Coburg: Diesel immer teurer, trotz sinkendem Ölpreis - Tankstellenpächter äußert Verdacht
Autor: Daniel Krüger
Coburg, Donnerstag, 27. Oktober 2022
Der Blick auf die Preise an der Zapfsäule sorgt aktuell für Wut und Frust bei vielen Dieselfahrern. Denn trotz gesunkenem Ölpreis müssen sie immer mehr bezahlen. Ein Coburger Tankstellenpächter spricht Klartext zu dem Thema.
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- Tankstellenpächter aus Coburg äußert Verdacht
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Es sind keine angenehmen Zeiten für die Autofahrer, die zu Hans-Joachim Büttner an eine Zapfsäule der Walther-Tankstelle in Coburg vorfahren. Insbesondere für diejenigen, deren Auto einen Dieselmotor hat. "Aktuell liegen wir hier zwischen 2,15 Euro und 2,20 Euro für den Liter", sagt Tankstellenpächter Büttner gegenüber inFranken.de am Dienstagnachmittag (25. Oktober 2022). Neuesten Berechnungen des ADAC zufolge gehen die Preise für Diesel gerade durch die Decke, der Unterschied zu Benzinkraftstoffen wie E10 ist massiv. Aber woran liegt das eigentlich?
Diesel kostet 21 Cent mehr als E10 - ist Heizöl-Nachfrage schuld?
Knapp 21 Cent mehr als für E10 mussten Autofahrer deutschlandweit am 19. Oktober 2022 hinlegen, so der ADAC in einer Pressemitteilung. "Diesel ist damit fast so teuer wie unmittelbar nach dem Auslaufen des Tankrabatts Ende August", heißt es darin. Dabei fielen auf einen Liter Diesel "gut 20 Cent weniger Energie- und Mehrwertsteuer" an, erklärt der ADAC und spricht von einer "Überteuerung".
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Das sieht auch Büttner so, der gerade zusätzlich mit dem Problem zu kämpfen hat, dass der Dieselpreis in Coburg im Vergleich zum Umland zwischen 5 und 10 Cent pro Liter mehr koste. Dies löse bei vielen Kunden Fragezeichen aus, weil sie eh schon tief in die Tasche greifen müssten. "Die Leute haben nichts mehr, der Geldbeutel ist leer", sagt Büttner. Die außergewöhnliche Preissituation liege wohl daran, dass "der Computer anhand bestimmter Referenztankstellen die Preise automatisch berechnet".
Zwar gehe er davon aus, dass dies nur ein vorübergehendes Phänomen sei. Schwerwiegender, auch mit Blick auf den Winter, seien allerdings die regional unabhängigen hohen Spritpreise, besonders beim Diesel. "Ich habe keine sichere Erklärung dafür, nur ein Bauchgefühl", sagt er. Sein Verdacht: "Ich glaube allerdings, dass Heizöl verkauft werden soll." Sowohl in der Industrie als auch im Privatbereich ist die Nachfrage nach Heizöl momentan riesig, weil Gas exorbitant teuer geworden ist.
Coburger Tankstellenpächter: Kunden tanken am Monatsende nur noch nach
"Da wäre es natürlich sinnvoll, auch den Heizölpreis künstlich oben zu halten, gerade zu dieser Jahreszeit", so Büttner. Heizöl und Diesel sind sich in ihrer Zusammensetzung sehr ähnlich - und werden beide bei der Destillation in den Raffinerien als sogenanntes Mitteldestillat gewonnen. Wo mehr Heizöl produziert wird, kann gleichzeitig weniger Diesel hergestellt werden. Auch der ADAC spricht von einer "jahreszeitlich bedingten stärkere Heizölnachfrage" als Mitursache.
Wie das Nachrichtenmagazin Stern im August berichtete, ist der Diesel-Verbrauch in Deutschland und Europa schon seit langer Zeit deutlich höher als die Menge Diesel, die in Raffinerien gewonnen werden kann. Weil vor dem Ukraine-Krieg große Mengen Diesel aus Russland importiert wurden, gebe es jetzt zusätzlich einen Mangel, so das Magazin. In den Raffinerien sei es gleichzeitig schwierig, die Produktion auf mehr Diesel umzustellen. Währenddessen sind die Benzinpreise laut ADAC leicht gesunken - wenn auch "bei weitem nicht ausreichend", so die Kritik an den Mineralölkonzernen.