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Coburg/Lichtenfels: Rettungsdienst funktioniert


Autor: Berthold Köhler

LKR Lichtenfels, Mittwoch, 25. April 2018

In zwölf Minuten beim Einsatzort zu sein - das ist das Ziel beim Rettungsdienst. In den Landkreisen Coburg und Lichtenfels funktioniert dies.
Die neue Rettungswache in Zettlitz ist ein Teil des neuen Konzepts im Rettungsdienst, das sich als gut herausgestellt hat.Berthold Köhler


Wenn sie bei einem medizinischen Ernstfall den Notruf wählen, können die Menschen aus den Landkreisen Coburg, Kronach und Lichtenfels zuverlässig mit schneller Hilfe rechnen. Bei der Sitzung des Zweckverbandes für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung (ZRF) im Lichtenfelser Landratsamt fand gestern Joachim Goller, der ärztliche Leiter des Rettungsdienstes, für die Situation in den drei im ZRF zusammengefassten Landkreisen gleich mehrfach die identische Formulierung: "Wir sind fast durchweg im grünen Bereich."
Die gesetzlich vorgegebene Hilfsfrist - in 80 Prozent aller Fälle soll der Notarzt binnen zwölf Minuten beim Patienten sein - wird fast überall sicher eingehalten. Aber es gibt auch Problemfelder wie im oberen Frankenwald. Auch dort sind zwar, wie Goller berichtete, die Notarztstandorte offiziell besetzt. Aber es gebe auch immer wieder personelle Probleme, dazu kommen die langen Anfahrtswege. Bewährt hat sich für Goller die neue organisatorische Struktur des Rettungsdienstes, die unter anderem neue Rettungswachen in Bad Rodach (Landkreis Coburg), Zettlitz und Weismain (beide Landkreis Lichtenfels) mit sich brachte. "Wir haben die richtigen Standorte gewählt", zeigte sich der ärztliche Leiter des Rettungsdienstes zufrieden.


Die Münchner sind langsam

Der Lichtenfelser Landrat Christian Meißner (CSU) - er leitete die Sitzung stellvertretend für den Zweckverbandvorsitzenden, Michael Busch (SPD) - sah den richtigen Zeitpunkt gekommen, um über die Notfallversorgung in Burgkunstadt zu reden. Dort steht seit der Neuorganisation kein Rettungswagen mehr, dafür gibt es die beiden neuen Standorte Weismain und Zettlitz. Meißner regte an, jetzt nach einem Jahr (im Mai 2017 wurde die Zettlitzer Rettungswache eröffnet) die Zahlen zusammenzutragen und mit der Burgkunstadter Stadtspitze zu diskutieren.
Ein bisschen Unzufriedenheit, auch bei den Verbandsräten, herrschte über die nach einem Gutachten von den Kostenträgern durchgesetzte Reduzierung der Stundenzahl für Krankentransporte. Die Befürchtung: Weil die Zahl der Krankenwagen nicht mehr ausreicht, müssen immer öfter Patientenfahrten von deutlich besser ausgestatteten Rettungswagen übernommen werden - und die könnten dann an anderer Stelle im Ernstfall fehlen. Von welcher Größenordnung bei den Krankentransporten gesprochen wird, wusste Peter Kunzelmann, Leiter der Integrierten Leitstelle in Ebersdorf (ILS), wo alle nichtpolizeilichen Einsätze in der Region koordiniert werden: Er berichtete in seiner Jahresstatistik von 16 044 Krankentransporten im vergangenen Jahr.
Ähnlich gut wie bei der Hilfsfrist und der bei Bedarf schnellen Einlieferung ins Krankenhaus präsentieren sich die Zahlen zur Dispositionszeit in der Integrierten Leitstelle. Bei dieser wird der Zeitraum zwischen dem Eintreffen eines Notrufes und der Alarmierung von Rettungsdienst/Feuerwehr gemessen. Gut zweieinhalb Minuten dauert dies in der Ebersdorfer ILS. Damit liegt die Mannschaft von Peter Kunzelmann deutlich unter dem Landesschnitt von 208 Sekunden, also dreieinhalb Minuten. Dass dieser so hoch liegt, sorgte für Verwunderung unter den Verbandsräten. Aus dem Kreis der anwesenden Vertreter der Rettungsdienstorganisationen kam die Vermutung, dass dies an den schlechten Werten bei Notfällen in der Landeshauptstadt München liegen könnte. Diese waren im vergangenen Jahr erstmals Teil der offiziellen Statistik.
In einem Punkt waren sich Peter Kunzelmann und Joachim Goller einig: Der Rettungsdienst kann nur funktionieren, weil sich dort viele Ehrenamtliche engagieren. Ein gutes Beispiel sind dafür die First Responder/Helfer vor Ort, die im vergangenen Jahr mehrere Tausend Einsätze fuhren. "Sie bringen dem Patienten einen erheblichen Zeitvorteil", berichtete Goller. Einfluss auf die Statistik zur Hilfsfrist haben die ehrenamtlichen Ersthelfer aber nicht: Die Zwölf-Minuten-Regel gilt bis zum Eintreffen des regulären Rettungsdienstes. Dennoch schloss Peter Kunzelmann seinen Jahresbericht mit einem Dank an die vielen Ehrenamtlichen: "Ohne sie wäre das alles hier nicht stemmbar."