Coburg fehlen 23 Hausärzte
Autor: Christiane Lehmann
Coburg, Mittwoch, 09. März 2022
Obwohl die Stadt viel tut, um Hausärzte anzulocken, steht Coburg mit einem Mangel da. Was sind die Probleme und was könnte die Stadt tun?
Vorbildlich, bezeichnet Adam Hofstätter von der Kassenärztliche Vereinigung Bayern die Initiativen, die die Gesundheitsregion Coburg unternimmt, um Hausärzte ins Coburger Land zu locken. Dennoch: Bei derzeit 23 offenen Stellen (Stand 31.1.2022) droht die Unterversorgung. 20,5 Hausärzte werden in Coburg Stadt und Land gesucht, 2,5 allein in Neustadt.
Die Region bildet damit das Schlusslicht in ganz Bayern. Und das, obwohl Coburg seit Jahren versucht, mit gezielten Aktionen und Projekten dem entgegenzusteuern (siehe Infobox). Durchaus erfolgreich: Immerhin konnte bei 90 Prozent der Praxen, die altersbedingt aufgegeben wurden, ein Nachfolger gefunden werden. "Das ist eine sehr gute Zahl", meint Hofstätter. Eine Folge davon sei auch, dass das Durchschnittsalter der Ärzte in Coburg mit 54,3 Jahren jünger sei als der bayernweite Durchschnitt (55,2 Jahre). Doch auf diesem Erfolg könne und dürfe man sich nicht ausruhen. "Es bleibt eine große Herausforderung für die Region", so der Fachmann.
Kein Anstieg seit 2018
Die Geschäftsführerin der Gesundheitsregion Plus, Lea Hellbeck, blickt dennoch zuversichtlich in die Zukunft. Es seien 2021 keine weiteren freien Praxen hinzugekommen, eben dadurch, dass sie direkt nachbesetzt werden konnten - damit ist die Zahl erstmals seit 2018 nicht angestiegen. Außerdem gebe es aktuell drei Niederlassungsanträge von Hausärzten und Hausärztinnen, die aktuell von der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns bearbeitet werden. Fehlen ja nur noch 20.
Das Problem des Ärztemangels ist kein hausgemachtes. Bundesweit fehlen Hausärzte - und vor allem Medizinstudenten. Bis 2035 werden altersbedingt fast 30.000 Hausärzte ausscheiden. Die frei werdenden Hausarztsitze werden Nachwuchsärzte und zugewanderte Ärzte nicht in gleicher Zahl besetzen. Das liegt zum einen daran, dass sich wenige Nachwuchsmediziner dafür entscheiden, sich als Hausarzt niederzulassen. Zum anderen bevorzugen junge Ärzte - statt Einzelpraxen - zunehmend Angestelltenverhältnisse und Teilzeitmodelle.
Lieber Krankenhaus
Das unterstreicht auch Martin Lücke, Notarzt und Anästhesist am Klinikum Coburg. Die Erfahrung der vergangenen Jahre habe gezeigt, dass junge Ärzte lieber in Gemeinschaftspraxen oder im Krankenhaus (mit geregelten Arbeitszeiten) arbeiten wollen. Seiner Meinung nach sei deshalb eine Chance zur Nachwuchsgewinnung, die Krankenhäuser für die ambulante Versorgung zu öffnen.
Der demografische Wandel führt dazu, dass sich das Krankheitsspektrum verschiebt und es mehr ältere Menschen mit chronischen und Mehrfacherkrankungen geben wird. Aber:"Es gibt keine Hausarzt-Backmaschine oder gar eine Pipeline, die sie uns anschwemmt", sagt Adam Hofstätter ernst. Gerade in Coburg gebe es immer noch eine beachtliche Anzahl von Hausärzten, die über 60 Jahre alt sind und in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen. Eine genaue Prognose könne nicht gegeben werden, da es für Hausärzte kein Rentenalter im herkömmlichen Sinn gibt.
Das birgt auch Chancen. Durch die Initiative von Oberbürgermeister Dominik Sauerteig und dem Hausärzteverein Stadt und Land konnte eine Förderung von der KVB in Höhe von 60.000 Euro für eine neue Hausarztansiedlung zur Verfügung gestellt werden. Diese Förderung kann aktuell jeder Hausarzt und jede Hausärztin bei der KVB beantragen. Außerdem unterstütze die Stadt Coburg selbstverständlich ältere Ärzte, die kurz vor der Praxisaufgabe stehen.