"Charmante Ideen" zu Ende denken
Autor: Ulrike Nauer
Coburg, Montag, 08. Januar 2018
In Sachen "Globe" sind den Stadträten noch zu viele Fragen ungeklärt. Bei der Nachnutzung der Schlachthof-Gebäude sind die Pläne schon konkreter.
Das "Globe"-Theater und der ehemalige Güterbahnhof - ursprünglich zwei Themen, die gar nichts miteinander zu tun hatten. Durch den Vorschlag, den die SBC-Fraktion, das Coburger Designforum Oberfranken und der Unternehmer Michael Stoschek vor Weihnachten ins Gespräch gebracht haben, ein "Globe" am Güterbahnhof zu bauen, ist beides nun plötzlich eng miteinander verknüpft. Die Christlich Sozialen Bürger (CSB) haben die jüngsten Entwicklungen bei ihrer Klausurtagung zum Jahresanfang in den Mittelpunkt gestellt.
Zu den Gästen, die die CSB zur Tagung geladen hatten, gehörten auch der designierte Intendant des Landestheaters, Bernhard Loges, und Verwaltungsdirektor Fritz Frömming. Das "Globe" als Interimslösung während der Theatersanierung sei schon eine "charmante Idee", räumte Stadtrat Christian Müller beim Pressegespräch zur Klausurtagung ein. Es sei verständlich, dass solche Aussichten die Augen der Verantwortlichen leuchten ließen, sagte Müller. Für seine Fraktion seien allerdings noch sehr viele Fragen ungeklärt.
"Wir haben eine Broschüre mit sehr schönen Bildern, einen Antrag der SBC und eine Erklärung, dass die Coburger Wirtschaft sich beteiligen will", fasste Stadtrat Gerhard Amend den Ist-Zustand zusammen. Doch wie soll diese Beteiligung konkret aussehen? Wer will was errichten? Das Globe, wie es in der Broschüre dargestellt sei, sei keine fürs Landestheater entwickelte Planung. "Es fehlt ein Ansprechpartner", merkte Amend an, der selbst dem Arbeitskreis Interimsspielstätte angehört. Der Entwurf für eine Interimsspielstätte in der alten Dreifachturnhalle am Anger würde dagegen den Anforderungen des Landestheaters genügen, so Amend. Die Frage, ob sich das Gleiche auch in einem Globe bewerkstelligen ließe, könne er aber auch mit einem deutlichen "Ja!" beantworten.
Ungeklärt sei noch, ob die Arbeiten ausgeschrieben werden müssen, wenn Privatleute das Globe errichten und die Stadt es kauft oder mietet. Die drei Juristen in der CSB-Fraktion seien der Meinung, ja, es müsste ausgeschrieben werden, so Müller. Es müsse vorab unbedingt mit dem Freistaat geklärt werden, ob man mit Fördergeldern rechnen dürfe.
Wer regelt die Nachnutzung?
Das Globe wäre in jedem Fall eine spannende Lösung, da sind sich die CSB-Stadträte einig. "Was uns stört, ist, dass wir erst jetzt darüber diskutieren", betonte Fraktionsvorsitzender Hans-Heinrich Ulmann. "Die Zeit, die uns zum Prüfen, Verhandeln, Planen bleibt, ist sehr kurz." Diskutiert werden müsse zum Beispiel auch noch, was aus dem Globe werden könnte, wenn es dereinst als ISS nicht mehr gebraucht werde. "Die Nachnutzung ist ein sehr wichtiger Punkt", betonte Hans Weberpals. Amend schlug vor, diese in die Hände einer Kulturstiftung zu legen, an der sich unter anderem die Stadt Coburg und die Akteure beteiligen, die über Michael Stoschek ihr Interesse bekundet hätten."Wir verstehen uns nicht als Bedenkenträger", stellte Müller klar. "Wir stellen all diese Fragen nicht, um das Globe zu zerreden!"
Hochschule braucht Platz
Mit dem Globe ist der Süden des ehemaligen Güterbahnhofs in den Fokus gerückt, doch auch im Norden tut sich einiges. "Die Entwicklung dort läuft schneller als gedacht", berichtete Ulmann. Im Rahmenplan sei zwar festgelegt worden, dass der nördliche Teil des Areals für die Entwicklung der Hochschule zur Verfügung stehen solle, dennoch sei der Rahmenplan teilweise schon nicht mehr zeitgemäß. Dass die Hochschule dringend Platz braucht, ist kein Geheimnis. "Die sogenannte Direktoren-Villa am Schlachthof eignet sich dafür bestens", erläuterte Müller. "Dort kann man sehr gut das digitale Gründerzentrum unterbringen."An der Hochschule werde bereits intensiv darüber nachgedacht, wie sich die einstigen "Kühlhallen" des Schlachthofs nutzen lassen, deren Außenwände vom Abriss verschont geblieben sind. Für die "Innovative Hochschule" sei das der ideale Standort, so Ulmann und spricht von einer relativ neuen Entwicklung, nachdem die Hochschule Coburg in die bundesweite Förderinitiative des Ministeriums für Bildung und Forschung aufgenommen wurde.