Druckartikel: Coburg schafft den Einstieg in den ICE, aber ...

Coburg schafft den Einstieg in den ICE, aber ...


Autor: Christoph Winter

Coburg, Mittwoch, 15. Februar 2017

Drei ICE-Zugpaare werden täglich in Coburg halten. Das ist Fakt, aber noch viele Fragen sind offen.
Noch lagert Bauschutt auf dem Areal neben den Gleisen im Coburger Bahnhof. Dort könnten bis zu 250 Autos abgestellt werden. Wenn der alte Treppenaufgang (vorne rechts,umgeben von den Bauzäunen) wieder nutzbar ist, wäre eine Verbindung in die Unterführung unter den Bahnsteigen vorhanden. Foto: Christoph Winter


Wenn die ICE-Neubaustrecke im Dezember dieses Jahres in Betrieb gehen wird, hält früh, mittags und abends ein ICE-Zug im Coburger Bahnhof, sowohl in Richtung München als auch in Richtung Berlin. "Mit diesen drei Zugpaaren hat die Stadt den Einstieg geschafft", heißt es in der Einladung der Stadtverwaltung zum "ICE-Gipfel in Coburg" am Dienstagabend im Saal des Rathauses. Einer umfangreicheren Anbindung an das schnelle Fernverkehrsnetz der Bahn, wie von der Stadt und der IHK für die Wirtschaft gefordert, gaben weder Klaus-Dieter Josel, Bevollmächtigter der Deutschen Bahn für Bayern, noch Robert Ohler von der Fernverkehrs AG des Unternehmens eine Chance. Zwar versicherte man sich gegenseitig, "auf einem guten Weg zu sein", konstruktiv zusammenzuarbeiten und die Anliegen der Stadt zu unterstützen - konkrete Ergebnisse oder gar einen Mehrwert über das Bekannte hinaus gab es nicht.

Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) erinnerte daran, dass nach 20 Jahren Planungs- und Bauzeit eine schnelle Bahnverbindung für die Stadt Wirklichkeit werde. Die geografisch wichtige Lage Coburgs in der Mitte des Landes dokumentiere sich schon an der Handelsstraße, welche im Mittelalter durch die Stadt führte. Die Eisenbahnlinie Eisenach-Coburg wurde 1858 eingeweiht und ein Jahr später um 30 Kilometer bis nach Lichtenfels fortgeführt. Die wirtschaftlich starken Unternehmen in der Region mit ihrer großen Reisetätigkeit benötigten mehr ICE-Halte in Coburg, so Tessmer.


Herdan: Zunächst ein Zwischenergebnis

In die gleiche Kerbe schlug auch Friedrich Herdan. Der Präsident der Coburger Industrie- und Handelskammer nannte die Einbindung des Bahnhofes Coburg in das Fernverkehrsnetz "so richtig wie nötig". Die Wirtschaftsregion Coburg sei die stärkste in Oberfranken und Bayern, daher seien die drei im Bahnhof Coburg haltenden ICE-Zugpaare "zunächst ein Zwischenergebnis in der ersten Halbzeit, das in der zweiten Halbzeit dringend ausgebaut werden muss". Verkehrsanbindungen genießen nach den Worten des IHK-Präsidenten "oberste Priorität bei der Beantwortung wichtiger Standortfragen". Herdan warb eindringlich dafür, "dass der ICE-Halt Coburg von Anfang an optimal angenommen wird", ebenso wie die Regionalverbindung von Coburg nach München mit acht zusätzlichen Zugpaaren. Ebenso wiederholte er die bekannte Forderung nach einem Schienenlückenschluss mit Thüringen.

Sorgen bereitet Friedrich Herdan, dass 250 bis 300 Pkw-Stellplätze für Fahrgäste der Bahn in der Nähe des Coburger Bahnhofes fehlen. Dafür braucht die Stadt Grundstücke der Bahn. Allerdings sind die Verhandlungen hier zäh. Bahnbevollmächtigter Klaus-Dieter Josel sagte zu, bei der zuständigen Immobilienfirma der Bahn nachzufragen.


Es gibt noch einen "Schandfleck"

Ebenso will er den miesen baulichen Zustand einiger Bahnhofsgebäude an der Lossaustraße ansprechen, nachdem Gisela Gutwill vom Hotel Stadt Coburg diesen "Schandfleck" angesprochen hatte. Nach eigenen Worten kennt der Bahn-Bevollmächtigte den Zustand der Gebäude, komme er doch stets mit dem Zug nach Coburg.
Dass die Bahn diese Gebäude und Grundstücke verkaufen will, ist nach den Worten von Bau-Bürgermeisterin Birgit Weber (CSU) nicht bekannt. Immerhin konnte sie berichten, dass auf einem Grundstück neben dem Zentralen Omnibusbahnhof ab Mai 50 Parkplätze zur Verfügung stehen werden. Wenn der alte Treppenaufgang neben dem früheren Gleis 6 wie-der freigelegt und der zurzeit abgelagerte Bauschutt verschwunden ist, sollen dort nach den Worten von Bürgermeisterin Weber maximal 250 Stellplätze für Bahnkunden entstehen.

Zur "Fernverkehrsanbindung Coburg 2018" stellte der Bevollmächtigte der Bahn für Bayern, Klaus-Dieter Josel, nochmals den bekannten Planungsstand vor. Hält ein ICE im Coburger Bahnhof, bedeutet dies eine um zwölf Minuten längere Reisezeit, wodurch "wichtige Anschlussknoten verpasst werden". Es würde sich einfacher gestalten, so Josel, liege der Bahnhof Coburg direkt an der ICE-Strecke. Mit der Neubaustrecke gebe es attraktive Reisemöglichkeiten, sowohl mit den drei in Coburg haltenden ICE-Zügen als auch mit den Regionalexpresszügen.

Robert Ohler erläuterte das Fernverkehrskonzept, das die Reisezeiten verkürze. "Auch kann man samstags künftig von Warnemünde an der Ostsee direkt bis nach Coburg fahren."