Coburger Bauern für Bienen und Blumen
Autor: Rainer Lutz
LKR Coburg, Freitag, 14. April 2017
Weil ihnen die Zukunft der Bienen am Herzen liegt, legen Landwirte Blühstreifen rund um ihre Maisfelder an.
Böse Spinnen und dergleichen wären Majas kleineres Problem, würde die Geschichte der kleinen Biene heute erneut verfilmt. Das Volk von Maja und ihrem molligen Freund Willi hätte zu kämpfen mit immer weniger Blüten in Flugweite, mit vergifteten Pflanzen und gefährlichen Parasiten. Damit es den echten Vorbildern von Maja im Coburger Land besser geht, ergreifen jetzt einige Landwirte die Initiative. Sie geben ihren Maisfeldern einen blühenden Rahmen.
Andreas Grambs aus Meeder ist Landwirt und selbst Imker. Gerade jetzt bereitet er das Saatbett für die Blühmischung vor, die er in den kommenden Wochen rund um seine Maisfelder ausbringen will. Er muss noch etwas warten, denn einige Samen sind empfindlich gegen Frost. Wenn dann der Mais aufläuft, wird er umrahmt sein von einem bunten Streifen aus Saatwicke, Phacelia, Alexandrinerklee, Buchweizen und Sonneblumen. Diese Arten stellen den Hauptanteil der Mischung mit zusammen 75 Prozent. Mit geringeren Anteilen folgen Inkarnatklee, Perserklee, Serradella, Ölrettich, Weißer Senf, Koriander und Ringelblume. Mit jeweils weniger als einem Prozent sind Kornblume, Malve, Borretsch und Dill an der Blühmischung beteiligt, die an Vogelfutter erinnert. "Mit den Blühstreifen schaffen wir Weideflächen für Bienen und andere Wildtiere. Das ist gut für die Umwelt und bereichert die Landschaft", sagt Andreas Grambs.
Weil ihm und seinen Imkerfreunden, die rund um Meeder zusammen mehr als 50 Völker betreuen, daran gelegen ist, dass mehr Landwirte sich an dem Programm "Blühende Rahmen" beteiligen, hat er gleich für seine Berufskollegen mit für ausreichend Saatgut gesorgt. "Was ich da habe, reicht etwa für 15 Landwirte", rechnet er vor.
"Bisher weiß ich von sechs Betrieben, die dabei sind", sagt der Kreisobmann des Bauernverbandes in Coburg, Martin Flohrschütz. Der Verband hat in den vergangenen Jahren schon Erfahrungen mit der freiwilligen Aktion der Bauern gesammelt. Sie stoßen damit durchaus auf Anerkennung, weiß Flohrschütz: "Die vielen positiven Rückmeldungen von Spaziergängern und Radfahrern haben gezeigt, der Einsatz lohnt sich." Er erinnert allerdings daran, dass die schönen Blüten nicht zum Pflücken angebaut werden. Sie sind für Bienen und Wildtiere, nicht für die Vase auf dem Kaffeetisch gedacht.
Nutzen für alle
Den Bienen zu helfen, liegt im ureigensten Interesse der Bauern. Sie werden aber auch unterstützt. Saatgutanbieter geben Rabatte und sponsern den Anbau der Blühstreifen. Dass es auch eine enge Verbindung zwischen Imkern und Landwirten gibt, betont Bernhard Wicht, der auch Bienenvölker in der Meederer Flur stehen hat: "Bienen brauchen Blüten und Blüten brauchen Bienen. Bei Imkern und Landwirten ist es ganz ähnlich." Er ist von der Aktion begeistert: "Die blühenden Rahmen schaffen ein tolles Nahrungsangebot für Bienen und andere Insekten."Wenn Andreas Grams sein gesamtes Saatgut an seine Berufskollegen los wird, dann könnten in diesem Sommer allein im Raum Meeder und Lautertal drei blühende Hektar als Nahrungsangebot zur Verfügung stehen. Probleme mit der Meldung im Mehrfachantrag für EU-Fördermittel gibt es übrigens nicht. "Es gibt einen eigenen Code für Mais mit Blühstreifen", erklärt Hans Rebelein, Geschäftsführer beim BBV in Coburg. Damit bekommt kein Landwirt ein Problem, weil er den drei Meter breiten Blühstreifen aus der restlichen Anbaufläche herausrechnen müsste.
Andreas Grambs möchte mit seiner Teilnahme auch das Image von Mais etwas aufbessern, der seiner Meinung nach zu Unrecht in Verruf geraten ist. "Einige Leute stören sich am Maisanbau, dabei nutzt gerade der Mais die Sonnenenergie besonders effektiv und braucht vergleichsweise wenig Wasser und Pflanzenschutz", sagt er. Um darüber aufzuklären, bringt er Infotafeln an seinen Feldern an, auf denen über den Maisanbau und die "Blühenden Rahmen" informiert wird.
Es kann sich übrigens lohnen, die Blütenpracht nicht nur zu bestaunen, sondern auch im Bild festzuhalten. Der Bauernverband startet nämlich einen Fotowettbewerb. Wer bis zum 15. September das schönste Bild von einem blühenden Rahmen einschickt, kann einen Geldpreis gewinnen.
Schlechte Nachricht von der EU
Während sich Imker und Bauern hier um die Zukunft der Bienen sorgen, kommen erschreckende Nachrichten von Seiten der EU. Vor kurzem wurde von der EU-Kommission eine Änderungsmittelung zu den Grenzwerden von Neonikotinoiden herausgegeben. Nach Beschlüssen in Mitgliedsländern wurden diese Werte für Rückstände in Lebensmitteln erheblich angehoben. So etwa für das Nervengift Acetamiprid.Es darf beispielsweise in Spargel künftig in 80 Mal höherer Konzentration enthalten sein als bisher, in Schweinefleisch ist die 25-fache Dosis erlaubt. Eine Entscheidung, in die das EU-Parlament übrigens nicht eingebunden ist. Neonikotinoide gelten als hoch gefährlich für Bienen. Naturschützer und Biolandwirte fordern seit langem ein Verbot.