Ausdrucksspektrum mindestens ebenso weit gesteckt.
Dass Glaskünstler mit ihrer Kunst auch unmissverständlich politisch Stellung beziehen zu wichtigen Themen unserer Zeit, ist in dieser Auswahl unübersehbar. Klar, dass auch die Pandemie und ihre Folgen ihre Spuren hinterlassen hat. Klar, dass auch dominante Themen wie der Klimawandel einen künstlerischen Widerhall finden.
"Gesellschaftliche Themen sind auf breiter Ebene fest etabliert im Glas", sagt Sven Hauschke, als Direktor der Coburger Kunstsammlungen zugleich Initiator für die fünfte Auflage des Glaspreises. Hauschke nennt auch gleich weitere Themen: "Nachhaltigkeit, Feminismus, Corona-Krise."
Große Resonanz gefunden
Inmitten der Corona-Krise hatte die Ausschreibung zum fünften Glaspreis breite Resonanz gefunden - bei Künstlern wie bei Geldgebern. Rund 80 Prozent des mehr als 400000 Euro umfassenden Etats werde durch eingeworbene Drittmittel finanziert, erzählt Hauschke stolz.
Dass dies in schwierigen Corona-Zeiten gelungen sei, habe auch mit dem großen internationalen Stellenwert des Coburger Glaspreises zu tun, der aktuell mit der Zahl der beteiligten Künstler und der Zahl der letztlich ausgewählten Exponate zu den weltweit größten zähle.