Coburger Bachchor begeistert mit Monteverdis Marienvesper
Autor: Gerhard Deutschmann
Coburg, Sonntag, 22. November 2015
Frische Farben und frische Klänge: Mit der Coburger Erstaufführung der vor 400 Jahren entstandenen "Marienvesper" durch den Coburger Bachchor kehrt die Musik in die beinahe fertig renovierte Morizkirche zurück.
Als Vater des Oratoriums könnte man den an der Wende von der Renaissance zum Barock lebenden Claudio Monteverdi (1567 bis 1643) bezeichnen. Die 1610 entstandene monumentale "Marienvesper" stellt einen Meilenstein in der Kirchenmusik dar.
Auch seine drei Jahre zuvor geschriebene Oper "L"Orfeo" ist das erste vollgültige Kunstwerk dieser Gattung. Dem "alten" Stil der Chorpolyphonie wird die neue Monodie - der begleitete Einzelgesang - gegenüber gestellt, was später zu Rezitativ und Arie führt.
So erlebt man in dem etwa eineinhalbstündigen Werk lebendige Ausgewogenheit zwischen beiden Stilen, wobei die Solostimmen oft in ihren Melismen sehr virtuos geführt und mit reizvollen Echowirkungen versehen sind, die auch räumlich getrennt ausgeführt wurden.
Drei zuverlässige Säulen prägten die verdienstvolle Wiederaufführung durch den Coburger Bachchor.
Anspruchsvolle Partitur
Den anspruchsvollen Orchesterpart führte ebenso stilsicher und klangvoll das Ensemble Oltremontano mit Streichinstrumenten, Zinken, Posaunen, Laute und Orgel aus. Der Coburger Bachchor glänzte abermals durch saubere Intonation, rhythmische Präzision und differenzierte Klangentfaltung. Überlegen und sicher führte Peter Stenglein das gesamte Ensemble durch die anspruchsvolle Partitur und sorgte damit für eine nachdrückliche Aufführung des in unserer Zeit wieder stärker beachteten Werks.
Die Marienvesper enthält mehrere Hauptteile des Abendgottesdienstes wie die fünf Vesperpsalmen und das Magnificat, dazu vier "Concerti" als generalbassbegleitete Solokonzerte, die eine gewisse Auflockerung darstellen. Die Texte sind selbstverständlich in lateinischer Sprache.
Vielstimmige Chorsätze
Festlich und weihevoll sind die zahlreichen vielstimmigen Chorsätze, die mit den vielseitig gestalteten Solostücken abwechseln. Viele reizvolle Echowirkungen gibt es im abschließenden Magnificat, die teils aus der Herzogsloge oder von der Orgelempore aus erklangen.
Die "neue" Morizkirche hat jedenfalls ihre akustische Feuertaufe glänzend bestanden, der Chor sein schmuckes neues Podium eingeweiht und die Zuhörer im farblich geschmackvollen und geheizten Kirchenraum ein hochkarätiges, nachhaltig wirkendes Konzert erlebt, das am Ende lange anhaltenden, verdienten Beifall erhielt.