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Coburger Feuerwehr in der Hölle auf Rädern


Autor: Dominic Buckreus

Coburg, Mittwoch, 20. April 2016

Eine besondere Übung machten die Coburger Feuerwehren bei der sie extremer Hitze und Rauchentwicklung ausgesetzt waren.
Kniend beobachten die Feuerwehrleute die Flammen im Inneren des Containers und kämpfen mit der Hitze und dem Rauch. Fotos: Dominic Buckreus


Fix und fertig sitzen die Feuerwehrleute auf dem Boden. Ihre Gesichter sind rot, der Schweiß tropft ihnen von der Stirn, und Rauch steigt von ihren Körpern auf. Gerade haben sie ihre Ausrüstung abgelegt. Zuerst die Sauerstoffflasche:16 Kilo schwer und reicht für etwa 30 Minuten. "Aber nur bei ruhiger Atmung", betont Daniel Fritz.

Der Coburger Stadtbrandinspektor steht recht gelassen dabei, als seine Kameraden nacheinander Helm, Atemschutzmaske, Feuerschutzhaube und die feuerfeste Jacke ablegen. Alles streng nach Vorgabe natürlich, unter Anleitung des Ausbilders. Er hat die Männer und Frauen kurz zuvor in den Brandübungscontainer geschickt, der die Hitze- und Rauchentwicklung bei einem Zimmerbrand möglichst gut simulieren soll.


Immer weniger Brandeinsätze

Einige Minuten vorher haben die Atemschutzträger noch gute Laune und ein Lächeln im Gesicht, als sie die sechs
Verlegeplatten aus Holz in den Container tragen, dessen rote Farbe an der Tür durch das Feuer schon längst kohlschwarz ist. Der Ausbilder erklärt noch das Hohlstrahlrohr, das er für diesen Brand verwenden will, steckt es an den Löschschlauch und ruft: "Wasser marsch!"

Jetzt wird es langsam ernst. Die Feuerwehrmänner schließen sich gegenseitig ihre Sauerstoffflaschen an das Mundstück der Schutzmaske an. Dann marschiert die Kolonne in den 1,2 Millionen Euro teuren Übungswagen, der vier Jahre lang durch Bayern tourt. Drinnen entzündet der Ausbilder die Holzplatten. "Man hat die Empfindung, als wäre man in einem Wohnungsbrand", sagt Fritz draußen. Die Zahl solcher Brandeinsätze schrumpft bei den Feuerwehren. Meistens werden sie zu Unfällen gerufen und somit fehlt gerade dem Nachwuchs die Erfahrung in diesen Situationen. Mit dem Container sollen die Feuerwehrleute den Brandverlauf erkennen und richtig einschätzen. "Außerdem müssen sie sich an die Hitze und den dichten Rauch gewöhnen", sagt Fritz.


Zu heiß zum Stehen

Drinnen wird das Feuer immer größer und auch die Rauchwolken, die vom Flugplatz in den Coburger Himmel steigen, werden immer dichter. "Jetzt passiert was", sagt Fritz, als sich die Einsatzkräfte im Inneren des Containers hinknien. Im Stehen sei es ihnen wohl bereits zu heiß geworden. Gut 450 Grad herrschen nun drinnen. In Bodennähe ist es bei einem Brand immer kühler und der Rauch nicht ganz so dicht, erklärt Fritz.

Das Feuer sieht langsam bedrohlich aus, als der sogenannte "Rollover" einsetzt. An der oberen Schicht des Rauches ist es mittlerweile so heiß, dass sich die Schwelgase dort entzünden und die Flammen an der Decke entlang klettern. Die Atemschutzträger wechseln durch, damit jeder einmal dicht am Feuerherd sitzen und die Hitze hautnah erleben kann.

Jetzt erreicht die Simulation auch ihren Höhepunkt: Fritz schließt die Tür und die Feuerwehrleute sind eingesperrt. "Ein bisschen Mut gehört natürlich immer dazu", meint Fritz. Aber draußen steht schon der Sicherheitstrupp bereit, der im Notfall eingreift. Genauso wie bei einem richtigen Einsatz.

Nach etwa einer Minute sind Klopfzeichen aus dem Inneren zu hören und Fritz öffnet die Tür. Das Feuer wird gelöscht und dann verlassen die Männer und Frauen endlich den Einsatzort. "Wie geht's euch?", fragt der Ausbilder. "Gut", antworten alle und halten zufrieden den Daumen hoch.