Coburg muss die Musikschule retten
Autor: Simone Bastian
Coburg, Donnerstag, 19. Februar 2015
Bei der Musikschule Coburg - einem Verein - reicht das Geld vorne und hinten nicht. Nun will die Stadt in diesem Jahr 120 000 Euro zuschießen - einen großen Teil davon erhält sie als Mieteinnahmen wieder zurück.
Verwunderung war noch das Mindeste, was die Mitglieder des Finanzsenats angesichts der finanziellen Situation der Musikschule am Donnerstag empfanden. "Da wird mir schlecht", stöhnte Klaus Klumpers (ÖDP), als er las, dass die Musikschule schon Honorar- und Sozialversicherungszahlungen zurückstellen musste, um nicht zu sehr in die Miesen zu rutschen. "Bei einem Unternehmen wäre das Konkursverschleppung..." Bettina Lesch-Lasaridis (SPD) wunderte sich über die stark gestiegenen Mietkosten im stadteigenen Gebäude Neustadter Straße 2: Rund 68 000 statt bisher 48 500 Euro jährlich muss die Musikschule bezahlen. Sie belegt nun mehr Platz: Im Erdgeschoss kam der frühere Speisesaal des ehemaligen Altenheims dazu.
Dafür wurden Räume in den Obergeschossen freigemacht, um die Ruhe des Hausmeisters nicht länger zu stören.
Keine Steigerungen
Doch das war nur ein Teil der Erklärung, warum die Musikschule mehr Geld braucht. "Entgegen den Erwartungen traten keine wesentlichen Einnahmeverbesserungen bei der Musikschule ein", zitierte Friedrich Herdan (CSU) aus der Beschlussvorlage. "Es kann doch nicht sein, dass man ewig am Tropf der Stadt hängt. Da braucht man doch ein Konzept, wie man zu Einnahmeverbesserungen kommt!"
Das G8 habe zu Schülerverlusten geführt, sagte Gerhard Amend (CSB). Hinzu kam2013 ein teurer Arbeitsgerichtsprozess, der den Verein 20 000 Euro kostete. Außerdem muss die Musikschule so viel festangestelltes Personal beschäftigen, dass sie über die Hälfte des Unterrichts damit abdeckt. Sonst gibt es keine Zuschüsse vom Musikschulverband. Die Personalkosten liegen bei rund 285 000 Euro jährlich, die Einnahmen bei den Unterrichtsgebühren belaufen sich auf rund 240 000 Euro. Die Stadt wollte ihren Zuschuss auf 82 000 Euro begrenzen, ihn aber - analog zur Mieterhöhung zum 1. Januar - anheben. Abzüglich der Miete wären dann noch rund 33 500 Euro Betriebskostenzuschuss übrig geblieben. Nun bat die Musikschule, den Zuschuss auf insgesamt 120 000 Euro anzuheben, damit wenigstens 52 100 Euro für die Betriebskosten übrig bleiben. Denn wenn nur niedrige Gehälter gezahlt werden, dann ist die Schule für Lehrkräfte wenig attraktiv, und dann bleiben auch noch die Schüler weg.
Der Finanzsenat stimmte einem einmaligen Zuschuss von 120 000 Euro zu, vorausgesetzt, der städtische Haushalt wird genehmigt. Allerdings muss Dietmar Schaffer, der Leiter der Musikschule, nun bis 30. September ein Finanzkonzept vorlegen und vom Finanzsenat genehmigen lassen, damit die Musikschule auch 2016 noch städtische Zuschüsse erhält.
Trotz alledem kommt die Stadt Coburg noch günstig weg: Der Landkreis Bamberg zahle 1,2 Millionen Euro im Jahr für seine Musikschule, sagte Gerhard Amend.