Casimirianum: Es gibt keinen vergleichbaren Fall
Autor: Christiane Lehmann
Coburg, Montag, 24. Februar 2014
Mit Spannung darf abgewartet werden, wie das Kultusministerium den Fall Spachmann bewertet. Noch hält es sich bedeckt und will den Abschluss des Verfahrens abwarten. Spachmann gab sich von Anfang an sehr selbstbewusst.
"Wir am Casimirianum stehen verlässlich für gymnasiale Bildung. Die muss man sich allerdings erarbeiten", beteuert Schulleiter Burkhard Spachmann bei der Entlassfeier der 86 Abiturienten des Jahrgang 2013. Er spricht von einem denkwürdigen Abiturjahrgang, hat allerdings dabei wohl eher das "Erfolgsmodell Einführungsklasse" im Blick - Schüler, die von der Realschule ans Gymnasium gewechselt waren und 2013 erstmals die Allgemeine Hochschulreife am Casi ablegten.
Nur wenige Wochen später sollen seine Aussagen eine ganz andere Bewertung bekommen. In Coburg brodelt die Gerüchteküche, das Tageblatt fragt im Kultusministerium nach: Stimmt es, dass Direktor Spachmann bei der Endkorrektur die Abiturnoten im Fach Deutsch beschönigt hat? Und haben sich Lehrkräfte des Casimirianums darüber schon beim Ministerium beschwert?
Damit kommt der Stein ins Rollen. Denn Pressesprecher Ludwig Unger hat davon noch nichts gehört. Er kündigt sofort eine Überprüfung der Abiturarbeiten durch den Ministerialbeauftragten an.
Spachmann verspricht schon am nächsten Tag bei der Überprüfung durch Deutschfachlehrkräfte "selbstverständlich konstruktiv" mitzuarbeiten. "Aus allen Erkenntnissen gewinnt das Gymnasium Casimirianum wertvolle Grundlagen zur Einschätzung der bisherigen Arbeit - hier speziell im Fach Deutsch", schreibt er selbstbewusst in einer Stellungnahme.
Auch der damalige Vorsitzende des Elternbeirats, Alexander Treiber, ist überzeugt: "Die Überprüfung der Abiturnoten wird ergeben, dass der Direktor korrekt gehandelt hat."
Eine gute Woche später dann bestätigt das Kultusministerium: Der Direktor des Coburger Gymnasiums Casimirianum hat alle Deutschnoten im Abitur um einen Punkt angehoben. Er hat das eigenmächtig getan - ohne das mit der Lehrerkonferenz abzustimmen. Das Kultusministerium gibt Burkhard Spachmann recht: Er habe in seiner Einschätzung von Korrektur und Bewertung durch den Erst- und Zweitkorrektor zutreffend geurteilt.
Spachmann sieht sich bestätigt
Spachmann sieht sich bestätigt und schreibt in einer Stellungnahmen dazu: "Unser Arbeitsstil ist von einer im wahren Wortsinne schülerzugewandten Pädagogik geleitet, hat ,Tricksen' nicht nötig, ist stets um Korrektheit besorgt und hält, wie gezeigt, allen Überprüfungen stand."
Das will offensichtlich nicht jeder so hinnehmen: Unbekannte erstatten Ende Juli Anzeige wegen Amtsmissbrauch. Ende August eröffnet die Staatsanwaltschaft Coburg ein Ermittlungsverfahren wegen Falsch-Beurkundung im Amt. Die anonyme Anzeige sei "von Sachkunde getragen" und stamme wahrscheinlich aus Schulkreisen, sagt der Leitende Oberstaatsanwalt Anton Lohneis damals.
Das Kultusministerium stellt zu diesem Zeitpunkt eine dienstrechtlichen Würdigung zurück. Die Ermittlungsergebnisse sollen abgewartet werden. Auch gestern, nachdem die Ermittlungsergebnisse bekannt werden und Spachmann einen Strafbefehl wegen Falsch-Beurkundung im Amt in 86 Fällen erhalten hat, will sich das Ministerium nicht näher äußern. Nachdem ein Einspruch seitens Spachmanns angekündigt wird, will man in München auch die Verhandlung und das Urteil abwarten. "Es soll keiner vorverurteilt werden", sagt Unger, dem kein vergleichbarer Fall im Schulwesen bekannt ist.