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Coburger Bürgermeister legen Geburtstagbesuche auf Eis


Autor: Berthold Köhler

LKR Coburg, Freitag, 24. Juli 2020

Das Risiko, als Virusträger die Jubilare anzustecken, ist den Bürgermeistern im Landkreis Coburg zu groß: Sie verzichten deshalb auf Geburtstagsbesuche.
Ein paar Blümchen und die obligatorische Glückwunschkarte vom Bürgermeister - das ist schön, aber in Corona-Zeiten eine gefährliche Angelegenheit. Deshalb gibt es im Landkreis Coburg bis auf weiteres keine Gratulationsbesuche mehr von Bürgermeistern. - Foto: Berthold Köhler


Runde Geburtstage und seltene Ehe-Jubiläen im Landkreis werden auch noch längere Zeit ohne offizielle Gäste der jeweiligen Gemeinde stattfinden. Darauf haben sich die Bürgermeister aus dem Landkreisgebiet bei ihrer Sitzung am Freitag in der Domäne Sonnefeld geeinigt.

Natürlich ist die Corona-Krise daran schuld, auch wenn Rolf Rosenbauer (CSU; Untersiemau) immer wieder das Signal aus der Bevölkerung bekommen hat: "Die Leute wollen, dass der Bürgermeister kommt." Deshalb hat man in Untersiemau zum 1. Juli die Geburtstagsbesuche wieder eingeführt. Aber gerade die (Alters-)Jubilare sind es halt auch, die den Kern der Hochrisikogruppe bei Covid-19-Infektionen darstellen, warnte Bernd Reisenweber (BG). Der Ebersdorfer Bürgermeister, der nach eigenen Angaben an guten Tagen ein bis zwei Geburtstage zu besuchen hätte, wollte sich gar nicht ausmalen, wenn er als Corona-Überträger von Feier zu Feier ziehen würde. Er warnte deshalb eindringlich: "Wir können dieses Risiko nicht verantworten."

Bürgermeister müssen aufpassen

Und dann gibt es auch noch die juristische Verantwortung. Denn inzwischen hält es die Bevölkerung gerade bei privaten Familienfeiern schon längst nicht mehr so genau damit, auf die Einhaltung der Corona-Beschränkungen - insbesondere das Abstandsgebot - zu achten. Diese Erfahrung haben die Bürgermeister aller Kommunen gemacht. Da sei ein Besuch einer Geburtstagsfeier, bei der Gäste aus zig verschiedenen Haushalten gesellig auf der Eckbank zusammensitzen, eine rechtlich sehr schwierige Angelegenheit, warnte Reisenweber. Denn grundsätzlich sei ein Bürgermeister zum Einschreiten verpflichtet, wenn er bemerkt, dass gegen geltende Vorschriften verstoßen wird. Und das, da waren sich die Bürgermeister einig, will sich niemand antun.

Tobias Ehrlicher (SPD; Bad Rodach) drängte auf ein gemeinsames Vorgehen. So lange es bei Covid-19 keine Impfung oder effektive Behandlungsmöglichkeit gebe, seien persönliche Bürgermeister-Gratulationen viel zu gefährlich. Anrufe und/oder Gratulationsschreiben brauche es freilich weiterhin. Diesem Vorschlag schlossen sich auch alle Bürgermeister an - also wird es ab sofort auch in Untersiemau keine Besuche mehr geben. Martin Stingl (SPD), Stellvertreter des Oberbürgermeisters in Neustadt, zeigte sich überzeugt davon, dass die Bevölkerung diese Entscheidung mittragen wird: "Die Menschen haben Verständnis, diese Rückmeldung haben wir mehrfach bekommen."bk