Coburg: Amokfahrt mit Sattelzug - 39-Jähriger im Drogenrausch
Autor: Jannik Reutlinger
Coburg, Montag, 17. Sept. 2018
Ein 39-jähriger Kraftfahrer zog mit seinem Sattelzug am 23. Januar eine Spur der Verwüstung durch ganz Franken. Am Montag hat der Prozess gegen den Amokfahrer vor dem Coburger Landgericht begonnen.
Der Vorwurf des versuchten Mordes wurde schnell fallen gelassen. Dafür ist Harald B. wegen Vollrausch von Staatsanwalt Martin Dippold angeklagt worden. Er habe sich vorsätzlich mit Amphetamin in einen Rausch versetzt und in diesem Zustand rechtswidrige Taten begangen - und sei damit entsprechend schuldunfähig, heißt es in der Anklageschrift.
Nun hat der Prozess unter dem Vorsitzenden Richter Christoph Gillot vor der Ersten Großen Strafkammer als Schwurgericht am Landgericht Coburg begonnen.
Harald B. fuhr mit seinem 22 Tonnen schweren Lkw Schlangenlinien über die Autobahn und mehrere Bundesstraßen, rammte Fahrzeuge der Polizei und anderer Verkehrsteilnehmer. Zeitweise fuhr er auch ohne Licht.
Probleme in der Familie
Seit 2014 hatte B. mit seiner Frau Eheprobleme, wie er am Montag vor Gericht angibt. Um sich von den Dissonanzen mit seiner Frau abzulenken, stürzte sich der Angeklagte eigenen Angaben zu Folge in seine Arbeit als Kraftfahrer. An den Wochenenden nahm Harald B. gelegentlich die Droge Speed, weil er damit abschalten und auch mal an etwas anderes denken konnte. Der 39-Jährige habe es laut seiner Aussage aber unter Kontrolle gehabt.
"Erst im im letzten halben Jahr vor der Tat haben die Menge und Dosierung zugenommen", erklärt Harald B. Als Grund gab er an, dass seine Frau eine neue Beziehung mit einem anderen Mann eingegangen sei. Das war zu viel für den Angeklagten.Um sich abzulenken, startete der Hamburger einen neuen Job bei einem niedersächsischen Unternehmen. Bei seiner ersten Fahrt für den neuen Arbeitgeber nach Österreich kam es während der Beladungszeit über das Telefon zu einem Streitgespräch mit seiner Frau. "Ich habe dann zwei oder drei Nasen Speed gezogen", erinnert sich der Angeklagte.
Es war nicht das erste Mal, dass das während der Arbeit passiert sei, wie er angibt. "Was dabei herausgekommen ist, hätte ich mir nie vorstellen können", führte Harald B. weiter aus.
Amokfahrt beginnt um 19.04 Uhr
Gegen Nachmittag macht sich B. auf den Rückweg nach Hamburg, um Maschinenteile abzuliefern. Dabei legt er um 18.48 Uhr einen Stopp auf der A9 bei Eching ein. Ob er in der fünfzehnminütigen Pause noch einmal etwas genommen habe, vermag Harald B. nicht mehr zu sagen.