Coburg bejubelt die Superlizzy
Autor: Jochen Berger
Coburg, Samstag, 21. Februar 2015
Wie Lizzy Aumeier beim Gastspiel im Coburger Kongresshaus in die Rolle der Superlizzy schlüpft.
Lizzy Aumeier ist sich selbst Programm genug. Die Musikkabarettistin aus der Oberpfalz ist ihre eigene Botschaft. Egal, wie ihr aktuelles Programm auch heißen mag, egal, in welches Kostüm sie auch schlüpft. Im Grunde spielt Lizzy Aumeier am liebsten sich selbst: Lizzy Aumeier.
Mit geballter Körperwucht
Immer wieder mal eine kleine Prise Häme gegen Bayerns Staatspartei CSU eingestreut, ein Spitze gegen den außerehelich zeugungsfreudigen Ministerpräsidenten, ein wenig Polemik gegen Russlands Ministerpräsidenten Vladimir Putin ("Fruchtzwerg mit Machtfantasien") - das muss reichen als politisch Botschaft. Ansonsten spielt sie ihr Spiel mit den Klischees, die sie lustvoll unterläuft. Dem grassierenden Schönheitswahn tritt sie mit geballter Körperwucht entgegen. Und als Verstärkung wartet schließlich auch noch ihr Kontrabass. Der freilich muss beim Gastspiel im Coburger Kongresshaus noch ein ganzes Weilchen auf seinen ersten Einsatz warten.
Große Fangemeinde in Coburg
Denn zunächst einmal spielt Lizzy Aumeier ganz ausgiebig ihr Spiel mit dem Publikum. In Coburg, wo sie seit Jahren regelmäßig zu Gast ist und längst eine große Fangemeinde besitzt, gibt sie mit kräftig dosierter Selbstironie die Veteranin im Scheinwerferlicht: "Mittlerweile erkenne ich genau, ob jemand freiwillig da ist - oder einfach nur eine Karte geschenkt bekommen hat."
Wer in der ersten Reihe sitzt, lebt gefährlich
Im Superlizzy-Outfit entert sie die Bühne - als weibliches Gegenstück zu Superman. Die Verkleidung reicht als dramaturgischer Vorwand für eine Reise durch die Geschichte - vom eher schlagkräftigen als charmanten Balzverhalten des Neandertalers bis zu Jeanne d"Arc. Wer sich bei Aumeier-Auftritten freiwillig in die erste Reihe setzt, lebt bekanntermaßen gefährlich. "Wenn Sie wegschauen, heißt das nicht, dass ich Sie nicht sehe", droht sie - und sucht sich zwei, drei Kandidaten heraus, die sie genüsslich den ganzen Abend hindurch immer wieder von der Bühne herunter ins Visier nimmt und mit allerlei Anzüglichkeiten bedenkt.
Kalauerhaltige Wortspiele
Dabei wird sie nicht müde, in immer neuen Anläufen verbal unter die Gürtellinie zu zielen. Das könnte auf Dauer doch ein wenig ermüdend werden, wäre da nicht auch noch die Musikkabarettistin, die sich reichlich Zeit lässt, bevor sie zum ersten Mal zu ihrem Kontrabass greift. Dabei ist das, was sie im Wechselspiel mit Swetlana Klimowa am E-Piano und auf der Geige hören lässt, subtiler als manches kalauerhaltige Wortspiel.
Ironisch statt pathetisch klingt der Anfang von Peter Tschaikowsky unverwüstlich populärem b-Moll-Klavierkonzert in dieser Adaption für Kontrabass und Klavier, von dem aus sich Aumeier und Klimowa im flott zusammen geschnittenen Potpourri durch diverse weitere Tschaikowsky-Partituren spielen, garniert mit allerlei populären russischen Volksweisen und Stimmungsmelodien.
Bach trifft Deep Purple
Und bei der Zugabe lassen Aumeier und Klimowa dann den Deep-Purple-Hit "Smoke on the Water" auf Bach- und Mozart-Melodien prallen.