Druckartikel: Coburger Brücken tragen noch lange

Coburger Brücken tragen noch lange


Autor: Berthold Köhler

LKR Coburg, Montag, 21. März 2016

Melanie Dressel ist im Landratsamt für die 65 Brücken im Landkreis Coburg zuständig. Die Bauingenieurin sieht keinen Grund zur Panik.
Absolut noch kein Grund zur Nervosität: Melanie Dressel hat an der 1971 errichten Drei-Feld-Brücke auf der Kreisstraße CO 17 zwar die ersten Abplatzungen entdeckt, aber noch lange keine Bedenken, was die Stabilität des Bauwerks angeht. Foto: Berthold Köhler


In regelmäßigen Abständen rauschen die Katastrophenmeldungen durch den Blätterwald: Deutschland vor dem Straßenkollaps! Katastrophaler Zustand der Infrastruktur! Wenn Melanie Dressel solche Schlagzeilen liest, muss sie eher schmunzeln als dass sie Panik bekommt - zumindest, wenn sie an den Landkreis Coburg denkt. Melanie Dressel ist Bauingenieurin und im Landratsamt für die Brückenbauwerke zuständig. Und sie versichert: "Die Substanz der Bauwerke kann man als gut einstufen."

Aber man muss dafür auch was tun, sagt Dressel und verweist darauf, dass der Landkreis jährlich zwischen 30 000 und 50 000 Euro ausgibt, um den laufenden Unterhalt seiner Bauwerke zu gewährleisten. 78 jener Bauwerke hat der Landkreis, die meisten davon (65) sind Brücken. Dass genügend Geld für die Infrastruktur zur Verfügung steht, sei auch eine politische Entscheidung, erklärt Dressel, die den Kreistag ausdrücklich für die Bereitstellung der finanziellen Mittel lobt: "Es ist gut, dass wir von dort Unterstützung bekommen."

Ortsbesuch: die Brücke über die ehemalige Werrabahn zwischen Unterlauter und Unterwohlsbach. Melanie Dressel holt aus dem Kofferraum einen Hammer, steigt über die Leitplanke und schaut sich das Bauwerk von der Seite an. Aus Sicht eines Laien schaut die Brücke nicht mehr allzu fit aus, weil der Beton schon bröckelt und Teile der Stahl-Bewährung zu sehen sind. Doch Dressel gibt gelassen Entwarnung: "Das ist nicht wirklich schön, aber diese Brücke wird noch einige Zeit halten." Die Schwachpunkte sind übrigens überall gleich: der Übergang von der Fahrbahn auf das Brückenbauwerk, die Nahtstellen zwischen Fahrbahn und Bordstein. Wichtig sei ist es, dass eine Brücke nicht allzu sehr zugewachsen ist. Wenn sie Luft bekomme und abtrocknen könne, sei die Lebensdauer erheblich länger, erklärt Dressel.


Besuch kommt einmal im Jahr

Wenn sich Melanie Dressel für eine Brücke richtig Zeit nimmt, den Hammer dabei hat und auch in die schwer zugänglichen Ecken schaut, dann nennt sich das "einfache Prüfung". Diese findet im Drei-Jahres-Rhythmus statt. Alle sechs Jahre stehen die Hauptprüfungen an, bei denen sogar Gerüste und Hebebühnen zum Einsatz kommen. Zudem hat es sich im Landratsamt eingebürgert, dass jede Brücke im Landkreis einmal im Jahr "Besuch" von der Tiefbauabteilung bekommt. Alle Kontrollen sind wichtig, sagt Dressel: "So können wir Schäden frühzeitig erkennen." Und wenn Schäden noch im Anfangsstadium sind, dann lassen sie sich noch leicht beheben.

Besonders im Auge haben sie im Landratsamt Brückenbauwerke, die Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre Jahre gebaut wurden. "Das war eine Phase, in der der Stahlbeton offensichtlich nicht so toll war", weiß die Bauingenieurin. Normal ist eine Brücke von der Lebensdauer her auf mindestens 70 Jahre ausgelegt, aber manche bereite eben schon nach 40 Jahre Sorgen.


Vier Brücken sind fällig

Melanie Dressel war erst vor kurzem im Berchtesgadener Land. Natürlich, wie sollte es bei einer Bauingenieurin auch anders sein, hat sie sich dort mit geschultem Blick die Infrastruktur angeschaut. Ein bisschen erleichtert ist sie danach in die Arbeit zurückgekehrt, sagt sie: "Was die an Brücken, Felssicherungen und Galerien unterhalten müssen, ist schon enorm." Im Landkreis Coburg, da habe es das Bauamt schon leichter. Richtig große Brücken gebe es kaum, die Itz als größter Fluss in der Region sei auch kein Problem. "Wir können froh sein", sagt die Bauingenieurin.

Um sorgenfrei auf die Infrastruktur blicken zu können, sollen in den nächsten Jahren die Brücken ersetzt werden, die aufgrund ihres baulichen Zustandes mit einer Tonnage-Beschränkung versehen sind. Diese stehen bei Gemünda, Kleinwalbur, Schloss Wiesen und Mährenhausen. Bei allen anderen Brücken gibt es keine Beschränkungen. Dressel erklärt, was das heißt: "Sie können mit allem, was sich bewegt, sorgenfrei drüberfahren" Sofern 30 Tonnen Gewicht nicht überschritten werden. Auf die Frage, ob sie sich vorstellen könne, dass wirklich mal wie in Horrorszenarien eine Brücke zusammen stürzt, muss Melanie Dressel kräftig lachen. "Bei uns ins Deutschland sicher nicht", versichert sie dann.