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Coburger Ballett-Gala: Romeo und Julia treffen Macbeth


Autor: Jochen Berger

Coburg, Sonntag, 08. Juli 2018

Wie die Ballett-Gala im Landestheater Coburg die zahlreichen Besucher mit Vielfalt auf hohem Niveau begeistert.
Die Balkonszene aus "Romeo und Julia" präsentierte das BAllett des Theaters Nordhausen bei der Ballett-Gala im Landestheater Coburg.Foto: Jochen Berger


Für die zahlreichen Ballett-Fans in Coburg und Umgebung ist dieser Abend das reinste Vergnügen - und für die Akteure hinter der Bühne eine spannende Herausforderung. "Kaleidoskop" lautete das Motto der Ballett-Gala, die insgesamt zwölf Choreografien oder Ausschnitte aus Choreografien zu einem abwechslungsreichen, stilistisch vielseitigen Abend bündelte. In einem nächtlichen Proben-Kraftakt mussten dazu die Choreografien der gastierenden Ensembles auf die Coburger Bühne angepasst und eingeleuchtet werden.


Gleich vier Ballett-Ensembles aus Deutschland und Österreich hatte Coburgs Ballett-Direktor Mark McClain eingeladen. Für McClain wurde der Abend unter dem Motto "Kaleidoskop" gleichsam zur Reise durch sein künstlerisches Leben als Tänzer und Choreograf. Schließlich verbinden ihn mit allen vertretenen Gast-Choreografen gemeinsame Bühnenerinnerungen. Coburgs designierter Intendant Bernhard F. Loges nutzte den Abend als Gelegenheit, sich dem Publikum im Landestheater erstmals auch als Moderator zu präsentieren - zu Beginn und am Ende assistiert von Mark McClain.


"Feuervogel"

Das Ballett Coburg war gleich mehrfach vertreten und demonstrierte selbstbewusst sein Leistungsvermögen zwischen klassisch geprägten Ensembleszenen und experimentierfreudigem Pas de deux. Zwei Ausschnitte aus Mark McClains großem Ballettabend "After Dark" bildeten den Rahmen des knapp zweistündigen Programms. Dazu steuerte das Ballett Coburg noch den "Reigen der Prinzessin" aus Mark McClains gefeierter "Feuervogel"-Adaption sowie zwei Choreografien aus dem Kammerballett-Abend "First Steps" bei - zwei Pas de deux-Szenen von Sylvain Guillot ("Treffpunkt) sowie von Chih-Lin Chan und Takashi Yamamoto ("Close your eyes").


Ballett im Revier

Mit einer Mozart-Choreografie eröffnete das Ballett im Revier Gelsenkirchen den Reigen der Gast-Ensembles. Uwe Scholz hatte dazu den ausdrucksvollen langsamen Satz des sogenannten "Jeunehomme"-Konzerts für Klavier und Orchester in einen sehr poetischen Pas de deux verwandelt (getanzt von Bridgett Zehr und Carlos Contreras).


Musik von Bach

Marina Kanno und Alexej Orlenco tanzten zwei ältere Choreografien von Nacho Duato, dem scheidenden Intendanten des Staatsballetts Berlin. In "Rassamblement" erlebt das Publikum einen eindringlichen Tanz als Traum von der Freiheit. In dem Duett "Cello" übersetzt Duato das Prélude aus Johann Sebastian Bachs erster Cello-Suite in einen virtuosen, fast slapstickartik zugespitzten Pas de Deux, bei dem sich die Tänzerin in ein widerspenstiges Cello verwandelt.


Poesie und Leidenschaft

Einen verführerischen Totentanz ("If I go") und die mit Poesie und Leidenschaft umgesetzte Balkonszene aus "Romeo und Julia" zu Sergej Prokofjews Musik hatte das Ballett des Theaters Nordhausen mit nach Coburg gebracht.
Zwei klassische Stücke präsentierten Lara Brandi und Gabriel Marseglia von der Tanzcompany des Tiroler Landestheaters Innsbruck. Eher elegant als dämonisch kam ihr Pas de deux aus Macbeth daher, mit Elan und großer Intensität eine Szene aus "Peer Gynt" zur Musik nicht von Edvard Grieg, sondern mit der Johnny-Cash-Version von "Hurt".


Ausdauernder Beifall

Am Ende der facettenreichen Ballett-Gala wenige Tage vor Ende der Saison gab es begeistert ausdauernden Beifall des Publikums.


Die mitwirkenden Ballett-Ensembles

Ballett Coburg Das Ballett Coburg steht seit Herbst 2010 unter der LEitung von Ballett-Direktor Mark McClain. Ballettmeisterin ist Tara Yipp.

Ballett im Revier Gelsenkirchen Die gebürtige Amerikanerin Bridget Breiner übernahm 2012/2013 die künstlerische Leitung der Tanzsparte in Gelsenkirchen. Ihr erstes abendfüllendes Handlungsballett "Ruß-Eine Geschichte von Aschenputtel" wurde 2013 mit dem renommierten Theaterpreis DER FAUST ausgezeichnet. 2015 erhielt sie mit ihrer Company erneut den begehrten Theaterpreis für ihre Produktion "Charlotte Salomon: Der Tod und die Malerin". Der künstlerische Ansatz der Company ist stark in der Körperlichkeit und den Stärken des Klassischen Balletts verwurzelt. Den Ausgangspunkt bildet diese hoch entwickelte und sehr spezielle Kunstform, die klassische Technik. Ab der Spielzeit 2019/2020 wird Bridget Breiner die Ballettdirektion des Badischen Staatsballett Karlsruhe antreten.

Tanzcompany des Tiroler Landestheaters Innsbruck: Unter der Leitung von Enrique Gasa Valga wurde die Tanzcompany bereits dreimal mit einem Tanzstück von Ballettdirektor Enrique Gasa Valga für den Österreichischen Musiktheaterpreis in der Kategorie "Beste Ballettproduktion" nominiert: 2013 "Frida Kahlo", 2014 "Faust" und 2017 "Peer Gynt" - und für "Frida Kahlo - Pasión por la vida" wurde er mit dem Goldenen Schikaneder ausgezeichnet.

Staatsballett Berlin Das Staatsballett Berlin ist die größte Ballettkompanie in Deutschland und repräsentiert den Tanz als Kunstform nicht nur in der Hauptstadt, sondern auch in internationalem Zusammenhang. Im Jahr 2014 wurde der spanische Choreograf Nacho Duato zum Intendanten des Ensembles berufen. Mit seinen preisgekrönten Werken bereichert er das große Repertoire um Werke, die seine unverwechselbare künstlerische Handschrift tragen.

Ballett TN LOS! Das Ballett des Theaters Nordhausen wurde zu Beginn der Spielzeit 2016/2017 als "Ballett TN LOS!" unter der Leitung von Ballettdirektor Ivan Alboresi neu formiert. Zwölf Tänzerinnen und Tänzer aus zurzeit acht Nationen tanzen in jeder Spielzeit in zwei neuen, großen Ballettabenden sowie in einem von ihnen selbst choreografierten Kammertanzabend. Das Spektrum reicht vom großen Ballettklassiker "Schwanensee" bis zu Uraufführungen wie dem Auftragsballett "Die Kraniche des Ibykus", das Christoph Ehrenfellner für das "Ballett TN LOS!" komponierte.