Coburger Fahrlehrer zu hohen Durchfallquoten: "man muss Fahrschüler heute mehr betreuen"
Autor: Lena Büttner
Coburg, Donnerstag, 30. November 2023
Immer mehr Fahrschüler fallen laut Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes seit Jahren durch die Führerscheinprüfungen. inFranken.de hat bei Coburger Fahrschulen zu den Hintergründen nachgehakt.
Nach Informationen des Kraftfahrt-Bundesamtes hat sich die Durchfallquote bei den Führerscheinprüfungen in den vergangenen Jahren deutlich erhöht - sowohl im theoretischen als auch im praktischen Teil. inFranken.de hat mit zwei Fahrschulen in Coburg über dieses Phänomen gesprochen.
Die Fahrlehrer Benny Brückner und Oliver Thalkofer geben im Gespräch mit inFranken.de ihre Einschätzung der Lage ab. Würdest du die Führerscheinprüfung heute noch bestehen? Mache hier den Test.
Coburger Fahrlehrer zu Führerscheinprüfungen - "Auswendiglernen nicht mehr so gegeben"
Den Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes zufolge lag der Anteil nicht bestandener theoretischer Führerscheinprüfungen in der Klasse B im Jahr 2013 noch bei 37,2 Prozent, im Jahr 2022 bei 46,1 Prozent. Betrachtet man alle Fahrklassen insgesamt, so ist der Anteil von 29,1 Prozent auf 38,9 Prozent gestiegen. Der Anteil nicht bestandener praktischer B-Klasse-Prüfungen betrug im Jahr 2013 genau 36,5 Prozent - 2022 lag der Anteil bei 42,6 Prozent. Auch Benny Brückner von der gleichnamigen Coburger Fahrschule hat bemerkt, dass die Durchfallquote in der theoretischen Prüfung in den vergangenen Jahren gestiegen ist, erzählt er.
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Dieser Anstieg habe mehrere Gründe: "Man muss die Fahrschüler heute mehr betreuen." Neben Sprachbarrieren bei Fahrschülern mit Migrationshintergrund, sei der Lernbedarf insgesamt bei allen größer - nicht zuletzt, weil es die früheren Papierbögen nicht mehr gibt. Alles sei digitalisiert: Videofragen und Variationsfragen, bei denen sich zwar nicht die Verkehrssituation, jedoch die Umgebung ändert, zwingen die Fahrschüler demnach, die einzelnen Sachverhalte auch wirklich zu verstehen. Dabei habe die Herangehensweise an das Lernen einen großen Einfluss auf den Erfolg.
"Die Kinder sitzen im Bus oder im Auto, haben das Handy in der Hand und lernen", so Brückner. Sich zu Hause an den Schreibtisch zu setzen, sei allerdings vermutlich zielführender. Zudem änderten sich die Fragen jährlich, früher sei eine Änderung seltener durchgeführt worden. "Das Auswendiglernen ist nicht mehr so gegeben." Oliver Thalkofer von der gleichnamigen Fahrschule bestätigt: "Wer nicht All-In beim Lernen geht, der hat schlechte Karten." Allerdings betont er hinsichtlich der Durchfallquote: "Wir haben nicht groß verschlechterte Zahlen."
Praktische Führerscheinprüfung "schwieriger" als noch vor einigen Jahren
Die Anforderungen hätten zugenommen, die praktische Fahrprüfung sei "schwieriger" als noch vor einigen Jahren, erklärt Brückner. Dem stimmt auch Thalkofer zu: "Die Schüler sind mehr gefordert, der Straßenverkehr ist schwieriger, selbst geringfügige Fehler können zum Nicht-Bestehen führen." Das hohe Verkehrsaufkommen, Spurhalteassistenten und Geschwindigkeitsregelanlagen seien über die Jahre hinzugekommen, so Brückner. Viele Schüler bräuchten heute mehr Fahrstunden als noch vor ein paar Jahren. Das Interesse am Autofahren sei bei vielen auch nicht mehr so groß. Zudem sei der Führerschein auch teurer geworden.
Mit Blick auf seine knapp 40-jährige Berufserfahrung hält Thalkofer fest: "In dem Moment, wo die Anforderungen hochgehen, gehen die Zahlen der Durchfälle hoch, dann reguliert sich das auch wieder." Man dürfe zudem nicht vergessen, dass in die Statistik auch Umschreiber mit Migrationshintergrund einbezogen werden, die bereits einen Führerschein im Ausland gemacht haben und sich dann die deutschen Verkehrsregeln aneignen müssen.