Coburg und der Vater der "Lindenstraße"
Autor: Jochen Berger
Coburg, Montag, 07. Dezember 2015
Regisseur Hans W. Geißendörfer höchstpersönlich ist der Garant dafür, dass die TV-Dauer-Serie eine ganz besondere Beziehung zur Vestestadt hat. Und Harry Rowohlt schlug sogar eine Brücke zum literarischen Leben in Coburg.
Die Welt ist ungerecht - die Welt der Kunst oft auch. Wer den Namen Hans W. Geißendörfer ausspricht, denkt sicher zu allererst an die unvermeidliche "Lindenstraße". Und tatsächlich: Das Lebenswerk des erfolgreichen und mit vielen Auszeichnungen bedachten Filmregisseurs und Filmproduzenten ist von dieser Dauer-Familiensaga einfach nicht zu trennen. Heute vor genau drei Jahrzehnten flimmerte die Geschichte erstmals über die bundesdeutschen Bildschirme.
Sehnsucht nach der Leinwand
Drei Jahrzehnte, in denen das Schicksal der fiktiven Figuren aus jener Lindenstraße die TV-Gemeinde immer wieder bewegte. Drei Jahrzehnte aber auch, die beinahe zwangsläufig ein wenig den Blick dafür getrübt haben, dass Geißendörfer eben nicht nur der Vater der "Lindenstraße" ist - nicht nur der TV-Regisseur, sondern auch ein Regisseur, den zwischendurch immer wieder die Sehnsucht nach der
ganz großen Leinwand antrieb.
Das Coburger Kino-Publikum konnte sich davon gleich doppelt ganz persönlich überzeugen. 1992 gastierte Geißendörfer erstmals in der Vestestadt. Damals im Gepäck: "Gudrun", ein Film in fränkischer Mundart. Im März 2011 weilte Geißendörfer mit seiner unvermeidlichen Strickmütze auf dem Haupt erneut in Coburg. Gemeinsam mit Kino-Chef Oskar Heublein stellte er - als Handlungsreisender in eigener Sache - den in Bamberg gedrehten Streifen "In der Welt habt ihr Angst vor".
Harry Rowohlt in Coburg
Aber nicht nur Regisseur Geißendörfer garantiert in Coburg eine höchst lebendige Verbindung zur "Lindenstraße". Auch Harry Rowohlt trug mit einigen Lese-Auftritten seinen Teil dazu bei.
Denn Multi-Talent Rowohlt, in der TV-Serie als Penner Harry zu erleben, war in Coburg wiederholt auch in eigener Sache zu erleben - als wortgewaltiger und poesievoller Dichter und Übersetzer.
Im Juni war der Schriftsteller, Satiriker, Übersetzer, TV-Darsteller und Whiskey-Poet im Alter von 70 Jahren gestorben. Und die "Lindenstraße" hatte mit Rowohlts Tod eines ihrer markantesten Gesichter auf immer verloren.