Coburg: Forschungsprojekt zu biologisch hergestelltem Plastik
Autor: Redaktion
Coburg, Montag, 23. Mai 2022
An der Hochschule Coburg untersucht Prof. Dr. Matthias Noll die Auswirkungen von "biologisch hergestelltem Plastik". Folgt nun die Lösung für eines der größten Probleme unserer Zeit?
Moderne Kunststoffe werden biologisch hergestellt und von Mikroben abgebaut. Was genau dabei in der Erde passiert und wie sich das auswirkt, wird in einem Forschungsprojekt untersucht, an dem Prof. Dr. Matthias Noll beteiligt ist, erklärt die Hochschule für angewandte Wissenschaften Coburg.
Plastik ist leicht, stabil, lässt sich in nahezu alle Formen bringen und kostet nicht viel. Dass es bisher meist aus dem fossilen Rohstoff Erdöl hergestellt wird, ist allerdings nicht der einzige Nachteil: Der natürliche Abbau dauert mehrere 100 Jahre, die Meere sind voller Tüten und Flaschen und Mikro- und Nanoplastikpartikel reichern sich zunehmend in der Nahrungskette an.
Lassen sich die Vorteile des Materials nutzen – und gleichzeitig die Nachteile vermeiden? Es gibt Plastik, das biologisch hergestellt wird und sich von selbst abbaut. Das klingt nach einer Lösung für eines der größten Probleme unserer Zeit.
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Aber vieles ist dabei noch ungewiss: Wie produzieren welche Mikroorganismen bioabbaubares Plastik, wie funktioniert der Abbau genau? Was bleibt übrig? Wie wirkt sich das wiederum aus? Und welche Rolle spielen Umweltbedingungen und der Klimawandel dabei? Das untersuchen Forscherinnen und Forscher aus verschiedenen Institutionen am Beispiel von Mulchfolien.
Mulchfolien helfen in der Landwirtschaft, Unkraut zu unterdrücken und Feuchtigkeit im Boden zu halten. „Bisher sind sie meist aus Polyethylen, PE. Das verrottet schlecht“, Prof. Dr. Matthias Noll runzelt die Stirn: „also eigentlich gar nicht. Abbaustoffe von PE in Lebensmitteln wie Salat kann hormonell für viele Tiere wirksam sein.“
Bei Fröschen zum Beispiel verändert sich dadurch das Geschlecht. „Es gibt dann weniger Weibchen, also auch weniger Nachkommen.“ Noll leitet den Bachelor-Studiengang Bioanalytik an der Hochschule Coburg und zu seinen Schwerpunkten gehören unter anderem Umweltmikrobiologie und die Beständigkeit verschiedener Materialien gegenüber Mikroorganismen. „Bioabbaubare Mulchfolie verwandelt sich in einigen Wochen in eine Art Kohlenstoff-Dünger. Sie kann einfach untergeackert werden.“
Noll und sein Kollege Prof. Dr. Stefan Kalkhof, Leiter des Masterstudiengangs Bioanalytik an der Hochschule Coburg, sowie Forschungsteams der Hochschule Anhalt und des Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) haben die von Pflanzen hergestellte Mulchfolie PBSA (Polybutylensuccinat-Co-Adipat) untersucht.