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Claus J. Frankl bringt Leo Fall nach Heldritt: "Ich habe keine Angst vor Kitsch"


Autor: Jochen Berger

Coburg, Freitag, 22. Juli 2016

"Der fidele Bauer" von Leo Fall steht in diesem Jahr erstmals in Heldritt auf dem Spielplan der "Coburger Sommeroperette".
Freut sich auf die Erstaufführung von Leo Falls Meisterwerk "Der fidele Bauer" auf der Waldbühne Heldritt: Spielleiter Claus J. Frankl. Foto: Jochen Berger


Das Publikum der "Coburger Sommeroperette" hat Claus J. Frankl schon in vielen Partien und Funktionen auf und hinter der Bühne erlebt. In diesem Jahr ist er bei der Neuproduktion von Leo Falls "Der fidele Bauer" gleich in mehrfacher Funktion vertreten - als Darsteller sowie als Spielleiter und Dramaturg. Als Vorlage für Falls Operette diente Librettist Viktor Léon das Theaterstück "Die lieben Eltern".


Zu den bekanntesten Stücken der Partitur gehört bis heute der Hit "Heinerle, Heinerle, hab' kein Geld". Für die Erstaufführung auf der Waldbühne Heldritt ist eine doppelte Besetzung vorgesehen: Kenai Bug und Mathis Menzel. Neu im Ensemble der "Sommeroperette" ist der musikalische Leiter: Urs-Michael Theus, bis Herbst 2015 GMD der Eutiner Festspiele.

Was reizt Sie an Leo Falls "Der fidele Bauer"?
Claus J. Frankl: Zwei Dinge.

"Der fidele Bauer" hat keine der üblichen Dreiecksgeschichten. Das ist vielmehr eine echte Biografie-Operette, sie hat unverkennbar mit dem tatsächlichen Leben zu tun. Es ist die Geschichte eines Jungen, der gezwungen wird, die Wünsche seiner Eltern zu erfüllen und der sich dadurch von seinen Eltern entfremdet. Das ist ein nach wie vor modernes Thema. Das muss man gar nicht aufgesetzt aktualisieren. Und zum anderen ist es die musikalische Dimension, die mich fasziniert. "Der fidele Bauer" ist unmittelbar nach dem ersten Opern-Flop Leo Falls entstanden. Man spürt, das ist ein ganz großartiger Komponist, der das geschrieben hat - niemand, der einfach nur Operetten-Nummern aneinander reiht.

Welche Fassung wird das Premieren-Publikum in Heldritt erleben?
Wir spielen die großartige Fassung von Wilfried Steiner aus den 1990er Jahren. Damals begann die Renaissance dieser Operette, die seit der Inszenierung der Wiener Volksoper 1997, die regelrecht Symbolcharakter hatte, zumindest in Österreich wieder regelmäßig auf den Spielplänen steht. Lange hatte das Stück ja den Ruf, das sei eine Heimatschnluze. Bei uns wird das Stück in Rückblenden erzählt. Der entscheidende Konflikt steht gleich am Anfang. Durch die Rückblenden erleben wir dann, wie es dazu gekommen ist.

Die Neuproduktion "Der fidele Bauer" entsteht als Kooperation mit der Pramtaler Sommeroperette. Was war der Auslöser für die Zusammenarbeit?
Die Orchesterstimmen und der Text sind identisch mit der Inszenierung der Pramtaler Sommeroperette. Auf diese Weise können wir Kosten sparen. Und zum Ensemble der Coburger Sommeroperette kommen einige Gäste aus Österreich. Das spart uns Probenzeit. Auf diese Weise sparen wir ebenfalls Kosten.

Was bedeutet das für die Probenarbeit in Heldritt?
Für mich als Spielleiter ist das einfach. Ich war schon oft Spielleiter - auch in Bayreuth bei den Festspielen. Dort, wo die Lösungen von Manuela Kloibmüller auch auf die Waldbühne passen, übernehmen wir sie. Und dort, wo wir andere Lösungen brauchen, weil die Waldbühne größer ist, gehen wir eigene Wege.

Wie sieht das Bühnenbild-Konzept beim "Fidelen Bauer" aus?
Bei diesem Stück können wir die Waldbühne vollständig mitspielen lassen, weil sich das einfach anbietet. Beim Schluss wünsche ich mir, dass der ganze Himmel mitspielt. Da habe ich auch keine Angst vor Kitsch, wobei das Happyend schon ein Happyend mit Fragezeichen ist.


Das plant die "Coburger Sommeroperette" in diesem Jahr


Premieren-Tipp "Der fidele Bauer" - Operette von Leo Fall, Libretto von Victor Léon nach einer Vorlage von Wilfried Steiner, Fassung der Pramtaler Sommeroperette 2016 in der Original-Inszenierung von Manuela Kloibmüller, 10. August, 19.30 Uhr (Premiere), 11., 12. August, 19.30 Uhr, 13. August, 14 und 19.30 Uhr, 14. August, 18 Uhr, 17. August, 19.30 Uhr, 18., 19. August, 19.30 Uhr, 20. August, 14 und 19.30 Uhr, 21. August, 19.30 Uhr - Waldbühne Heldritt

Matinee "Die Insulaner", 14. August, 11 Uhr

Altstadt-Serenade Royal-Salon-Orchester, Schlossplatz Bad Rodach, 16. August, 20.30 Uhr

Kartenvorverkauf Telefonische Kartenbestellung ist möglich bei "Shoes & More Appis" (Telefon: 09564 /4489); Montag bis Freitag 10 bis 18 Uhr, Samstag 10 bis 13 Uhr; außerdem: Tourismus Coburg, Herrngasse 4 (Telefon: 09561/89-803)

Produktionsteam
Musikalische Leitung: Urs-Michael Theus
Produktionsleitung: Adelheid Frankenberger
Spielleitung und Dramaturgie: Claus J. Frankl
Bühnenbild: Ruth Krottenthaler
Choreographie: Jan Reimitz
Chorleitung und Einstudierung "Heinerle": Stefan Meier
Studienleitung/Korrepetition: Wolfram Tetzner

Besetzung
Matthäus Scheichelreuther, der "Zipflhaubn-Bauer" - Alois Walchshofer
Dr. Heinrich Scheichelreuther, sein Sohn - Giorgio Valenta
das Annamirl, seine Tochter - Christine Holzwarth
das "Heinerle" - Kenai Bug/Mathis Menzel
Heinrich Lindoberer, Bürgermeister von Oberwang - Willi Narowetz
Vincenz, sein Sohn - Harald Wurmsdobler
Michael Balthasar Zopf, Dorfpolizist - Jan Reimitz
Franz, ein ewiger Student/Bauer Endletzhofer - Michael Zallinger
Friedrich von Grunow/Bauer Raudaschl - Claus J. Frankl
Viktoria, seine Gattin - Adelheid Brandstetter
Friederike, seine Tochter/Wirtstochter Resi - Thea Schuette
Fritzchen, sein Sohn/Rekrut - Franz Schindler
Toni, ein Blumenlieferant/Rekrut - Anton Schindler
Ein Taxifahrer/Rekrut - Lars Tappert/Sebastian Schaffer

Chor und Orchester der Coburger Sommeroperette,
Tänzerinnen des "Tanzstudios Ramona Scholz" Coburg sowie
Mädchen und Buben des Theater- und Konzert-Kinderchors Coburg (Leitung und Einstudierung: Arno Seifert)