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Coburg hat nun eine Pflegecharta


Autor: Gabi Arnold

Coburg, Mittwoch, 01. Juni 2016

Die vom Arbeitskreis "Keine sexuelle Gewalt" entwickelte Pflegecharta für Coburg wurde in der Regimentsstube des Rathauses unterzeichnet.
Die Stadt Coburg und der Landkreis Coburg, vertreten durch Bürgermeister Thomas Nowak und Landrat Michael Busch, haben eine Plegecharta für Coburg vorstellt, die die Rechte hilfsbedürftiger Menschen stärkt und die Pflegesituation verbessert. Foto: Gabi Arnold


Gewalt hat viele Gesichter, oft findet sie im Verborgenen statt und zeigt sich in den unterschiedlichsten Formen, durch körperliche oder seelische Misshandlungen oder auch durch Vernachlässigung. Die Stadt Coburg und der Landkreis Coburg haben nun ein deutliches Zeichen gegen jede Form der Gewalt in der Pflege gesetzt. In Regimentsstube des Coburger Rathauses haben Vertreter aller pflegenden Einrichtungen, ob ambulant oder stationär, eine so genannte Pflegecharta unterzeichnet.

Wie Coburgs Dritter Bürgermeister Thomas Nowak (SPD) erklärte, nahm das Projekt zu Beginn des vergangenen Jahres seinen Lauf. "Es wurde eine Broschüre zum Thema Gewalt in der Pflege und in der Betreuung entwickelt." Herausgeber des Heftes mit dem Titel " Gewalt kommt uns nicht ins Haus" ist der Arbeitskreis "Keine sexuelle Gewalt", in dem Vertreterinnen aus verschiedensten Arbeitsgruppen und Institutionen zusammengeschlossen sind.

Sie haben beruflich, ehrenamtlich oder privat mit dem Thema zu tun.


"Ein Qualitätssiegel"

Mit der Unterzeichnung der Charta soll der Titel der Broschüre mehr als eine leere Worthülse sein. "Es ist ein Qualitätssiegel, das eine Selbstverpflichtung auferlegt", so Nowak. Landrat Michael Busch (SPD)betonte, dass es diese Qualität in allen Bereichen der Pflege bereits gebe. Dennoch komme es hie und da zu Beschwerden. Mit der Pflegecharta wolle man auch ein Stück weit in die Offensive gehen und den Menschen Sicherheit und Wertschätzung vermitteln.

Marianne Morchel ist eine ehemalige Kriminalbeamtin und gehört zum Organisationsteam des Arbeitskreises "Keine sexuelle Gewalt". Sie wertete den Tag der Unterzeichnung als einen besonderen Tag für Coburg Stadt und Land und blickte auch auf die Fortschritte des Arbeitskreises der vergangenen Jahre. So sei beispielsweise vor knapp 25 Jahren der sexuelle Missbrauch noch ein Tabu gewesen. Der Arbeitskreis habe das Thema aus der Tabuzone geholt und sei längst vernetzt, biete Präventionsprogramme und auch Kindertheater für Vorschulkinder an.

Aus diesem Arbeitskreis entstand unter anderem die Arbeitsgruppe Senioren, die sich nun des Pflegethemas annimmt und die Charta entwickelt hat. Wie die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Coburg, Susanne Müller, betonte, sollen die Tafeln nicht an den Gebäuden hängen, sondern dazu anregen, weiter an dem Thema zu arbeiten. "Wir möchten auch einen Workshop anbieten, den wir im Moment konzipieren", sagte Müller. Mit der Pflegecharta sollen die Rechte hilfe- und pflegebedürftiger Menschen gestärkt und die Pflegesituation verbessert werden. "Wir hoffen, dass es zum Vorzeigeprojekt mit einer Signalwirkung wird."