So wird Musik des 20. Jahrhunderts im Landestheater zur verblüffend klangvollen Entdeckungsreise.
Eine ungewöhnliche Programmfolge überraschte die Besucher beim 2. Sinfoniekonzert des Landestheaters, bestand sie doch ausschließlich aus noch heute landläufig als "modern" bezeichneten Werken von Komponisten des vorigen Jahrhunderts. Unter dem Motto "Tanzsuite" hörte das Publikum rhythmisch inspirierte Tonstücke von Béla Bartók, Witold Lutoslawski und Igor Strawinsky in hervorragender Wiedergabe durch das Philharmonische Orchester und seinen kompetent und sorgsam gestaltenden Leiter Roland Kluttig.
Tanzsuite zum Auftakt Das als Motto des Konzerts dienende Werk stand am Anfang des Programms: "Tanzsuite" für Orchester von Béla Bartók. Es stammt aus seiner frühen, expressionistischen Schaffensperiode, ist häufig rhythmisch wie harmonisch aggressiv, weist aber auch immer wieder gefühlvolle, durch die Folklore beeinflusste Melodik auf.
In sechs Sätzen unterschiedlicher Tempi entfaltet sich eine expressive und rhythmisch mitreißende Musik, die vom stets aufmerksam und klangvoll agierenden Orchester wie vom umsichtig und temperamentvoll gestaltenden Dirigenten optimal wiedergegeben wurde.
Edgar Eichstädters brillantes Klarinettenspiel Von Bartók beeinflusst sind die frühen Werke des Polen Witold Lutoslawski, von dem anschließend die fünf "Tanz-Präludien" für Klarinette und Kammerorchester erklangen. In ihrem unterschiedlichen Charakter von ernst bis burlesk boten sie dem Solo-Klarinettisten des Orchesters Edgar Eichstädter vielfältige Möglichkeiten, sein tonlich wie technisch brillantes Können eindrucksvoll zu demonstrieren.
Die folgende Umbaupause für ein weiteres Werk von Lutoslawski benutzte Roland Kluttig, um das Programm zu erläutern und auf die vorzüglichen Solisten aus den eigenen Reihen hinzuweisen, von denen man sogleich noch zwei weitere hören sollte.
1980 schrieb Lutoslawski sein Doppelkonzert für Oboe, Harfe und Streicher, äußerlich wie ein klassisches Konzert dreisätzig angelegt, jetzt aber in einem ganz anderen, von John Cage angeregten Stil, der mit Aleatorik und Tonverfremdungen arbeitet. Jede Aufführung verläuft dabei etwas anders, wie der Dirigent betonte.
Lebhafter Beifall Bewundernswert meisterte Solo-Oboist Bernhard Forster die extremen Anforderungen an Höhe und Klangvariabilität wie auch an virtuosen Tonbewegungen, dem die mit differenzierter Tongebung und flinken Fingern agierende Harfenistin Melanie Alban meisterhaft zur Seite
stand. Beide Werke des Polen wurden vom Orchester aufmerksam begleitet. Für den anhaltenden Beifall bedankten sich die Solisten mit einer kurzen, "Maria" betitelten Komposition des gleichen Tonschöpfers.
Vital und farbenreich Das Hauptwerk des Abends erklang nach der Pause in Form der "Petruschka"-Ballettmusik von Igor Strawinsky, zwischen "Feuervogel" und "Sacre" entstanden, eine vitale, farbenreich und glänzend instrumentierte Partitur, ein lebendiger Bilderbogen mit eindrucksvoller Charakterisierungskunst. Dem Orchester - das Werk war ihm bereits von einer früheren Aufführung im Rahmen eines Kinder-Workshops vertraut - machte die Musik offensichtlich großen Spaß.
Brillante Soli Es gab brillante Soli in allen Gruppen und mitreißendes Musizieren unter dem fulminanten, anfeuernden Dirigat des Klangregisseurs Roland Kluttig, was vom Publikum mit lebhaftem Beifall honoriert wurde.