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Coburger Delegation testet Theaterzelt in Landshut


Autor: Jochen Berger

Coburg, Sonntag, 07. Februar 2016

Taugt ein Theaterzelt als Ausweichspielstätte für das Landestheater? In Landshut erhielt eine Coburger Delegation viele Informationen vor Ort.
Außenansicht des Landshuter Theaterzeltes Foto: Peter Litvai


Vielfältige Eindrücke sammelte die Coburger Delegation, die das Landshuter Theaterzelt besichtigte. Die Vertreter von Landestheater, Verwaltung und Stadtrat erhielten dort viele Informationen aus erster Hand. Einig waren sich die mitgereisten Vertreter der Stadtratsfraktionen darin, dass die Ausgangssituationen in Coburg und Landshut gravierende Unterschiede aufweisen.


Intendant Bodo Busse sieht sich nach dem Besuch in Landshut bestätigt in seiner grundsätzlichen Skepsis einem Theaterzelt gegenüber. "Die Kollegen dort waren sehr nett und sehr offen", fasst Busse seine Eindrücke zusammen: "Sie haben uns alle guten, aber auch alle schlechten Aspekte unverblümt gezeigt." Zentrales Problem aus Busses Sicht: "Die offensichtliche Verzweiflung meines Kollegen angesichts der akustischen Bedingungen war nicht zu verkennen."


Sommer zu heiß, Winter zu kalt

Denn für den Coburger
Intendanten ist nach dem Besuch in Landshut endgültig klar: "Die Akustik ist katastrophal." Jedes Auto in 100 Meter Entfernung sei im Zuschauerraum deutlich zu hören. Die Schlussfolgerung für ihn ist deshalb unmissverständlich: "Ein Theaterzelt auf dem Anger ist unter dem Aspekt der Akustik völlig undenkbar."


Besucherschwung im Theaterzelt


Und auch die Temperierung stelle große Herausforderungen, die eigentlich nicht zu lösen seien: "Im Sommer zu heiß, im Winter zu kalt." Noch ein weiterer Aspekt ist Busse sehr wichtig: Der Besucherschwund in Landshut sei schon nach gut einem Jahr deutlich spürbar.


Ein Theaterzelt sei durchaus eine Option, über die man nachdenken müsse, räumt Bettina Lesch-Lasaridis als SPD-Fraktionsvorsitzende ein. Landshuts Intendant habe freilich mit den Nachteilen einer solchen Lösung nicht hinterm Berg gehalten - vom Lärm über die Heizung bis zum mangelnden Komfort. Auch die Frage nach dem Standort gibt ihr zu denken. "Eine Lösung in der Peripherie ist nicht wirklich optimal." Bei einer Entscheidung für ein Theaterzelt müsse man genau überlegen, wo es stehen soll: "Allerdings läuft uns die Zeit davon."


Mit durchaus positiven Eindrücken ist CSU-Fraktionsvorsitzender Jürgen Oehm von der Info-Fahrt aus Landshut zurück gekommen. "Für mich ist das eine denkbare Alternative als Ausweichspielstätte." Allerdings fügt Oehm auch hinzu: "Wir müssen das gut durchrechnen." Nach dem Besuch einer Aufführung des musikalischen Schauspiels "Comedian Harmonists" zeigte sich Oehm durchaus auch von der akustischen Leistung überzeugt, die dank technischer Unterstützung mit Mikroports den Klang ins ganze Zelt trägt. "Wenn ein Sanitätswagen vorbei fährt, hört man das natürlich auch", räumt Oehm ein.


Genau durchrechnen

Zugleich macht er kein Hehl daraus, dass die Ausgangsvoraussetzungen in Landshut gänzlich anders sind als in Coburg. Landshut musste das Zelt kaufen, weil noch immer nicht klar ist, wann dort wieder im irgendwann zu sanierenden Stammhaus gespielt werden kann. Ein Kauf aber würde sich für Coburg angesichts der voraussichtlichen Bauzeit von vier Jahren wohl nicht lohnen.


Beim Mieten wiederum könne ein Problem entstehen, wenn die Bauzeit doch überschritten würde, gibt Oehm zu bedenken. Denn dann laufen die Mieten natürlich auch weiter und summieren sich. Oehm plädiert deshalb für ein sorgfältiges Abwägen aller Vor- und Nachteile.


Für die Fraktion "Sozial und bürgernah für Coburg" brachte auch Adelheid Frankenberger "interessante Eindrücke" mit zurück. Natürlich müsste man eine solche Zeltlösung genau durchrechnen, betont sie.
Beim Thema "Akustik" sollte man die Messlatte allerdings nicht zu hoch legen, meint sie und verweist auf ihre Erfahrungen als Vorsitzende des Vereins "Coburger Sommeroperette", die seit vielen Jahren Musiktheater auf der Waldbühne in Heldritt präsentiert und dort ebenfalls immer mit unkalkulierbaren äußeren Einflüssen zurecht kommen muss.
Von der Qualität der Aufführung der "Comedian Harmonists" zeigte sie sich angetan und registrierte zugleich erfreut "sehr viel junges Publikum". Allerdings gibt auch sie zu bedenken, dass man die Situation mit Coburg nicht unmittelbar vergleichen könne. Schließlich spiele das Landshuter Theater nicht nur im Landshuter Theaterzelt, sondern auch in den festen Häusern in Passau und Straubing.