Coburger Ärztin setzt sich für leukämiekrankes Mädchen in Rumänien ein
Autor: Christiane Lehmann
Coburg, Sonntag, 12. März 2017
Wie eine Coburger Oberärztin einem an Leukämie erkrankten Mädchen in Rumänien helfen möchte und das zu einer persönlichen Herzensangelegenheit macht.
Manchmal ist es nur ein Wort. Manchmal ist es ein Blick, der uns im Facebook innehalten lässt, uns neugierig macht auf die Geschichte, die sich dahinter verbirgt. Adina Iercescu scrollte am Handy als sie plötzlich in die Augen von Ruxandra Maria Bogdan blickte. Das Kind, ein Jahr alt, mit aufgequollenem Gesicht und Glatze. Darunter eine fröhliche, lachende Ruxandra mit Schleifchen im Haar im Arm ihres Bruders.
Das war vor drei Monaten. Seither lässt Adina Iercescu die Geschichte des kleinen Mädchens, nicht mehr los. Als Oberärztin am Klinikum Coburg hat sie sehr schnell erkannt, dass es sich bei der Diagnose "akute lymphoblastische Leukämie" um einen Notfall handelt. Die Medizinerin, selbst Mutter einer drei Jahre alten Tochter, wollte unbedingt helfen - zumal sie als Rumänin die Zustände und Umstände in rumänischen Krankenhäusern kennt.
Doch zunächst zur Geschichte: Ruxandra Maria Bogdan ist mittlerweile ein Jahr und drei Monate alt. Am 15. Dezember 2016 wurde bei ihr Leukämie diagnostiziert. Seitdem liegt sie im Temeswarer Kinder-Krankenhaus, "Louis Turcanu" - immer begleitet von ihrer Mutter, die Tag und Nacht an ihrem Bettchen wacht. Zwei Chemozyklen hat sie bereits hinter sich. Doch die durchaus positiven Ergebnisse der Knochenmarkbiopsie haben sich innerhalb eines Monats erneut verschlechtert.
Bruder als Knochenmarkspender
"Ruxandra braucht dringend eine Stammzelltransplantation", sagt Adina Iercescu. Einen geeigneten Knochenmarkspender gibt es bereits. Ruxandras siebenjähriger Bruder steht zur Verfügung. "Die Überlebensrate liegt in Deutschland bei 90 Prozent," weiß die Ärztin. In Rumänien allerdings seien die Chancen schlechter, da weder Ausstattung noch Hygienestandards ausreichen.
Familie verzweifelt
Aus nahezu täglichem Email-Kontakt mit der Tante der kleinen Ruxandra weiß Adina Iercescu, dass ihre Mama manchmal verzweifelt ist, aber die ganze Familie kämpft und alles tut was möglich ist um die Ruxandra zu retten. Als Zahnärztin weiß sie um die notwendigen sterilen Maßnahmen, die während einer Chemotherapie lebensnotwendig sind. Stattdessen würden erkältete Assistenzärzte ohne Mundschutz ein- und ausgehen. Das Bad befindet sich im Flur. "Das Vertrauen in die Klinik ist weg," weiß Adina Iercescu. "Und wenn der Patient erst einmal das Vertrauen verloren hat, läuft alles schief," so ihre Erfahrung. Die Coburger Ärztin hat sich deshalb mit den Spezialkliniken in Jena, Wien und Istanbul in Verbindung gesetzt. Nach eigenen Angaben sind für die Behandlung und die lebensnotwendige Knochenmarktransplantation 350 000 Euro notwendig. "Erst, wenn die auf dem Tisch liegen, wird mit der Behandlung begonnen, wurde mir mitgeteilt. Die Summe war bei allen Kliniken nahezu die gleiche." Damit hatte Adina Iercescu nicht gerechnet.
Mittlerweile hat die Tante der kleinen Ruxandra, die dem Verein "Cetatea Voluntarilor" zur Unterstützung armer und kranker Kinder in Rumänien angehört, 70 000 Euro an Spendengeldern speziell für Ruxandra gesammelt. Unterstützung hatte sie dabei vom Jugendamt der Stadt Arad. "Doch die 350 000 Euro werden wir zeitlich nicht schaffen," gibt sich die Coburger Ärztin realistisch. Ein Spendenaufruf im Klinikum brachte bisher nur wenig Erfolg.
Kann Italien helfen?
Doch Adina Iercescu geht es nicht allein um die finanzielle Unterstützung. Sie recherchiert für die Familie im Internet und sucht nach Lösungen. Nach ihren Informationen fahren viele Kinder aus Rumänien, die von einem solchen Schicksal betroffen sind, nach Italien. Die Klinik San Matteo in Pavia ist ein Referenzzentrum auf internationaler Ebene für die Transplantation von Stammzellen. "Die Kosten belaufen sich dort auf 150 000 Euro und es reicht eine Anzahlung," weiß die Oberärztin.
Die Zeit eilt
Jetzt geht es darum, dass Ruxandra dorthin verlegt werden kann. Dazu muss sich ihr Gesundheitszustand allerdings verbessern. Ob sich die Familie überhaupt vorstellen kann, nach Italien zu ziehen, will die 38-Jährige in einem persönlichen Gespräch mit dem Vater besprechen. Der hat vor Jahren Zahnmedizin in Bologna studiert und spricht zumindest Italienisch. Ostern fährt Adina Iercescu mit ihrer Familie nach Rumänien und möchte dort die Tante und den Vater von Ruxandra treffen.
"Die Zeit eilt. Wer weiß, wie lange Ruxandra noch durchhält. Ihr Körper ist von Fieber und Schwäche durch die Chemo- und Kortisonbehandlung gezeichnet," weiß die Medizinerin.
Wer helfen möchte
Wer Ruxandra und ihre Familie finanziell unterstützen möchte, kann sich vertrauensvoll an Dr. Adina Iercescu wenden.
Email adinaiercescu@yahoo.com