Coburg feiert seine Bach-Nacht
Autor: Jochen Berger
Coburg, Sonntag, 25. Juni 2017
Wie die Bachnacht in der Morizkirche und im Casimirianum für Zuhörer und Mitwirkende zur Reise in einen faszinierenden musikalischen Kosmos wird.
Ludwig van Beethoven hatte recht. "Nicht Bach, Meer sollte er heißen", befand der Wiener Klassiker mit Blick auf das schier unerschöpfliche musikalische Schaffen des berühmten Thomaskantors.
Johann Sebastian Bachs musikalisches Meer - in der Coburger Bach-Nacht wird das faszinierend vielseitige, mehr als 1000 Nummern im Werkverzeichnis umfassende kompositorische Schaffen in geschickt ausgewählten Stücken klingende Wirklichkeit. Diese außergewöhnliche musikalische Reise in die Nacht - sie beginnt in der Morizkirche mit zwei Beispielen aus dem reichhaltigen Kantatenschaffen: "O ewiges Feuer, o Ursprung der Liebe" und "Gelobet sei der Herr" buchstäblich mit Pauken und Trompeten.
Im halbstündigen Wechsel zwischen der Morizkirche, die einbezogen ist in die diesjährige Landesausstellung "Ritter, Bauern, Lutheraner", und dem traditionsreichen Casimirianum können die beachtlich zahlreichen Zuhörer eintauchen in Bachs musikalischen Kosmos, der fast alle damals bekannten Gattungen umfasst.
Jubilierende Trompeten
Ganz nach Belieben im Wechsel zwischen Gotteshaus und gymnasialer Aula erleben die Bach-Fans Kammermusik und Orgelpracht, zarte Gitarren-Klänge und jubilierende Trompeten, Klavierwerke und geistlichen Gesang, mit dem Bach in Wahrnehmung der Nachwelt einst zum fünften Evangelisten wurde - und damit zu einem letztlich überaus bedeutsamen künstlerischen Botschafter der Reformation Martin Luthers.Martin Luther, selbst ein großer Freund der Musik und mit seinen Chorälen zugleich eine wichtige Inspirationsquelle im geistlichen Schaffen Bachs, ist in Gestalt der überlebensgroßen Büste Ernst Rietschels stummer Gast dieser Bach-Nacht, die ein stattliches Aufgebot an Mitwirkenden versammelt.
Mehr als vier verblüffend kurzweilige Stunden lang erleben die Zuhörer hervorragende Instrumental- und Vokalsolisten. An der großen Schuke-Orgel bringt Thomas Rothert Bachs grandiose Orgelmusik mit souveräner Technik und ganz selbstverständlicher Stilsicherheit zum Klingen.
Übrigens: Niemand muss Angst haben, sich auf dem Weg durch diese Coburger Bach-Nacht zu verirren. "Bach nach Acht" - dieses in der Stadt fleißig plakatierte Motto weist in weißer Schrift auf dem Kopfsteinpflaster den Pfad vom Haupteingang der Morizkirche zum Seiteneingang der Pausenhalle des Casimirianums, wo das Publikum mit Snacks und Getränken versorgt wird.
Neugierig, konzentriert, immer wieder staunend tauchen die Zuhörer ein in den Bach-Kosmos. Der berühmte Thomaskantor - er war nicht nur ein großer Kontrapunktiker und Harmoniker, sondern auch ein begnadeter Melodiker, wie beispielsweise das von Toccata und Fuge C-Dur umrahmte gesangliche Adagio für Orgel ebenso beweist wie das Andante seiner a-Moll-Sonate für Violine solo, die Martin Jopp, Konzertmeister des Main-Barockorchester Frankfurt, mit großer Eindringlichkeit musiziert.
Stehende Ovationen
Das in Coburg durch viele Konzerte bereits bestens bekannte Main-Barockorchester Frankfurt und die stets klangvoll und engagiert singende, bestens einstudierte Kantorei St. Moriz unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Peter Stenglein tragen ganz wesentlich bei zum.Das instrumentale Schlusswort kurz nach Mitternacht gehört dem Main-Barockorchester. Unter Peter Stenglein Leitung gelingt dem Originalklang-Ensemble eine mitreißende Interpretation der D-Dur-Orchester-Suite mit dem unverwüstlichen Air.
Der verdiente Lohn: stehende Ovationen am Ende einer außergewöhnlichen Konzert-Nacht.