Coburg will Spatz und die Taube
Autor: Simone Bastian
Coburg, Donnerstag, 20. Februar 2020
Umliegende Landkreise machen sich mit der Stadt Coburg dafür stark, dass ein Regionalexpress Nürnberg-Coburg-Erfurt eingerichtet wird. Daneben will Coburg nach wie vor ICE-Systemhalt werden.
Thüringen ist derzeit auch in Bahndingen ein Fragezeichen: Dass eine Regionalexpress-Verbindung Nürnberg-Erfurt auf der Neubaustrecke durch den Thüringer Wald ausgeschrieben werden soll, hatten die Freistaaten Thüringen und Bayern noch miteinander abgestimmt. Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) hatte diese Verbindung als "Eventualposition" in die Neu-Ausschreibung des (elektrifizierten) Franken-Thüringen-Netzes aufgenommen.
Die Ausschreibung ist vorbei, nun werden die Angebote ausgewertet. Der Freistaat Bayern muss den Schienenpersonennahverkehr auf seinem Gebiet bestellen und bezahlen. Wenn die Züge grenzüberschreitend fahren, muss das Nachbarland mitfinanzieren - und diese Entscheidung kann in Thüringen niemand treffen, so lange dort keine Regierung gewählt ist.
Dass dies ein Problem werden würde, war allerdings noch nicht klar, als Coburgs Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) am 27. Januar Vertreter der Landkreise Coburg, Hildburghausen, Sonneberg und Ilmkreis zu Gast hatte, um mit ihnen über die Coburger Bahnverbindungen zu sprechen. Das Ziel: Auch die Landkreise sollen den Regionalexpress befürworten - und einen Ausbau der ICE-Halte in Coburg. Dafür sind aber nicht die Länder Bayern und Thüringen zuständig, sondern die DB Fernverkehr.
Die werde aber kaum über die jetzt acht ICE-Halte hinausgehen, sagt Johannes Schneider von der BEG. Denn der Zug über Coburg sei in den normalen ICE-Takt nicht einzubinden. Deshalb wolle der Freistaat versuchen, ergänzend zu den ICE wenigstens alle zwei Stunden Zugverbindungen zwischen Erfurt und Nürnberg über Coburg in beide Richtungen zu schaffen. Das verkürze die Reisezeit in Richtung Norden und zu den ICE-Anschlüssen in Erfurt auch für Fahrgäste aus dem Bereich Bayreuth/Kulmbach und aus Südthüringen. Die BEG stehe hinter der Forderung nach einem ICE-Halt in Coburg alle zwei Stunden, versichert Schneider. Aber: "Im Moment ist das Motto: Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach."
Von einem "Spatzen" will Wolfgang Weiß (Grüne) angesichts der Verbindungen nicht sprechen: "Einigen wir uns auf Drossel!" Und sollte die DB Fernverkehr tatsächlich mehr ICE in Coburg halten lassen, dann werde die BEG ihr Regionalexpressangebot anpassen, verspricht Schneider.