Coburger Frauenschicksale werden lebendig
Autor: Jochen Berger
Coburg, Samstag, 01. Juli 2017
"Käthe, Grete und Du" lautet das Motto eines ungewöhnlichen Abends mit vier Monologen und eindringlicher Lautenmusik.
Luther, überall Luther. Wortgewaltig, belesen, mit der Gabe der überaus anschaulichen Rede und Sprache gesegnet. Mit seinen Predigten, mit seinen Schriften war Luther ein höchst erfolgreicher Propagandist in eigener Sache. Luther als stiller Zuhörer, der gar nicht zu Wort kommt - eine ungewöhnliche, aber gerade dadurch interessante Vorstellung.
Luther als stiller Zuhörer
Zu erleben ist dieser schweigsame, zum Schweigen gebrachte Luther in einem Abend unter dem Motto "Käthe, Grete und Du - Coburg, Deine Frauen". Luther, durch den nicht zu stoppenden Redefluss einer Frau in einen stillen Zuhörer verwandelt. Luther und Argula von Grumbach auf der Veste Coburg - diese Szene ist einer von vier Monologen dieses Abends.Wie man Geschichte lebendig, bisweilen witzig, vor allem aber eindringlich auf die Bühne bringen kann, zeigen Ulrike Barz-Murauer als Darstellerin und Géraldine Schramm als Regisseurin mit ihrer gemeinsam entwickelten Szenenfolge. Argula von Grumbach, die glaubensfeste Kämpferin für Luthers Reformation, ist eine der vier historischen Frauen, deren Schicksal an diesem Premierenabend auf die Bühne im Münchner Hofbräu kommt. Ulrike Barz-Murauer, die im vergangenen Herbst mit ihrem Musical "Albert und Victoria" einen großen Erfolg im Riesensaal der Coburger Ehrenburg feierte, beeindruckt an diesem Abend als überaus wandlungsfähige Schauspielerin.
Notorisch untreuer Ehemann
Sie spielt nicht nur Argula von Grumbach, sondern auch Katharina von Henneberg, mit deren Vermählung im 14. Jahrhundert Coburg von den Hennebergern an die Wettiner fiel. Äußerst ungewöhnlich für jene Zeit, dass sie nach dem Tod ihres Mannes als Frau die Regentschaft übernahm.Nach der Pause erlebt das Premierenpublikum zwei Frauen, die grausam zum Schweigen gebracht wurden. Anna von Sachsen, erste Ehefrau von Herzog Johann Casimir, wurde von ihrem notorisch untreuen Ehemann als Ehebrecherin gefangen gehalten und lebt zwei Jahrzehnte in Isolationshaft.
Erschütternd auch das Schicksal der Margareta Ramhold, der letzten Frau in Coburg, die 1628 als angebliche Hexe verbrannt wurde. Ulrike Barz-Murauer spielt diese Frau mit packender und doch nie übertrieben wirkender Eindringlichkeit.
Mit ihrer einfühlsamen Regie gelingt es Géraldine Schramm, Leben und Leiden dieser historischen Frauenfiguren in Coburg lebendig werden zu lassen. Schließlich verzichtet sie bewusst darauf, mit historisierenden Requisiten eine zeitliche Distanz zur Gegenwart zu betonen.
Lautenmusik
Wichtiger Bestandteil der Inszenierung ist die Musik. Heiko Schmiedel spielt auf der Laute Werke aus Renaissance und Barock sehr einfühlsam und begleitet Ulrike Barz-Murauer bei Liedern von Dowland, Luther, Krieger und Purcell."Coburg, Deine Frauen" - begeisterter Beifall am Ende für spannende Monologe in eindringlicher Darbietung, die mit ihrem Thema perfekt auch als Ergänzung zur Landesausstellung geeignet wären.