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Coburger BGS-Halle bleibt Notunterkunft


Autor: Simone Bastian

Coburg, Mittwoch, 16. Sept. 2015

Die Stadt verteilt den Schul- und Vereinssport auf andere Hallen und verhandelt mit der Regierung von Oberfranken über eine weitere Gemeinschaftsunterkunft. Die Hilfsbereitschaft der Coburger ist ungebrochen.
Die BGS-Sporthalle dient noch als Notunterkunft für Asylbewerber (Foto vom 20. Juli). Ob die Halle weiterhin gebraucht wird, kann aber im Moment niemand abschätzen. Foto: Simone Bastian


Liegenschaften des Bundes für Asylbewerber? Ein Thema, das seit Beginn des Flüchtlingszustroms aus Syrien in Coburg immer wieder diskutiert wird. Schließlich hat der Bund in Coburg keine kleine Liegenschaft: die ehemalige Bundesgrenzschutzkaserne an der Lautertaler Straße.


Doch schon vorige Woche hat die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben quasi ausgeschlossen, dass der Gebäudekomplex als Flüchtlingsunterkunft zur Verfügung gestellt wird. Zu viel müsste in den ehemaligen Kompaniegebäuden instand gesetzt werden. Es fehlen Waschbecken, Heizkörper, Elektroleitungen.


Thomas Nowak (SPD), Dritter Bürgermeister und Sozialreferent der Stadt, hält auch wenig von der Idee, dass die Stadt das BGS-Gelände kauft, auf eigene Kosten die Häuser ertüchtigt und dann auf Staatskosten Asylsuchende darin unterbringt.

"Der Bund könnte helfen, wenn er seine Immobilien auf seine Kosten herrichtet. Um den Rest - die Betreuung der Menschen, die Integration - würden wir uns kümmern."


Landkreis hat noch Kapazität

Gebraucht werden Unterkünfte, die schnell zur Verfügung stehen. Im Landkreis seien die noch vorhanden, sagt Dieter Pillmann, Pressesprecher des Landratsamts Coburg. Wenn es bei der Zahl von zehn, bestenfalls 14 zugewiesenen Asylbewerbern pro Woche bleibe, "kommen wir die nächsten zwei, drei Monate noch über die Runden". Im Landkreis gibt es nur eine Sammelunterkunft. Die übrigen Asylbewerber sind dezentral in Wohnungen in den verschiedenen Landkreisgemeinden untergebracht. "Wir versuchen, über unsere Möglichkeiten wie die beiden Wohnungsbauunternehmen oder Privatinitiativen die eine oder andere Liegenschaft zu ertüchtigen."

Auch in der Stadt Coburg gibt es noch Kapazitäten für einige Wochen - hier kommen wöchentlich sieben Personen an. Die Stadt verhandele mit dem Regierungsbezirk über weitere Gemeinschaftsunterkünfte in vorhandenen Gebäuden, sagt Nowak. Derzeit betreibt die Regierung vier Gemeinschaftsunterkünfte in der Stadt: in der Uferstraße, der Scheuerfelder Straße, der Neustadter Straße und in der Sally-Ehrlich-Straße.


Auch die Notunterkünfte in Turnhallen müssen weiterhin vorgehalten werden. 200 Plätze hält der Landkreis derzeit in der Neustadter Frankenhalle vor, und laut Notfallplan kann die Frankenhalle bis Januar zur Verfügung stehen. Am Dienstag war allerdings niemand in der Frankenhalle einquartiert, sagte Pillmann. Aber es sei stündlich mit einen Anruf zu rechnen, der Neuankömmlinge ankündigt. Das geschehe meist 24 Stunden vorher. "Wir brauchen ja auch einen gewissen Vorlauf, um die Hilfskräfte zu aktivieren."


Vorhersagen unmöglich

Die BGS-Halle in Coburg ist derzeit noch belegt, auch wenn die Menschen in dieser Woche noch in andere Unterkünfte umziehen sollen. "Wir haben diese Notfallunterkunft dauerhaft bereitzuhalten", sagt Thomas Nowak. Im Juli noch war die Stadt davon ausgegangen, dass die Halle nur während der Sommerferien gebraucht werde. Nun wird aber für den Schul- und Vereinssport schon umgeplant.


Wie viele Flüchtlinge wann wo eintreffen, "kann niemand seriös sagen", seufzt auch Oliver Hempfling, Pressesprecher der Regierung von Oberfranken. Die Regierung ist zuständig für die Betreuung der Asylbewerber, die sich in den Gemeinschaftsunterkünften befinden, sowie für die Verteilung in Notunterkünfte, bis für die Neuankömmlinge eine vorübergehende Bleibe gefunden ist.


Doch das gestaltete sich angesichts der Massen, die in den vergangenen Tagen ankamen, schwierig genug. "Uns waren für Neustadt 95 angekündigt, aber nur 65 kamen an", berichtet zum Beispiel Dieter Pillmann. Diese Menschen waren noch nicht einmal behördlich erfasst. Nowak vermutet, dass Ankömmlinge es vermeiden wollen, sich in Deutschland registrieren zu lassen. Denn dann müssten sie hier auch den Asylantrag stellen. Viele würden aber weiterwollen nach Schweden.


coburghilft@coburg.de

Trotz aller Probleme sei die Hilfsbereitschaft der Einheimischen ungebrochen, betont Thomas Nowak. "Wir erhalten täglich Angebote über unsere E-Mail-Adresse coburghilft@coburg.de." Angeboten würden praktische Hilfs- und Dolmetscherdienste genauso wie Sachspenden. Jeder erhalte eine Antwort, werde erfasst und bei Bedarf um Hilfe gebeten, betont Nowak. "Wir sind dankbar, dass nach wie vor diese Unterstützung und Hilfe da sind."


Günstiger Wohnraum wird knapp

Knapp werde der günstige Wohnraum in Coburg, sagt Nowak. Den brauche die Stadt nicht nur für die Asylbwerber und anerkannten Flüchtlinge, sondern auch für Einheimische.