Coburg: IHK gibt Umfrage-Ergebnisse zu Branchenlage bekannt - "zahlreiche Sorgen"
Autor: Redaktion
Coburg, Mittwoch, 10. Mai 2023
Die IHK zu Coburg gibt aktuelle Umfrage-Ergebnisse bekannt. Die lokalen Unternehmen beschreiben darin, in welcher Lage sie sich aktuell befinden - und welche Erwartungen sie an die Zukunft haben.
„Die Stimmung der Coburger Wirtschaft hat sich zum Frühjahr hin weiter stabilisiert und auch die Geschäftsaussichten erscheinen nicht mehr ganz so düster. Dennoch belasten zahlreiche Sorgen unsere Unternehmen, was ihre betriebswirtschaftlichen Planungen erschwert. Zusätzlich zu den exorbitant gestiegenen Preisen für Energie, Rohstoffe, Vorprodukte und Dienstleistungen drücken vor allem die immer noch ungeklärten Fragen im Hinblick auf künftige – sichere und wettbewerbsfähige – Energieversorgung sowie die aktuellen geopolitischen Unsicherheiten die Stimmung. Hinzu treten Probleme wie der allgegenwärtige Personal- und Fachkräftemangel, die Inflation, die anhaltende Kaufzurückhaltung der Verbraucher, die überbordenden Bürokratielasten und die steigenden Zinsen“, kommentiert IHK-Präsident Dr. Andreas Engel die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage.
Der IHK-Konjunkturklimaindikator, der sich aus den Beurteilungen der Unternehmen bezüglich ihrer gegenwärtigen Geschäftslage und ihrer Erwartungen hinsichtlich der weiteren Entwicklungen zusammensetzt, ist zum Frühjahr 2023 auf 106 gestiegen. Der frühjährliche Anstieg um 6 Punkte ergibt sich aus konstanten Lagebeurteilungen sowie verbesserten Geschäftserwartungen der befragten Unternehmen. Der Indikator liegt aber weiterhin unter dem Niveau seines langjährigen Durchschnitts von 113 Punkten.
Aktuelle Geschäftslage: Ähnlich wie im Vorquartal zeigt sich die überwiegende Mehrheit der Betriebe mit ihrem derzeitigen Geschäftsverlauf durchaus zufrieden. In Industrie und Einzelhandel fehlt aber auf Grund rückläufiger Auftragseingänge sowie inflationsbedingter Kaufkraftverluste bei den Verbrauchern die Dynamik. So bezeichnen über alle Branchen hinweg 32 Prozent ihre Geschäftslage als gut und 53 Prozent sehen sie immerhin als befriedigend an. 15 Prozent beurteilen ihre momentane Situation aber weiterhin als schlecht. Der Saldo aus guten und schlechten Lagebewertungen beträgt unverändert +17, reicht damit aber nach wie vor nicht an das Level vor dem Kriegsausbruch in der Ukraine heran.
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Erwartungen: Die Erwartungen der Unternehmen an die künftige Geschäftsentwicklung sind trotz leichter Aufhellung weiter von Skepsis geprägt. Aktuell rechnen immer noch 25 Prozent der Befragten mit geschäftlichen Einbußen (Vorumfrage 30 Prozent), an eine Verbesserung ihrer Geschäftstätigkeit glauben inzwischen 20 Prozent (Vorumfrage 16 Prozent) der Unternehmen. Der Anteil der Betriebe, die meinen, ihr Geschäftsniveau halten zu können, beträgt im Vergleich zur Vorumfrage nahezu unverändert 55 Prozent. Die negativen Vorhersagen überwiegen damit zwar immer noch, allerdings fällt der Ausblick mit einem Saldo von minus 4 Punkten (Vorumfrage -14 Punkte) nicht mehr so umfassend pessimistisch aus.
„Die Ergebnisse unserer Umfrage zeigen, dass in Sachen Krisenbewältigung noch längst keine Entwarnung angesagt ist. Die Belastungen für unsere Betriebe angesichts vielfältiger Herausforderungen bleiben enorm. Wir brauchen dringend einen Investitionsschub, damit das Wachstum wieder in Gang kommt und wir im internationalen Vergleich nicht abgehängt werden. Und gerade bei der Transformation hin zur CO2 -freien Wirtschaft brauchen wir verlässliche Rahmenbedingungen und dringend weniger Bürokratie. Stattdessen regulieren Brüssel und Berlin weiter – Stichwort: Energieeffizienzgesetz – und wollen radikal Terrawattstunden Energie einsparen, egal ob fossil oder erneuerbar erzeugt. Mit diesem geplanten ‚Wirtschaftsschrumpfungsgesetz‘ gelingt wohl eher Deindustrialisierung statt Transformation“, mahnt IHK-Präsident Dr. Engel.
Die Branchen im Einzelnen
Industrie gesamt
Aktuelle Lage: Die Einschätzungen der regionalen Industrieunternehmen zur aktuellen Geschäftslage haben sich im Vergleich zur Vorumfrage leicht verschlechtert. Zwar ist eine gewisse Entspannung an den Energiemärkten und eine gewisse Normalisierung der Lieferketten- und Materialengpässe eingetreten, dennoch belasten Energie- und Rohstoffpreise sowie Zinserhöhungen die Geschäfte der Betriebe stark. Hinzu kommt ein Rückgang bei den Auftragseingängen, insbesondere die Orders aus dem Ausland zeigen derzeit eine geringe Dynamik. 26 Prozent der befragten Betriebe beurteilen ihre aktuelle Lage als gut, während 17 Prozent von einer schlechten Geschäftslage sprechen. Der Saldo aus guten und schlechten Einschätzungen sinkt auf 9 Punkte nach 13 Punkten in der Vorumfrage. Dass die Mehrheit ihre Lage noch mit befriedigend bewertet, dürfte durch die nach wie vor relativ großen bzw. ausreichenden Auftragsbestände begründet sein.
Erwartungen: Der Blick auf die Geschäfte in den kommenden Monaten lässt weiterhin eine gehörige Portion Skepsis erkennen und zeigt die strukturellen Defizite des Industriestandortes Deutschland bei den aktuellen Energiepreisen auf. Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung sehen die Betriebe vor allem in den immer noch sehr hohen Preissteigerungsraten, im Fachkräftemangel, in den Arbeitskosten und nicht zuletzt in den geopolitischen Unsicherheiten, insbesondere im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine. Lediglich 10 Prozent der Industriebetriebe rechnen mit besseren Geschäften (Vorumfrage 14 Prozent). Mehr als die Hälfte erwartet immerhin eine gleichbleibende Entwicklung, geschäftliche Einbußen fürchten jedoch 34 Prozent.