Coburger Beethoven-Konzert: Musikgenuss in Corona-Zeiten
Autor: Jochen Berger
Coburg, Sonntag, 20. Sept. 2020
Wie das Philharmonische Orchester des Landestheaters unter Leitung von Johannes Braun den Start in die neue Konzert-Saison zum Ereignis werden lässt.
Angenehme Spätsommer-Stimmung draußen auf dem Coburger Schlossplatz, drinnen im Landestheater lockte ein festliches Beethoven-Programm zum Auftakt der Konzertsaison. Doch auf das Publikum wartete nicht etwa ein prickelnder Begrüßungssekt, sondern eine profane Handdusche mit Hilfe eines Desinfektionssprays bei der Kartenkontrolle, die fein säuberlich getrennt nach Parkett, 1. Rang und 2. und 3. Rang durchgeführt wird.
'Ein Hauch von Normalität
Langsam zwar kehrt ein Hauch von Normalität zurück ins Coburger Kulturleben, doch wirklich normal ist Vielerlei noch längst nicht - im Zuschauerbereich und auf der Bühne.
Plexiglasscheiben sollen die Streicher schützen
Denn dort sitzt das Orchester noch immer in deutlich verkleinerter Besetzung. Plexiglasscheiben trennen die Holz- und Blechbläser von den Streichern, und die Streicher sitzen nicht wie eigentlich üblich jeweils im Duo an einem Pult, sondern streng vereinzelt.
Abstände einhalten
Das Motto "Beethoven trotz(t) Corona" hat unübersehbar seine Berechtigung. Musikalisch aber verwandelte der Auftritt die äußeren Beschränkungen in geballte klingende Energie.
Auch bei der Probenarbeit stellten die aktuell gültigen Corona-Regeln die Musiker vor besondere Herausforderungen. "Es ist nicht einfach für uns bei der Probenarbeit, wenn wir diese Abstände einhalten müssen", gestand Coburgs 1. Kapellmeister Johannes Braun. Denn eigentlich strebt ein Orchester nach einem möglichst homogenen Klang, der sich bei einer kompakten Aufstellung natürlich deutlich einfacher erzielen lässt.
Kammermusikalische Lesart
Die personelle Begrenzung der Orchestergröße auf knapp über zweieinhalb Dutzend Musizierende legte beinahe zwangsläufig eine eher kammermusikalische Lesart nahe. Genau in diese Richtung zielte Johannes Braun mit seiner Interpretation.
Straff, klar in den Konturen, präzis im Zusammenspiel, dynamisch sorgfältig ausgeformt, voller rhythmischer Energie und innerer Spannung - so ließ Braun zum Auftakt Beethovens im Jahr 1800 in Wien uraufgeführte 1. Sinfonie musizieren.
Das sorgsam einstudierte Philharmonische Orchester folgte seinen klaren gestalterischen Akzenten stets hoch konzentriert - auch dort, wo Braun die dynamischen Kontraste bewusst oft schroff und mit scharfen Akzenten ausreizen ließ.
Begeisterter Beifall
Dass Beethovens sinfonischer Erstling weit mehr ist als nur ein vorsichtig formulierter Sinfonie-Versuch auf den Spuren Joseph Haydns, wurde in dieser schlüssigen Wiedergabe unmittelbar hörbar. Mindestens ebenso überzeugend geriet dann das klingende Plädoyer für die 1807 ebenfalls in Wien uraufgeführte "Vierte" - ein Werk, das gleichfalls zu den noch immer gerne unterschätzten Kompositionen Beethovens zählt.
Lange Corona-Zwangspause
Johannes Braun gelang es jedenfalls gemeinsam mit dem nach langer Zwangspause bestens disponierten Philharmonischen Orchester sehr lebendig, den Ausdrucksreichtum dieser Sinfonie zu entfalten. Das galt für die in flottem Tempo genommenen Ecksätze und das rhythmisch pointiert gespielte Menuett ebenso wie für das Adagio, das Johannes Braun in seinen fein differenzierten Ausdruckswerten sehr intensive entfalten ließ.
Begeisterter Beifall
Wegen der Corona-Beschränkungen dürfen derzeit Tickets nur für kaum mehr als ein Fünftel der 500 Sitzplätze im Landestheater verkauft werden. Die Zuhörer freilich machten diese Begrenzung mit ihrem ausdauernden ausdauernden Beifall lautstark wett und waren sich in ihrer Begeisterung hörbar einig: "Beethoven trotz(t) Corona" - ein gelungener Start in die neue Konzertsaison.
Rund um das Sinfoniekonzert und die nächsten Veranstaltungen des Landestheaters
Johannes Braun ist seit Herbst 2017 Erster Kapellmeister am Landestheater Coburg. Er studierte zunächst Musikwissenschaft und Geschichte an der Ruprecht-Karls- Universität in Heidelberg und später Schulmusik und Orchesterdirigieren bei Andreas Weiss an der Hochschule für Musik in Karlsruhe. Anschließend wechselte er an die Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar, um dort sein Dirigierstudium fortzusetzen und abzuschließen. Meisterkurse absolviert Neben seinem Studium erhielt Johannes Braun durch Assistenzen und Meisterkurse wichtige künstlerische Impulse. So assistierte er namhaften Dirigenten wie Francois Xavier Roth, Sylvain Cambreling, Johannes Klumpp und besuchte Meisterkurse bei Bernard Haitink, Alessandro de Marchi und Jukka-Pekka Saraste Auszeichnungen Zu den bisherigen Erfolgen von Johannes Braun gehören die Auszeichnung der Familienstiftung Ernst Edler von Schuch mit dem Ernst-von-Schuch-Preis im Herbst 2016 sowie die Aufnahme in die Künstlerliste "Maestros von morgen" des Deutschen Musikrates.
Die nächsten Termine Freitag, 25. September, 19.30 Uhr It'z Jazz around the Globe - Quadro Nuevo, Landestheater
Samstag, 26. September, 11 Uhr: Jazz-Matinee Karawahn - Schlossplatz; 19.30 Uhr "Globe Songs Episode I" (Premiere), Landestheater
Sonntag, 27. September, 11 Uhr Jazz-Matinee Scott Hemingway Septett, Schlossplatz; Marialy Pacheco & Philharmonisches Orchester, 19.30 Uhr, Landestheater
Freitag, 2. Oktober, 19.30 Uhr Frid "Das Tagebuch der Anne Frank", Wiederaufnahme, Landestheater
Samstag, 3. Oktober, 19.30 Uhr Delaporte/de la Patelliere "Das Abschiedsdinner", Landestheater
Sonntag, 4. Oktober, 18 Uhr Frid "Das Tagebuch der Anne Frank", Landestheater
Dienstag, 6. Oktober, 18 Uhr Soiree "Bezahlt wird nicht", Landestheater
Samstag, 10. Oktober, 19.30 Uhr "Fly me to the Moon - Sinatra in Concert", Landestheater Vorverkauf Tickets für die Aufführungen gibt es im Vorverkauf an der Kasse des Landestheaters Coburg.red