Coburger Berufsmesse zeigt breite Vielfalt
Autor: Berthold Köhler
Coburg, Mittwoch, 05. November 2014
Im Technologiezentrum am Hinteren Floßanger können Schüler anhand von 20 Beispielen sehen, dass eine handwerkliche Ausbildung auch in der heutigen Zeit in guter Start in das Berufsleben sein kann.
In diesem Jahr ist in Deutschland erstmals die Zahl der Studienanfänger größer als die Zahl der jungen Menschen, die eine berufliche Ausbildung beginnen. Jens Beland, Handwerker aus Leidenschaft und Kreishandwerksmeister, blickt deshalb mit Sorge in die Zukunft der Traditionsberufe: "Wir werden uns bald um die jungen Leute schlagen", sagte Beland am Rande der fünften "Berufsmesse des Handwerks". Dort können sich heute noch Schüler aus den Landkreisen Coburg, Sonneberg und Kronach anhand von 20 Beispielen anschauen, welche Vielfalt in der Ausbildung das Handwerk zu bieten hat.
Eröffnet wurde die Messe im Technologiezentrum am Hinteren Floßanger bereits gestern.
Unter den zahlreichen "Promis", die Beland und seine Mitstreiter zu diesem Termin locken konnten, befand sich auch einer, der sich im Handwerk auskennt: der Sonnefelder Bürgermeister Michael Keilich, dessen Laufbahn mit einer Ausbildung zum Elektriker in seiner Heimatgemeinde bestand. Keilich hat es nie bereut, diesen Weg gegangen zu sein - nicht nur deshalb, weil er dadurch die gesamte elektrische Installation beim Umbau seines Hauses alleine machen konnte. "Wer hier eine Ausbildung beginnt, dem stehen alle Wege offen", sagte Keilich, der zuletzt als Abteilungsleiter in einem großen Betrieb arbeitete. Dort hatte der heutige Bürgermeister mit vielen Menschen zu tun, die einen Studienabschluss in der Tasche hatten. "Da hat man oft gesehen, dass denen eine Vorbildung im Handwerk nicht geschadet hätte", erzählte Michael Keilich schmunzelnd.
Solche Worte hörte Jens Beland gerne. Denn der Kreishandwerkermeister muss inzwischen feststellen, dass es gerade für kleinere Betriebe schwer geworden ist, überhaupt Lehrlinge zu finden. Das liegt auch daran, dass immer weniger Kinder die Mittelschule besuchen. Dass die ehemalige Hauptschule inzwischen mit einem handfesten Imageproblem zu kämpfen hat, ist auch so eine Sache, die Beland ärgert. Denn der Kreishandwerksmeister hat da eine ganz andere Ansicht: "In unseren Mittelschulen machen sie einen super Job." Deshalb würde er sich wünschen, wenn der Mittelschulabschluss mehr Anerkennung bekommen würde.
Einer der größeren Betriebe, die sich auf der Berufsmesse zeigen, ist die Seßlacher Geiss AG. Geschäftsführer Klaus-Peter Welsch steht sogar persönlich am Stand, um Jugendliche für eine Ausbildung als Feinwerker, Elektriker oder Mechatroniker zu interessieren. Seit jeher hat der überwiegende Teil der Geiss-Belegschaft seinen Job direkt im Unternehmen gelernt. Das hat große Vorteile, versichert Welsch: "Im Laufe einer Ausbildung können wir und der Auszubildende herausarbeiten, wo er am besten hin passt." Allerdings: Ein Problem geht an Geiss auch nicht vorbei: "Es wird immer schwerer, überhaupt Auszubildende für einen handwerklichen Beruf zu finden", bestätigte der Geschäftsführer.
Busch: "Ja" zum Meister
Landrat Michael Busch (SPD) sieht es angesichts der Nachwuchssorgen nicht gerne, dass derzeit europaweit der Handwerks-Meisterbrief zur Diskussion steht. Denn der Meister und das Handwerk, sagte Busch, seien entscheidende Stützen der beruflichen Ausbildung. Wenn jetzt "durch die Hintertür" die Abschaffung des Meisterzwanges für Betriebsgründer diskutiert werde, dann sei dies definitiv "eine der Sachen aus der EU, die nicht gut sind".