Coburg sucht Pflegeeltern für Kinder: Leiter von Jugendamt sieht beängstigenden Trend
Autor: Ralf Welz
Coburg, Dienstag, 05. Oktober 2021
In Coburg werden aktuell Pflegeeltern gesucht. Sie sollen Kindern ein liebevolles Zuhause geben, die in ihrer leiblichen Familie nicht bleiben können. Bei gewissen Eltern sei indes ein beunruhigender Trend erkennbar. "Das ist eine Tendenz, die wir mit großer Sorge betrachten", sagt Jugendamtsleiter Reinhold Ehl.
- Stadt Coburg auf der Suche nach Pflegefamilien: Kinder benötigen liebevolles Zuhause
- Pflegekinder können bei ihren leiblichen Eltern nicht leben - häufig Krisen und Probleme
- Coburger Fachdienst betreut derzeit 30 Pflegekinder in 21 Familien
- Amtsleiter über gewisse Entwicklung: "Das ist eine Tendenz, die wir mit großer Sorge betrachten"
Die Stadt Coburg sucht gegenwärtig nach Pflegefamilien. Diese sollen Kinder aufnehmen, die nicht länger in ihrer leiblichen Familie bleiben können. Gebraucht werden Pflegeeltern, die sich der Aufgabe stellen wollen, Kinder aus schwierigen Familienverhältnissen bei sich aufzunehmen, sie zu versorgen und zu erziehen. Die Ursachen hierfür sind sehr unterschiedlich, sagt Reinhold Ehl. Gegenüber inFranken.de erklärt der Leiter des Amts für Jugend und Familie, welche Tendenz er und seine Kollegen derzeit "mit großer Sorge betrachten".
Coburger Jugendamtsleiter über bestimmte Eltern: "Tendenz, die wir mit großer Sorge betrachten"
Kinder brauchen für gewöhnlich ihre Eltern. Zugleich können manche Eltern - für eine gewisse Zeit oder auch auf Dauer - nicht in der Lage sein, für ihre Kinder selbst zu sorgen. Die Gründe sind hierbei unterschiedlicher Natur. So sind Vater oder Mutter mitunter alkoholkrank oder drogenabhängig. "Manche Eltern fallen auch krankheitsbedingt aus", berichtet Jugendamtsleiter Ehl am Dienstag (5. Oktober 2021) inFranken.de. Andere wiederum seien schlicht nicht auffindbar und haben sich womöglich ins Ausland abgesetzt. "Ein anderer Vater sitzt momentan vielleicht im Knast", sagt Ehl. "Manchmal ist es auch so, dass es den Kindern bei ihren Eltern einfach nicht gutgeht."
Video:
Dem Coburger Amtschef zufolge ist überdies ein beängstigender Trend auszumachen: So entwickle sich die Erziehungsfähigkeit - also die Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen und Kinder zu erziehen - bei bestimmten Eltern immer mehr zurück. "Das ist eine Tendenz, die wir mit großer Sorge betrachten". Manche Eltern seien für ihren Nachwuchs nicht da. "Andere sind ganz einfach nicht in der Lage, sich um ihre Kinder zu kümmern", konstatiert Ehl.
Damit Kinder, die ursprünglich aus schwierigen Familienverhältnissen stammen, weiterhin in einer Familie leben und ein Stück weit "Normalität“ erfahren können, brauche es der Stadt Coburg zufolge Pflegefamilien. Die Pflegekinder können indes noch ganz jung oder schon ein wenig älter sein. "Von null bis 16 Jahre ist wirklich alles dabei", hält Ehl fest. Mädchen und Jungen gleichermaßen. Wichtig ist demnach vor allem eins: "Die Umstände sind nie identisch." Nicht jedes Kind könne in jeder Pflegefamilie unterkommen. "Topf und Deckel müssen aufeinander passen. Das kommt immer auf den Einzelfall an."
"Gemeinsamer Weg für Eltern, Pflegefamilien und Jugendamt" als Ziel
Können die Eltern irgendwann wieder für ihre Kinder selbst sorgen, kommen diese wieder zurück. Manchmal bleiben Kinder jedoch auch, bis sie erwachsen sind oder darüber hinaus, in ihrer Pflegefamilie. "Türen öffnen - gemeinsam Wege gehen": Genau dieses Signal möchte die Stadt Coburg laut eigener Aussage bei der Suche nach neuen Pflegefamilien senden. "Es soll ein gemeinsamer Weg für Eltern, Pflegefamilien und Jugendamt sein“, sagt Kerstin Feulner, Leiterin der Sozialpädagogischen Dienste der Stadt Coburg.
Der Fachdienst für Pflegekinder betreut derzeit 30 Pflegekinder in 21 Familien. Der Stadt Coburg zufolge stehen fünf Familien als sogenannte Bereitschaftspflegefamilien zur Verfügung, die Kinder auch sehr kurzfristig und für eine begrenzte Dauer bei sich aufnehmen. Diese Form der Pflege wird vor allem in Notsituationen benötigt, in denen ein Kind sofort aus seiner eigenen Familie muss.