Druckartikel: Coburger Altstadtfreunde plakatieren "Brief" an OB Tessmer

Coburger Altstadtfreunde plakatieren "Brief" an OB Tessmer


Autor: Oliver Schmidt

Coburg, Samstag, 11. Juli 2015

Mit einer ungewöhnlichen Aktion wird auf den vermeintlichen Stillstand bei der Altstadtsanierung hingewiesen.
Eines von drei Plakaten der Altstadtfreunde Foto: Oliver Schmidt


Zu der Aktion der Altstadtfreunde hier ein Kommentar von Tageblatt-Redaktionsleiter Oliver Schmidt:


Wenn Freunde übers Ziel hinausschießen

Ja, es gibt in Coburg noch so ein paar Stellen, die saniert gehören. Ja, das ehemalige Schlick-Gebäude im Steinweg ist ein besonders störender Schandfleck. Und, ja, natürlich ist die Frage erlaubt, warum sich dort auch Jahre nach dem Erwerb durch die städtische Wohnbau nichts getan hat.

Wer allerdings an einer seriösen Antwort interessiert ist, sollte seine Frage auch seriös oder zumindest "anständig" stellen - und nicht aggressiv, plakativ und unnötig provozierend.

Doch zu genau dieser Form haben sich nun die Altstadtfreunde um Christa Minier entschieden und in der Stadt mehrere Großplakate aufgehängt: "Lieber Herr Oberbürgermeister Tessmer, wann sanieren Sie endlich die Altstadt?" Dazu ein Foto vom Schlick-Gebäude sowie der Zusatz, dass man sich bis 20. Juli eine Antwort wünscht.

Mit Verlaub: Was sind denn das für Umgangsformen? Glauben die Altstadtfreunde ernsthaft, damit einen konstruktiven Beitrag leisten zu können?

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Jeder Stadt tut es gut, kritische Geister zu haben, die immer mal wieder den Finger in bestimmte Wunden legen. Auch die Altstadtfreunde haben in der Vergangenheit durchaus den einen oder anderen guten Denkanstoß gegeben. Gelegentlich haben sie allerdings auch schon mal übers Ziel hinaus geschossen mit ihren Protesten und Bedenken - allerdings noch nie so weit da rüber hinaus wie diesmal.
Wie soll denn der OB auf diese Plakat-Anfrage reagieren? Er könnte es sich natürlich leicht machen und darauf verweisen, dass eine Altstadtsanierung in den Zuständigkeitsbereich von Baubürgermeisterin Birgit Weber (CSU) fällt. Er könnte als Antwort aber auch ein eigenes Plakat entwerfen. Unser Vorschlag: Darauf zu sehen sind der neu gestaltete Albertsplatz und die sich im Total-Umbruch befindliche und bereits viele tolle Sanierungserfolge vorzeigen könnende Ketschenvorstadt. Dazu noch Bilder aus dem Sanierungsgebiet Leopoldstraße sowie als Text: "Liebe Altstadtfreunde, wir können und machen viel, vielleicht sogar alles - aber nicht alles auf einmal!" Außerdem kann die Stadt nicht alles alleine machen, ist immer auch auf das Engagement privater Hauseigentümer angewiesen.

In Sachen Schlick-Gebäude kommt hinzu, dass ein entsprechendes Sanierungsgebiet, das auch den Bereich Post und Steinweg umfasst, längst auf den Weg gebracht ist. Klar, die Stadt könnte in diesem Bereich theoretisch schon viel weiter sein - praktisch hat sie es dort aber seit Jahren nicht nur mit schwierigsten Eigentumsverhältnissen zu tun, sondern auch mit bewussten Blockierern, die bereits OB Kastner das Leben und Handeln schwer gemacht haben. Wenn jetzt auch noch "kritische Geister" mit plakativen Aktionen zusätzlich Schärfe reinbringen, ist das der Sache bestimmt nicht dienlich.