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Coburg eröffnet Handel Wege ins Netz


Autor: Simone Bastian

Coburg, Dienstag, 20. Oktober 2015

Mitte November will Citymanager Jörg Hormann das "digitale Schaufenster" der Stadt präsentieren. Doch es gibt unter den Coburger Händlern auch noch Zweifel an Sinn und Zweck eines Internet-Auftritts.
"Find more online" - "finde mehr im Netz" steht im Schaufenster der Coburger Filiale einer Boutiquenkette. Viele große Marken und Ketten bieten ihre Produkte auch online an. Kleine Händler zweifeln indes vielfach, ob sich ein Online-Auftritt für sie lohnt. Foto: Simone Bastian


Vor einigen Jahren noch galten Outlet-Center oder große Einkaufszentren am Stadtrand als die große Konkurrenz des innerstädtischen Einzelhandels. Inzwischen wissen die Händler, dass ihr größter Konkurrent das Internet ist. Trotzdem oder vielleicht deswegen sind viele Einzelhändler und Dienstleister noch immer nicht per Internet zu finden. Ein Fehler, sagt die Presseabteilung des Telefonie- und Internetanbieters 1&1 und verweist auf eine Studie, wonach 76 Prozent der Deutschen regelmäßig im Internet nach Geschäften, Restaurants, Handwerkern und anderen Anbietern in ihrer Region suchen.



Problem: aktuell bleiben

Ein Fehler, sagt auch Jörg Hormann, der neue Citymanager der Stadt Coburg: "Nicht jeder muss eine Homepage haben, aber jeder muss dafür sorgen, dass er im Internet gefunden wird." Laut 1&1-Studie haben 43 Prozent der befragten 643 Betriebe in vier Ländern (Deutschland, Spanien, Großbritannien und Frankreich) eine eigene Homepage. Coburg ist da besser aufgestellt, wie ein Blick in den Einkaufsführer von Citymanagement und Zentrum Coburg aus dem Jahr 2013 zeigt: 98 in Coburg ansässige Geschäfte, Dienstleister, Restaurants und Banken gaben darin eine Internet-Adresse an, nur 24 in dem (vergriffenen) Führer sind ohne.

Inzwischen dürfte sich die Situation schon wieder geändert haben, nicht zuletzt, weil allein zehn der in dem Führer gelisteten Läden inzwischen geschlossen haben, unabhängig davon, ob es eine Homepage gab oder nicht. Einer, der bislang auch keine Notwendigkeit für den Gang ins Netz sieht, ist Peter Faulhaber, Inhaber einer Boutique in der Ketschengasse. Er setzt auf die Attraktivität der Schaufenster: "Ich habe keine Lust, ständig eine Internetseite zu aktualisieren." Mit den Online-Shops der Marken könnte ein kleiner Laden wie seiner ohnehin nicht konkurrieren, meint er. "Bei uns können die Leute anprobieren. Genau darin unterscheiden wir uns vom Internet."

Neben der eigenen Homepage können Geschäfte mit Einträgen in Internet-Branchenbücher, Online-Anzeigen bei Suchmaschinen oder über soziale Netzwerke wie Facebook auf sich aufmerksam machen. Es muss ja nicht gleich der eigene Onlineshop sein, den einige Coburger Geschäfte durchaus anbieten. Diese haben sich meist auf Nischen spezialisiert, wie Stoffe oder teure Strickgarne.


Vorbild Wuppertal

Jörg Hormann möchte neben all diesen Formen ein "digitales Schaufenster" einrichten: Eine städtische Internetseite, die alle Händler und Dienstleister mit Angebot, Kontaktdaten und Öffnungszeiten listet. Das sei das Minimum, sagt er. Und: Ein Einkaufsführer müsse so klein sein, dass er in die Jackentasche passt - eben wie ein Smartphone oder eine Broschüre im Postkartenformat. Die Händler beim Weg ins Netz zu unterstützen, sieht er durchaus als Aufgabe des Citymarketings: "Städte müssen Konzepte entwickeln, wie man die Geschäftsinhaber an diese Welt heranführt." Das könnten Schulungen sein oder ganze Online-Plattformen, die da zur Verfügung gestellt werden, sagt Hormann und verweist auf die Online-City Wuppertal. Die listet nicht nur die Händler in der Stadt auf, die gewährleisten sogar, dass bestellte Ware am gleichen Tag zugestellt wird, wenn bis zu einem bestimmten Zeitpunkt bestelltwird.


Junge Generation ist online

An diesem Geschäftsmodell wird auf Dauer kein Weg vorbeiführen, meint Hormann. "Die jungen Leute, die jetzt mit Internet und Smartphone aufwachsen, werden die Möglichkeiten nutzen, die am einfachsten sind. Und ins Parkhaus zu fahren und 100 Meter zu Fuß gehen ist nicht einfach."

Andererseits suche der Konsument von heute durchaus das Einkaufserlebnis in der Stadt, und dabei sei er meist nicht allein unterwegs. "Da muss für jeden etwas dabei sein, und da brauche ich auch ein kulturelles Angebot, Gastronomie und was zum Gucken", sagt der Citymanager. Wer für die Begleiter des Kunden nicht mal eine Sitzgelegenheit vorhalte, wer auf Wünsche mit "haben wir nicht, das müssen Sie im Internet bestellen" reagiere, verliere den Kunden nicht nur fürs eigene Geschäft, sondern für die Stadt, meint Hormann: "Die Konkurrenz ist nicht mehr der Laden nebenan. Das ist die Nachbarstadt oder das Internet. Jeder hat es in der Hand, das Angebot in der Stadt schönzureden oder schlechtzureden."

Das "digitale Schaufenster" will Hormann im November ausführlich vorstellen. Peter Faulhaber zum Beispiel hatte von diesen Plänen noch nichts erfahren.


Spielarten des Online-Auftritts

Online-Shop Einige Coburger Händler wie "Der Skandinavier" oder "Greenland" bieten Bestellmöglichkeiten per Internet an - mit dem HInweis darauf, dass es in den Läden größere Auswahl gebe.

Bestellschein Der Feinkostkandel "Fisch Kupfer" ist im Internet zu finden , "hauptsächlich, damit die Kunden unseren Bestellzettel ausdrucken können", sagt Inhaberin Bettina Eck. Bestellungen werden telefonisch oder per Fax angenommen. Zeit, den Onlineauftritt zu betreuen, habe keiner: "Wir sind alle an der Front."

Branchenverzeichnisse Einträge erfolgen oft kostenlos, aber oft fehlen dann Informationen wie Öffnungszeiten. Sie erlauben zum Teil auch Bewertungen seitens der Nutzer.

Soziale Netzwerke Facebook ist das größte und bekannteste. Hier sind inzwischen zahlreiche Geschäfte zu finden, die das Netzwerk zum direkten Marketing nutzen: Wer als Facebook-Nutzer die Seite eines Geschäfts mit "Gefällt mir" markiert hat, erhält automatisch die neusten Nachrichten der Seite. Auch das Coburger Tageblatt ist hier vertreten.