Coburg: Nach 24 Jahren Ehe geht der Bräutigam
Autor: Oliver Schmidt
Coburg, Montag, 22. Mai 2017
Fürs Restaurant Rosengarten im Coburger Kongresshaus wird ein neuer Pächter gesucht. Das ist aber nicht die einzige Herausforderung.
In dieser Woche war es ja endlich mal wieder so weit: Sonnenschein satt! Auch in Coburg strömten die Menschen sofort in die Cafés und Biergärten. Eine der vielleicht schönsten Schönwetter-Lokalitäten in der Vestestadt blieb allerdings leer: die Terrasse am Kongresshaus, von der aus man den Blick so schön durch den Rosengarten schweifen lassen kann.
Bereits seit einem Jahr hat das Restaurant Rosengarten seinen Betrieb stark eingeschränkt, öffnet nur noch nach Voranmeldungen für Familienfeiern, Firmen-Events und dergleichen. Was unverändert weiterläuft, ist das Standbein, welches ohnehin fast wichtiger sein dürfte: das Catering für sämtliche Veranstaltungen im Kongresshaus.
Doch schon bald stehen die nächsten Veränderungen bevor. Wirt Günther Bräutigam hört zum Jahresende auf und übernimmt das TSV-Sportheim in Unterlauter. Auf Tageblatt-Anfrage bestätigt er das, wollte sich zu den Gründen seines Abschieds nach immerhin 24 Jahren aber nicht äußern.
Auch der Vermieter gibt sich zurückhaltend. Stephan Horn, der Geschäftsführer der städtischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft, sagt nur: "Es ist richtig: Wir haben uns mit Herrn Bräutigam darauf geeinigt, dass der Vertrag zum Jahresende ausläuft." Ursprünglich war eine Zusammenarbeit bis Ende 2018 vereinbart.
Und wie geht's weiter? Wann beginnt die Suche nach einem neuen Wirt, der hoffentlich einen nahtlosen Übergang garantieren kann? Schließlich warten gleich im Januar mehrere Großveranstaltungen, allen voran die Prunksitzung der Narrhalla. Stephan Horn kündigt ein "geordnetes Ausschreibungsverfahren" an, "form- und fristgerecht". Ein genaues Anforderungsprofil werde es mit der Ausschreibung geben.
Karin Schlecht, die als Betriebsleiterin im Kongresshaus für das Veranstaltungswesen verantwortlich ist, äußert zumindest schon mal einen Wunsch: "Mir wäre ein Restaurant lieb, das auch die Terrasse belebt." Sie denkt dabei aber nicht nur an das "wunderbare Ambiente", das sich Besuchern dort biete, sondern auch an ihr eigenes Geschäft: "Wenn das Restaurant gut läuft, strahlt das positiv aufs Kongresshaus aus."
Das sagt Karin Schlecht bestimmt nicht ohne Grund: Denn das Kongresshaus könnte etwas "positive Ausstrahlung" durchaus gut gebrauchen. Die Auslastungszahlen stagnieren, und das wiederum hat auch Auswirkungen auf den Cateringbetrieb des Restaurants.
Also wer muss jetzt auf wen zuerst ausstrahlen, um alles wieder flottzubekommen? Als Karin Schlecht jüngst im Stadtrat ihren Businessplan für die nächsten Jahre präsentierte, kam der bei den Kommunalpolitikern nicht so gut an. "Wo sind die Visionen?", fragte etwa Hubertus Prinz von Sachsen-Coburg und Gotha (CSU). "Mir fehlt da was", stellte Petra Schneider (SPD) enttäuscht fest. Karin Schlecht verwies auf den "Renovierungsstau": Erst wenn das Kongresshaus wieder auf den technisch neuesten Stand gebracht und auch manch anderer Nachteil behoben sei, könnten in größerem Maße Neukunden für Veranstaltungen gewonnen werden.
Ja, da kommt auf Coburgs Politik mittelfristig eine spannende Frage zu: Soll noch einmal viel Geld ins bestehende Kongresshaus investiert werden oder wäre ein Abriss mit anschließendem Neubau sinnvoller? Das weckt Erinnerungen an das Tauziehen um die Interimsspielstätte fürs Landestheater: Angerhalle umbauen oder etwas Neues schaffen?
Apropos: Die Interimsspielstätte, die ja nun am Standort der jetzigen Angerhalle entsteht, birgt auch eine riesige Chance fürs benachbarte Restaurant Rosengarten. So schwierig das Geschäft mit dem Kongresshaus-Catering auch sein mag: Die mögliche Positionierung als heimliches "Theater-Restaurant" könnte potenzielle Interessenten auf den Geschmack bringen, sich die Ausschreibung demnächst etwas genauer anzuschauen.