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Coburger erzählen: Wie es ist, die Liebe zu schauspielern


Autor: Jutta Rudel

Coburg, Sonntag, 05. Mai 2019

Das Landestheater Coburg inszeniert im Sommer das Stück"Shakespeare in Love". Im Mittelpunkt steht ein inniges Liebespaar. Die Hauptdarsteller erzählen, wie es funktioniert, scheinbar auf Knopfdruck verliebt zu sein.
Eva Marianne Berger und Frederik Leberle als Liebespaar in ganz unterschiedlichen emotionalen Zuständen im Stück "Fabian" (Schauspiel nach dem Roman von Erich Kästner) . Foto: Margareta Gulich


Ob in romantischen Filmen, Büchern, Liedern oder Theaterstücken: Kein Paar wurde so häufig in der Literatur aufgegriffen wie Romeo und Julia - "das Paradebeispiel der Liebe", wie Schauspieler Frederik Leberle vom Coburger Landestheater meint. Im Sommer wird er mit Schauspielkollegin Eva Marianne Berger im Stück "Shakespeare in Love" ein ähnliches Paar spielen: Den Schriftsteller Will Shakespeare und die Adelige Viola de Lesseps. "Die Liebe zwischen ihnen entwickelt sich auf der Realitätsebene parallel zur Erzählung von Romeo und Julia", sagt Frederik Leberle. Er und Berger treten nicht zum ersten Mal als Liebespaar auf. "Das ist aber die tiefste, poetischste Form der Liebe, die wir bisher gespielt haben."

Authentische Gefühle vermitteln

Ist es schwierig, solche tiefen Gefühle authentisch darzustellen?"Liebe zu spielen ist nicht schwieriger als andere Emotionen", sagt Eva Marianne Berger. Die Rolle des Verliebten, so Leberle, hat aber beispielsweise im Vergleich zu der eines Massenmörders einen Vorteil: "Da muss man keine Gefühle verstärken. Das Schöne an der Liebe ist, dass es eine Emotion ist, die man kennt", erzählt er. Kollegin Berger stimmt zu: "Man kann dann bekannte Gefühle aktivieren. Das nennt man emotionales Gedächtnis." Oft sei es für sie hilfreich, sich an bereits Erlebtes zu erinnern. "Aber jeder hat da eine andere Herangehensweise, in welche Trickkiste er greift."

Es gibt, so Leberle, verschiedene Schauspieltechniken: Zum einen ,von Außen nach Innen': So kann über eine Handlung, zum Beispiel über einen Kuss, das Gefühl "Liebe" transportiert werden. "Oder andersrum: Man denkt so lange an seinen Partner, bis man das Gefühl hat ,ich muss jetzt jemanden küssen'. Das ist dann, ‘von Innen nach Außen'."

Hat der Schauspieler seine Technik gefunden, ist es damit aber noch nicht getan. "Man muss auch die Rolle beachten. Ein verliebter Romeo ist anderes als ein verliebter Hamlet", erklärt der Schauspieler. Wichtig ist also, wie sich die Liebe darstellt: Leidenschaftlich, tragisch, reif, einseitig, freundschaftlich...

Wie wichtig ist Vertrauen?

Berger und Leberle stehen schon seit sechs Jahren gemeinsam auf der Bühne. Ist das ein Vorteil, gerade bei so intimen Szenen? "Für mich ist die Frage zweitrangig. Wichtiger ist, wie viel Vertrauen man zueinander hat", sagt der Schauspieler. Man könne zum Beispiel jemanden lange kennen, ihm aber trotzdem wenig vertrauen. "Manchmal ist es aber auch gut, wenn zwei unbeschriebene Blätter aufeinandertreffen." Das hilft insbesondere dann, wenn man ein Paar spielt, dass sich auch erst kennenlernt.

Geht es um die Darstellung authentischer Gefühle, dann "sind es viele kleine Zahnräder, die da ineinander greifen", weiß Leberle. "Zum Beispiel, wenn sie volle Haare mag und mich dann mit einer Latexglatze verliebt ansehen soll oder wenn ich die Farbe Rot hasse und sie ständig ein rotes Kostüm trägt." Und dann gibt es noch Dinge, die jede romantische Atmosphäre zerstören: "Es hilft bei Kussszenen, vorher die Zähne zu putzen und keinen Knoblauch zu essen", sagt Eva Marianne Berger und beide lachen.

Ungewohnte Herausforderungen

Probleme, in die verliebten Figuren zu schlüpfen, haben die Schauspieler nicht. Trotzdem müssen sie sich bei dieser Vorführung ungewohnten Herausforderungen stellen. Denn "Shakespeare in Love" ist Teil der Open-Air-Sommerfestspiele, welche an einem neuen Ort stattfinden. "Spannend wird es, das erste Mal im Hofgarten zu spielen", sagt Berger. "Ich habe schon einmal Freilufttheater gespielt, da gab es eine Mückenplage", erinnert sie sich. Sorgen machen sich die beiden aber nicht. Ganz im Gegenteil: Für Leberle gibt es gleich mehrere Gründe, wieso das Theaterstück gewiss ein voller Erfolg wird: Das könne an der tolle Atmosphäre im Sommer liegen, an der gelungenen Inszenierung - oder an der Geschichte selbst, denn "Liebe gegen Widerstände hat ja immer etwas Reizvolles".