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Coburg bietet Stoff und Kulisse für Filme


Autor: Simone Bastian

Coburg, Montag, 06. April 2015

Derzeit sichtet eine fünfköpfige Jury die "Treatments", die für den Wettbewerb eingingen, den die Stadt und der Film-Fernseh-Fonds Bayern ausgeschrieben haben. Im Mai kommen wieder Filmleute nach Ketschendorf.
Die Ehrenburg tut hier so, als ob sie ein britisches Internat wäre: Hier wurden Szenen für die zwei Teile der Edelstein-Trilogie von Kerstin Gier gedreht, für "Rubinrot" und "Saphirblau". Bei "Smaragdgrün", das in diesem Jahr gedreht wird, kann die Ehrenburg nicht mitspielen, weil sie eingerüstet ist. Die Filmleute kommen aber trotzdem nach Coburg.Foto: Christiane Lehmann/CT-Archiv


Michael Böhm hat allen Grund zu frohlocken: "Der Drehbuchwettbewerb hat uns in der Branche eine Aufmerksamkeit beschert, die wir mit Werbemaßnahmen nie erreicht hätten." Rund 50 sogenannte Treatments sind beim Coburger Stadtmarketing eingegangen - Ideenskizzen für eine Spielfilmhandlung.

Zusammen mit dem Film-Fernseh-Fonds (FFF) Bayern hatte das Stadtmarketing den Drehbuchwettbewerb ausgeschrieben. Bis 15. März mussten die Arbeiten beim Stadtmarketing eingehen, derzeit sichten die fünf Juroren die eingereichten Vorschläge. Vorzulegen waren neben der Handlungsskizze auch zwei Seiten fertig ausgearbeitetes Drehbuch für einen Film. So sollte sichergestellt werden, dass die Bewerber auch über das Handwerkszeug verfügen, ein Drehbuch zu schreiben, das verfilmt werden kann.


Stadt soll eine Rolle spielen

Die Jury wird drei Treatments auswählen, deren Autoren eine Woche lang nach Coburg eingeladen werden, um sich mit den Gegebenheiten vertraut zu machen. Denn nicht nur, dass der Film in Coburg spielen soll - auch die Stadt soll eine Rolle darin spielen. Bis 15. September müssen die Drehbücher ausgearbeitet sein, dann wird über die Reihenfolge in den Platzierungen entschieden. Die drei Preisträger werden am 23. Oktober beim Hofer Filmfest prämiert.

"Wunderbare Ideen" seien in den Treatments enthalten, schwärmt Böhm. Er hat in die meisten mal "hineingespitzt", wie er sagt, und weiß deshalb auch, dass mindestens zwei einen regionalen Krimi zugrundegelegt haben.
Die Mehrzahl der Stoffe sei jedoch dem "neuen deutschen Fernseh- und Kinofilm angepasst". So seien etliche romantische Komödien dabei.

Und: Zehn Bewerber kommen aus der Region. Böhm: "Dass wir ein solches Potenzial haben, hat mich überrascht." Insgesamt aber sei das Niveau der Drehbücher laut Auskunft des FFF sehr hoch, sagt Böhm. Auch die hohe Zahl an Bewerbern habe die Organisatoren vom FFF überrascht.


Vestestadt interessiert Branche

Doch der Wettbewerb hat nicht nur Drehbuchautoren und solche, die es werden wollen, auf Coburg aufmerksam gemacht. Auch etliche Produktionsfirmen interessierten sich infolge der Ausschreibung für die Vestestadt.

So habe es Überlegungen gegeben, Szenen für "Anne Frank" in Coburg zu drehen, verrät Böhm. Zustande kam das dann zwar nicht, aber dafür hat ein "Location Scout" inzwischen einige Coburger Villen in seine Datei aufgenommen.


Wieder Dreh im Schloss

Böhm sieht einen Effekt ja nicht nur für Coburg allein: "Wenn jemand hier keinen passenden Drehort findet, empfehlen wir gerne andere Orte in der Region", betont er. "Wir schaffen es nur gemeinsam, uns einen Namen zu machen." Die Voraussetzungen sind nicht die schlechtesten: Bamberg hat als Filmkulisse schon seit Langem einen Namen, Hof ist als Stadt der Filmtage bekannt. Dazwischen würde Böhm gern Coburg positionieren.

Mit der "Edelstein-Trilogie" von Kerstin Gier ist schon mal ein Grundstein gelegt. Für die ersten beiden Teile, "Rubinrot" und "Saphirblau" wurde in Coburg gedreht. Auch für "Smaragdgrün" wird das Filmteam wieder nach Coburg kommen, erzählt Böhm. Geplant seien drei Tage vom Pfingstmontag an (25. bis 27. Mai).

Gedreht werden kann dann aber nur im Ketschendorfer Schloss. Der Schlossplatz und die Ehrenburg, die ebenfalls schon in den ersten beiden Teilen zu sehen waren, scheiden diesmal aus - wegen des Gerüsts am Schloss.
Doch Coburg taugt nicht nur für fiktive oder Fantasy-Geschichten. "Alle Autoren, mit denen ich telefoniert habe, waren überrascht, welch ein Stoff in dieser Stadt zu finden ist", sagt Böhm.

Allein die Vergangenheit der Residenzstadt, angefangen von Martin Luther und das Herzogtum über die royale Vergangenheit (mit den Verbindungen zum englischen Königshaus) bis hin zu eher unrühmlichen Abschnitten wie Coburgs Rolle im Nationalsozialismus.