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Coburg beklatscht Wiens singende Botschafter im Matrosenkittel


Autor: Jochen Berger

Coburg, Freitag, 11. Dezember 2015

Die Wiener Sängerknaben sind ein singender Markenartikel - ein weltweit erfolgreicher Werbeträger für Österreichs Hauptstadt. Beim Coburg-Gastspiel erlebt das Publikum eine Mischung aus geistlicher Musik und weihnachtlichen Melodien.
Unter Leitung ihres Kapellmeisters Jimmy Chiang gastierten die Wiener Sängerknaben im Coburger Kongresshaus. Foto: Jochen Berger


Das Auge isst mit, heißt es oft, wenn es um die auch optisch adrette Zubereitung von Speisen geht. Aber vielleicht kann man auch sagen: Das Auge hört mit. Fesch sehen sie jedenfalls aus - die Wiener Sängerknaben, wenn sie mit ihren stilisierten Matrosenkittelchen auf der Bühne des Coburger Kongresshauses stehen. Dann ist ihnen fast allein deswegen schon der Applaus der recht zahlreichen Zuhörer sicher.

Ihre Geschichte, die viele Jahrhunderte zurück reicht, erweist sich noch heute als unbezahlbarer Schatz, mit dem sich prima werben lässt. Zahllose Komponistennamen schmücken die Chronik des Chores. Die Brüder Joseph und Michael Haydn gehören ebenso dazu wie Franz Schubert und Carl Zeller, aber auch bekannte Dirigenten Wie Clemens Krauss und Hans Richter - sie alle waren ehedem Sängerknaben.


Gold in der Kehle

Das Wappen Wiens tragen sie buchstäblich auf dem Herzen - und in ihren Kehlen, da haben sie klingendes Gold. Zumindest kommt es so über den Bildschirm, wenn sie mal wieder bei den weltweit ausgestrahlten Neujahrskonzerten der Wiener Philharmoniker einen der Strauß-Walzer oder eine Strauß-Polka singen.


Weihnachts-Tournee mit 17 Konzerten

Freilich sind die Wiener Sängerknaben eigentlich ein Sammelbegriff für insgesamt vier Chöre, die unermüdlich durch die Lande touren und Jahr für Jahr insgesamt 300 Konzerte geben vor einer halben Million Zuschauer in aller Welt, wie das umfangreiche Programmheft der aktuellen Weihnachts-Tournee erzählt. Kiel und Bremen, Hannover und Leipzig, Berlin und Weimar, Coburg und Fulda - so liest sich in Auszügen der Tournee-Kalender der Sängerknaben mit immerhin 17 Auftritten in gut drei Wochen.

Das Coburger Publikum erlebt den sogenannten Haydn-Chor der Sängerknaben - insgesamt 25 Stimmen, die sehr wohl den typischen Wiener Klang dabei haben. Ihr Chorleiter Jimmy Chiang hat schon einige Stationen als Theaterkapellmeister hinter sich und ist fraglos ein routinierter Dirigent, der seine jungen Choristen sicher durch das Programm lotst und bei Bedarf nicht nur am Flügel, sondern auch am Cello begleitet.


Offenbachs Barcarole

Bunt gemischt ist das Programm - von einer gregorianischen Sequenz, die zum Einzug gesungen wird, über Franz Schuberts "Ave Maria" bis zu Giuseppe Verdis "Laudi alla Vergine Maria". Sogar für zwei Protagonisten der vermeintlich leichten Muse ist Platz. Offenbachs "Barcarole" aus "Hoffmanns Erzählungen" und der Walzer "Tausend und eine Nacht" von Johann Strauß runden den ersten Teil ab.

Nach der Pauses weihnachtet es dann unmissverständlich - von Bachs "Ich steh# an Deiner Krippen hier" bis zum "Little Drummer Boy". Das Publikum, das stolze Preise für seine Karten bezahlt hat, spendet nach jedem Stück reichlich Beifall.