Coburger Amateurfunker: Morgens Verbindung nach Japan, abends in die USA
Autor: Helke Renner
Coburg, Donnerstag, 16. April 2015
Fast 80 Mitglieder hat der Ortsverein Coburg des Deutschen Amateur-Radio-Clubs. Dazu gehören auch junge Leute, die das Funken als eine unabhängige Form der weltweiten Kontaktaufnahme sehen.
Anton Würfel hat ein Handy und nutzt auch regelmäßig seinen Computer. Trotzdem ist er seit über vier Jahren ein begeisterter Amateurfunker. Warum? Ist das nicht ein bisschen antiquiert und ungewöhnlich für einen jungen Mann Anfang 20? Anton Würfel lacht und erläutert: "Das ist spannend. Man ist völlig unabhängig, wenn die Kommunikation übers Telefon oder Internet nicht möglich ist. Und man weiß nie, wer auf einen Ruf antwortet." Je nachdem, wie die Antenne steht und wann das Signal ausgesandt wird, könne die Antwort von irgendwo aus der Welt kommen. "Morgens geht es besser in Richtung Japan, abends in die USA." Jahreszeit und Sonnenflecken spielten dabei auch noch eine Rolle - aber das nur nebenbei gesagt.
Anton Würfel ist Mitglied beim Deutschen Amateur-Radio-Club (DARC) Coburg. Als "Radio-Verein Studiengesellschaft für Elektrotechnik und Funkentelegraphie Hauptortsgruppe Coburg" 1919 gegründet, handelt es sich um den ältesten Verein dieser Art. Zwar wurde er 1936 aus dem Vereinsregister gelöscht, nach dem Krieg organisierte sich der Radio-Club aber wieder neu. Und 1956 wurde offiziell der DARC Coburg gegründet. Heute hat er fast 80 Mitglieder. Sie treffen sich immer am letzten Freitag im Monat im Gasthaus Kaiser in Dörfles-Esbach.
Ein Hobby, das Spaß macht
Der Club betreibt eine eigene UKW-Station und einen sogenannten Echolink-Knoten. Damit ist ein weltweiter Funkverkehr mit relativ geringem technischen Aufwand möglich. "Wenn alles ausfällt, dann reichen eine Autobatterie, ein Funkgerät und ein Stück Draht", erzählt Anton Würfel. Damit komme ein Funker theoretisch um die ganze Welt. Und das sei genau das, was ihn interessiere, betont er. "Leider führt der Amateurfunk in Deutschland ein Schattendasein. Für mich ist er ein tolles Hobby, das mir riesigen Spaß macht."
Derzeit studiert Anton Würfel in Erlangen Informatik und teilt sich dort eine Wohnung mit Robert Bauersachs, der sich der Elektrotechnik mit Richtung Hochfrequenz verschrieben hat und auch Mitglied im DARC Coburg ist. Sie haben beide 2010 eine Prüfung bei der Bundesnetzagentur in Erfurt abgelegt. Die ist für eine Zulassung zur Teilnahme am Amateurfunkdienst mit personengebundener Rufzeichenzuteilung erforderlich. "Jeder von uns hat sein eigenes Rufzeichen, das ist wie ein Nummernschild beim Auto." Bei den deutschen Funkern beginnen diese Rufzeichen mit DA bis DQ. In den USA ist es zum Beispiel der Buchstabe N oder W.
Und wie nehmen die Amateurfunker Kontakt zueinander auf? Mit Morsezeichen? Anton Würfel lacht wieder. "Morsezeichen nutzen wir nur, wenn der Empfang sehr verrauscht ist. Ansonsten sprechen wir schon auch miteinander." Dabei gehe es weniger um Persönliches, sondern vor allem um Austausch über technische Dinge, über die Funkgeräte und wie gut ein Signal bei den Stationen ankommt.
Antenne auf dem Balkon
In Erlangen haben Anton Würfel und Robert Bauersachs eine Antenne auf dem Balkon. "Das geht, aber nicht so richtig gut." Deshalb gehen die beiden ihrem Hobby lieber nach, wenn sie am Wochenende zu Hause sind. An der Volkshochschule stehen den Mitgliedern des DARC Coburg zudem eine Funkstation und eine kleine Werkstatt zur Verfügung, in der sie selbst Projekte bauen können.