Coburg: Elfen nicht im Walde
Autor: Dr. Carolin Herrmann
Coburg, Sonntag, 16. Juni 2019
Ballettchef Mark McClain hat als drittes Stück der Coburger Sommerfestspiele einen "Sommernachtstraum" unter freiem Himmel inszeniert. Erst aber doch nicht.
Schwelgen im tatsächlich lauen Juni-Abend, Vogelgezwitscher und ausführlich klassisches Ballett, das von Mark McClain, wie wir es kennen. Diesmal halt im lichten Hofgarten, open air bei den ersten Coburger Sommerfestspielen des Landestheaters. Sein "Sommernachtstraum" nach Shakespeare und mit der Musik von Felix Mendelssohn Bartholdy vom Band, bei der Premiere am Samstag vor begeisterter Zuschauerschar.
Ein bisschen skurril ist es schon, dass McClain, endlich einmal unter freiem Himmel und bevor er in den Zauberwald von Oberon und Titania vor der herrlichen Baumwand um den Herzog Alfred-Brunnen führt, ein halbstündiges Spiel im Ballettsaal aufführen lässt.
Titania (Natalie Franke) ist hier eine zickige - nein kapriziöse - Ballettdirektorin im Kampf mit ihrem Choreografen/Oberon (Sylvain Guillot), der seinen Ballettmeister, später Puck (Takashi Yamamoto), pantomimisch anschreit, weil der beim Vortanzen fürs neue Stück nicht schnell genug die schlechten Tänzer aussortiert.
Menschlichkeiten
Wir erleben zu Mendelssohn Bartholdys frühem Klavierkonzert Nr. 3 ein bisschen Welt hinter den Kulissen, die Künstlerkämpfe und -eitelkeiten, viel menschlich Amüsantes. Vor allem Jaume Costa als Lysander in knappstem altrosa Höschen, aber auch Joshua Limmer, Martina Di Giulio und Chih-Lin Chan geben eindrückliche kleine Charakterstudien von Demetrius, Hermia und Helena.
Schon hier sorgt die Handwerkerschar mit Mireia Martinez Pineda als dem aufdringlich-eitlen Zettel, Yuria Nakahata als Flaut und drei im Programmheft nicht genannten, aber beachtlich aufspielenden und -tanzenden Statisten für Quertreibereien und großen Spaß. Ihr zur letztendlichen Hochzeit von Oberon und Titania dann vorgeführtes Stück ist herrliche Parodie.
Klassisches Repertoire
Aber zunächst zurück in den Ballettsaal, den wir uns in der Freiluftkulisse vorzustellen haben: Viel Gelegenheit für alles, was das klassische Tanzrepertoire an (Hebe-)Figuren und Drehungen zu bieten hat. Die Tanzkunst der drei Hauptdarsteller kommt bereits hier voll zur Wirkung.
Fragt sich nur, was die drei großen Buchsbüsche, die zum Umfeld des Herzog Alfred-Brunnens gehören, im Ballettsaal verloren haben.