Coburg steht vor einem guten Storchenjahr
Autor: Berthold Köhler
Kaltenbrunn im Itzgrund, Donnerstag, 05. März 2015
Noch eher als der Frühling sind die ersten Störche schon wieder aus ihren Winterquartieren ins Coburger Land zurück gekommen. Vogelschützer rechnen damit, dass die Zahl der Vogelpaare heuer noch einmal ansteigt, weil sich viele Ecken des Landkreises als Lebensraum für die großen Vögel anbieten.
So langsam beginnt die Storchen-Saison im Coburger Land. Wenig überraschend die "Nummer 1" der Rückkehrer aus dem Winterquartier im Süden ist dabei das Paar auf dem Schlot der Brauerei Schleicher. Hans Peter Schönecker, der Storchenbeauftragte beim Coburger Kreisverband im Landesbund für Vogelschutz (LBV), konnte jetzt nach einem Kontrollgang vermelden: "Beide Störche standen bei einem frischen Wind in dem Horst auf dem Brauereischlot."
Die aktuellste Meldung zur Storchenpopulation im Coburger Land kommt indes aus Bad Rodach: Von dort wurde dem LBV-Kreisvorsitzenden, Frank Reißenweber, mitgeteilt, dass ebenfalls schon ein Storch auf den Wiesen rund um die Thermalbadstadt unterwegs ist. Ob es sich dabei um den Storchennest-Bewohner aus dem vergangenen Jahr handelt - dafür will Reißenweber allerdings die Hand noch nicht ins Feuer legen: "Es kann auch sein, dass es sich um ein Jungtier handelt, das nur auf Durchreise ist."
Verlässlicher sind dagegen die Informationen, die Reißenweber von seinem Vogelschützer-Kollegen Schönecker aus dem Süden des Landkreises vorliegen. Das Tier, das sich zum Beispiel schon seit Wochen beim Schernecker Tierarzt Joachim Lessing aufhält, ist auf jeden Fall der Meschenbacher Storch. Irgendwann, vermuten die Fachleute, wird er wieder fest auf den Schlot am "Bräustüble" zurück kehren. Ein "richtiger" Storch, der auf dem Weg in sein Winterquartier typischer Weise mehrere Tausend Kilometer zurücklegt, ist dieser Vogel ja nicht mehr. "Maximal bis ins Elsass", vermutet Reißenweber, dürfte der Storch im Dezember geflogen sein, um dem kalten Wetter im Coburger Land zu entfliehen. Nur so war es möglich, dass er schnell zurück kehren konnte. Für die Vögel ist das Elsass quasi nicht mehr als eine Tagesreise, denn bei unwirtlicher Witterung können sie an einem Tag durchaus bis zu 400 Kilometer zurück liegen, um in wärmere Gefilde zu kommen. Der Oberrhein kommt da für die Störche, die in Richtung Westen ziehen, als erste Anlaufstation in Frage.
Im April ist Hochsaison
Bis die letzten Storchennester im Coburger Land besetzt sind, kann es aber schon noch ein bisschen dauern. "Normal gilt der April als Hauptmonat für die Rückkehr", erklärt Reißenweber. Insbesondere die Vögel, die im Winter über den Bosporus bis ins südliche Afrika fliegen (Ost-Zieher), brauchen für ihre Rückkehr bis weit in den Frühling hinein. Die West-Zieher (über Frankreich und Spanien) sind dagegen schneller da und können eher mit einer erfolgversprechenden Brut beginnen. Deshalb vermutet Frank Reißenweber, dass die Coburger Storchenpaare mit Nachwuchs im vergangenen Jahr solche West-Zieher waren. Insgesamt kamen 2014 sechs Jungtiere im Coburger Land zur Welt.
Heuer könnten es ein paar mehr werden. In Neustadt, auf dem Hessenhof in Glend (Stadt Coburg) sowie in Scherneck nahmen im vergangenen Jahr Storchenpaare neue Horste an. Dass dabei die Brut nicht erfolgreich verlief, überrascht einen Fachmann wie Frank Reißenweber nicht: "Das waren ziemlich sicher Jungtiere, das hat man am Verhalten erkannt." Im zweiten Jahr, sollte der Standort und das Nahrungsangebot im Revier die Störche überzeugt haben, könnte es da schon besser ausschauen.
In Rossach ist ein Schlot frei
Neuzugänge erhofft sich der LBV auch im Itzgrund. Dort haben die Vogelschützer gemeinsam mit der Familie Fischer (und der Ebersdorfer Feuerwehr bei einem kostenlosen Einsatz der Drehleiter) im Februar einen weiteren Horst auf einem nicht mehr genutzten Schlot errichtet. Der Standort scheint interessant zu sein, denn schon im vergangenen Jahr standen immer wieder Störche dort oben. Mit der neuen Horst-Unterlage haben sie nun beste Voraussetzungen. Groß genug wäre das Nahrungsangebot für ein weiteres, dann drittes, Storchenpaar im Itzgrund nach Einschätzung von Fachleuten allemal.
Eine Übersicht über alle zurück gekehrten Störche in Bayern finden Sie hier.