Coburg will Anschluss behalten im Netz
Autor: Simone Bastian
Coburg, Dienstag, 02. Juni 2015
Der Freistaat Bayern unterstützt die Forderung nach einem ICE-Systemhalt in Coburg, sagt Andreas Schulz von der Bayerischen Eisenbahn-Gesellschaft. Auch IC-Züge wären für ihn auf der Neubaustrecke nach Erfurt denkbar - Regionalzüge aber nicht.
Derzeit ist die Vestestadt abgekoppelt. Wegen dem ICE: Die südliche Verbindungskurve von der Neubaustrecke wird derzeit fertiggestellt, deshalb fahren zwischen Ebersdorf und Coburg beziehungsweise Sonneberg keine Züge mehr.
Ab 16. Juni hat Coburg dann zumindest ICE-Anschlussgleise. In welcher Form die Stadt auch einen ICE-Anschluss erhält, ist weiterhin offen. Die Bahn will nicht mehr als einen Halt in jede Richtung am frühen Morgen und am Abend zugestehen, während die heimische Wirtschaft, Stadt und Landkreis einen zweistündlichen Halt fordern.
Kein Regionalexpress nach Erfurt
Unterstützt wird das von der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG). Die ist zwar offiziell nur für den Nahverkehr zuständig, aber der muss ja mit dem Fernverkehr abgestimmt werden.
Doch solche Lösungen schließt Andreas Schulz, Abteilungsleiter Planung bei der BEG, kategorisch aus: "Es wird keinen Regionalexpress geben, der Coburg auf der Neubaustrecke in Richtung Norden anbindet. Das ist mit den Thüringer Kollegen so abgestimmt und definitiv. Dafür reichen die Mittel für den Nahverkehr nicht aus. Es kann nicht sein, dass der Bund, der für den Fernverkehr zuständig ist, nichts tut, und wir mit unseren knappen Nahverkehrsmitteln einen ICE-Ersatz finanzieren."
Doch vom Fernverkehr wird die Region weitgehend abgekoppelt, wenn erst die Neubaustrecke in Betrieb geht, ICE ohne Zwischenhalt zwischen Bamberg und Erfurt rasen und auch die Frankenwald-Saalestalstrecke nicht mehr mit Fernzügen befahren wird. Dort werden dann nur noch Regionalzüge verkehren, und wer von Franken nach Leipzig will, muss entweder in Saalfeld oder in Jena umsteigen, weil dort die aus Bayern ankommenden Züge enden.
Seitens der Bahn ist ab 2030 ein Intercity in Aussicht gestellt, und zwar von Karlsruhe über Bamberg und Lichtenfels nach Leipzig beziehungsweise Dresden. Klaus Wünderling und Christian Illies von der Coburger Initiative "Quer" haben vorgeschlagen, diesen Zug über Coburg und Erfurt fahren zu lassen. Doch diesem Vorschlag gibt Gerd Weibelzahl, Sprecher der Coburger Kreisgruppe vom Verkehrsclub Deutschland, keine Chance. 2030 läuft in Thüringen der Vertrag mit Abellio aus. Das Unternehmen übernimmt ab Dezember 2015 mehrere Elektro-Strecken in und zwischen Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Die Bahn als Konkurrenz wolle sich mit ihrer Intercity-Ankündigung schon jetzt für die nächste Ausschreibung in Stellung bringen, vermutet Weibelzahl.
Intercitys wären Kompromiss
Das sieht Andreas Schulz ein wenig anders. Schon jetzt fahren ja die Regionalexpresszüge auf der Frankenwald-Saaletallinie parallel zum ICE Nürnberg-Jena. "Deshalb gehen wir davon aus, dass der IC auch zusätzlich kommen wird." Auf bayerischer Seite sind die Franken-Thüringen-Express-Züge bis 2023 vergeben, falls der Vertrag zwischen BEG und DB Regio nicht verlängert wird.
Einen Intercity über Coburg hält aber auch Schulz für eine gute Kompromisslösung, wenn die Bahn nicht bereit sein sollte, Coburg zum ICE-Systemhalt zu machen. Das sei derzeit auf jeden Fall noch die Forderung. Ansonsten könnte zweistündlich im Wechsel ein Intercity auf den Strecken Nürnberg-Erfurt (über Coburg) und Nürnberg-Leipzig (über Lichtenfels) fahren. "Würde man sich auf so etwas einigen, wären wir auch bereit, die Nahverkehrspläne entsprechend anzupassen."