Chor des Landestheaters verzaubert mit Romantik
Autor: Gerhard Deutschmann
Coburg, Sonntag, 08. März 2015
Was passiert, wenn ein Opernchor die Bühne mit dem Konzertpodium vertauscht? Der Chor des Landestheaters Coburg unter Leitung von Lorenzo da Rio beeindruckt im akustisch bestens geeigneten Foyer der HUK mit Werken von Schubert bis Reger.
Drei Produktionen weniger als üblich sind in dieser Spielzeit am Landestheater mit Chor besetzt. Die daraus gewonnene Probenzeit wollte Chordirektor Lorenzo Da Rio für ein ehrgeiziges Projekt nutzen, nämlich zum ersten Mal ein reines Chorkonzert auf die Beine zu stellen - eigentlich ein Wagnis, denn Opernchöre sind nicht a priori für reine Chorkonzerte (womöglich noch a cappella) geeignet.
Ihre ausgebildeten Stimmen werden auf der Bühne meist exzessiv gefordert - für gepflegten Chorklang und differenzierte Dynamik bleiben da wenig Raum.
Deshalb ein großes Lob für den Dirigenten, der es in kurzer Zeit vollbracht hat, den Opernchor eindrucksvoll für diesen Abend vorbereitet zu haben und mit abgerundeten, expressiven Leistungen aufzuwarten.
Vorbildliche Textgestaltung
Um Dynamik und Ausdruck zu demonstrieren eignen sich natürlich besonders Werke der Romantiker, die mit Schubert, Schumann, Brahms und Reger auf dem Programm standen. Bis auf eine Ausnahme waren zudem alle Werke mit Instrumentalbegleitung versehen. Durch die Aufstellung des Chores in einem Halbrund kamen alle Stimmen, besonders der Wechsel von Frauen- und Männerstimmen aufs Beste zur Geltung.
Es begann mit drei Quartetten op.64 von Brahms in sauberer Intonation, ausgewogenem Chorklang sowie vorbildlich vom Text her gestaltetem Ausdruck, sensibel von Antonio Grimaldi am Klavier begleitet und von Lorenzo Da Rio geleitet.
Selten zu hörende Kostbarkeiten in reizvoller Besetzung waren die vier Gesänge op. 17 für Frauenchor, zwei Hörner und Harfe von Brahms, wo sich sphärischer Chorklang mit makellosem Hörnerklang (Klaus und Jutta Rohleder)und rauschendem Harfenspiel (Melanie Alban) verbanden.
"Gesang der Geister"
Der Männerchor antwortete beweglich mit zwei volkstümlichen, viel gesungenen Werken von Franz Schubert ("Das Dörfchen", "Die Nachtigall"), bevor ein weiteres besonderes Werk dieses Tonschöpfers erklang: "Gesang der Geister über den Wassern" (nach Goethe) für je vier Bratschen und Celli sowie zwei Kontrabässe (Mitglieder des Philharmonischen Orchesters), deren satter, dunkler Klang sich bestens mit dem lyrisch-dramatischen Gesang des Chores verband.
Nach der Pause hörte man das modulationsreiche, expressive "Abendlied" von Max Reger a cappella, noch nicht ganz ausgereift, aber auch sehr schwierig. Stimmungsvoll und recht gelungen dann wieder die vier Quartette op. 92 von Brahms und die drei Gedichte op. 29 von Robert Schumann mit der vorzüglichen Klavierbegleitung von Antonio Grimaldi und den sicheren Gesangssolisten Joanna Stark, Stefanie Schmitt, Luise Hecht, Emily Lorini und Tomoko Yasumura.
Nach dem temperamentvollen "Zigeunerleben" von Schumann und reichem Beifall für alle Mitwirkenden gab es noch eine eindrucksvolle Zugabe mit dem modernen a cappella-Stück "Lux aurumque" des amerikanischen Komponisten Eric Withacre.