Coburger als Missionar für die Mormonen unterwegs
Autor: Simone Bastian
Coburg, Montag, 12. August 2013
Zwei Jahre war Christopher Jacob aus Großgarnstadt für die Mormonen als Missionar unterwegs. Nun ist er zurück.
Einmal in der Woche hat er seiner Schwester geschrieben. An Weihnachten und am Muttertag durfte er mit seiner Familie auch telefonieren. "Es ist wie bei einem Zimmermann, der auf der Walz ist", sagt Christopher Jacob. "Wir sind im Werke Christi unterwegs", zu viel Kontakt nach Hause würde davon nur ablenken. Die Missionare der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage sollen sich auf ihre Aufgabe konzentrieren: Menschen einladen, über Christus und das Evangelium zu reden. Jeden Tag. Auch am Sonntag nach dem Gottesdienst, auch am freien Tag der Woche, dem Vorbereitungstag. Denn frei für die Erledigungen des Alltags sind die Missionare nur bis 18 Uhr.
Zwei Jahre sind die männlichen Missionare unterwegs - oft fern der Heimat, wie Tim Meyer aus USA und Travis Boyd aus Kanada. Meyer lebt schon seit sieben Monaten in Coburg, Boyd ist der zweite Partner, mit dem er hier zusammenarbeitet.
Einladung zu Gesprächen
Die Missionare leben in Wohnungen, die die Kirche für sie angemietet hat. Gemeinden gebe es überall, sagt Jacob, "und wenn es ein Zimmer in einem Industriegebiet ist". Ihre Aufgabe ist es, Menschen zu bewegen, dorthin zu kommen. Sie sprechen Einladungen aus, betonen die vier Missionare übereinstimmend, die derzeit in Coburg unterwegs sind. "Es bringt Freude, zu wissen, dass man jemandem geholfen hat und Christus nähergebracht hat", sagt Tim Meyer ernst. Durchhänger, Zweifel? Habe er nie erlebt, beteuert Meyer. "Wir sind auf Mission gekommen, um die Leute einzuladen, auszuprobieren, ob das, was wir sagen, richtig ist." Christopher Jacob kann sich an Momente erinnern, in denen er sich fragte, "warum machst du das?" Doch abbrechen wollte er nie. "Es war zu schön - und es macht zu viel Spaß."
Männer dürfen länger
Deshalb schaut "Sister" Tirzah Prince schon ganz wehmütig: Ein halbes Jahr Missionsdienst liegt noch vor ihr, doch sie würde gern länger bleiben. Die "Sisters", so heißen die weiblichen Missionare, werden nur 18 Monate hinausgesandt. Die jungen Männer dürfen zwei Jahre lang weg. "Da bin ich ein bisschen neidisch", sagt auch Sarah Nelson, die derzeit mit Tirzah Prince ein Team bildet. Wer wohin geschickt wird, entscheidet der "Prophet", das Kirchenoberhaupt der Mormonen in den USA. Sarah Nelson war von der Nachricht, dass sie nach Deutschland gehen würde, begeistert. "Ich wollte Deutsch lernen!" Tim Meyer, dessen deutsche Vorfahren zunächst nach Südafrika gingen, bevor sein Großvater in die USA übersiedelte, sieht einen großen persönlichen Gewinn für sich: "Man lernt viel über sich selbst und stärkt seinen Glauben!"
Zwei Jahre mehr oder weniger auf sich allein gestellt, "das macht erwachsen", sagt Christopher Jacob. "Man muss sich ums Geld kümmern, die Wäsche machen, die Wohnung putzen..." Die Missionare haben in jeder Gemeinde einen Ansprechpartner; außerdem ist da noch der Missionsleiter, an den sie sich wenden können, wenn es Probleme gibt. Zum Beispiel, wenn zwei wirklich nicht miteinander zurechtkommen. Aber so weit, sagt Jacob, sei es bei ihm und seinen Kollegen nie gekommen. Mit einigen sei er jetzt noch in Kontakt.
Für Christopher Jacob war von Anfang an klar, dass er nach Coburg zurückkommen würde. Zunächst will er wieder in seinem erlernten Beruf als Metzger arbeiten, nebenbei den Meister machen und später eine Fachlehrerausbildung. So lautet sein Plan. Als Missionar hat er gelernt, zu improvisieren, wenn etwas nicht wie vorgesehen läuft. "Es ist ein Abenteuer - jeden Tag", schwärmen die beiden Sisters Nelson und Prince. Der Montag ist ihr "Vorbereitungstag", an dem sie sich um ihre Wohnung kümmern oder Souvenirs kaufen. Eine Weihnachtspyramide wolle sie mitbringen, erzählt Tirzah Prince.
Jacobs Rückkehr fiel mit dem (vorverlegten) monatlichen Gemeindeessen zusammen. "Für mich war es ein Fest", sagt Jacob. Sogar ein Vertreter des "Pfahls" nahm am Gottesdienst teil, in dem er über seine Missionsarbeit berichtete. Der "Pfahl" ist eine Organisationseinheit mit mehreren Gemeinden, vergleichbar einem Bistum. Die Coburger Gemeinde sei in den vergangenen zwei Jahren gewachsen, hat Christopher Jacob festgestellt. Das sei sicherlich der Mission zu verdanken - "und Werk des Herrn".