Bundestagspräsident Lammert besuchte Coburg und die Veste

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Bundestagspräsident Norbert Lammert (vorn) hat am Freitag die Landesausstellung "Ritter, Bauern, Lutheraner" auf der Veste Coburg besucht. Anschließend sprach er in der "Burgschänke" bei einem Empfang von MdB Hans Michelbach (links). Lammert zeigte sich dabei als überzeugter Europäer.Foto: Christoph Winter
Bundestagspräsident Norbert Lammert (vorn) hat am Freitag die Landesausstellung "Ritter, Bauern, Lutheraner" auf der Veste Coburg besucht. Anschließend sprach er in der "Burgschänke" bei einem Empfang von MdB Hans Michelbach (links). Lammert zeigte sich dabei als überzeugter Europäer.Foto: Christoph Winter
Führung durch die Ausstellung mit der Textprojektion am Ende des Rundgangs Foto: Christoph Winter
Führung durch die Ausstellung mit der Textprojektion am Ende des Rundgangs Foto: Christoph Winter
 

Norbert Lammert würdigt am Freitag in der Veste Coburg die Landesausstellung "Ritter, Bauern, Lutheraner" und wirbt für die Teilnahme an der Bundestagswahl.

Für ein geeintes und damit starkes Europa hat am Freitag Norbert Lammert (CDU) geworben. Der Präsident des Deutschen Bundestages hatte Coburg und hier die bayerische Landesausstellung "Ritter, Bauern, Lutheraner" auf der Veste besucht. Norbert Lammert, der nach eigenen Worten ein großes Interesse an Geschichte hat, verband den Empfang von MdB Hans Michelbach (CSU) in der "Burgschänke" mit dem Besuch der Landesausstellung. "Die Gegenwart lässt sich nur mit der Vergangenheit erklären", sagte der Bundestagspräsident. Deutschland werde von seinen Nachbarn auch durch die historischen Erfahrungen wahrgenommen.


Religion und Politik

Lammert würdigte die Reformation durch Martin Luther vor 500 Jahren, die das Land "bis heute prägt und verändert". Religion und Politik seien voneinander abhängig. Angesichts der "Auseinandersetzungen der westlichen Welt mit dem Islam" erinnerte er daran, dass "religiöser Fanatismus und Fundamentalismus keine Erfindungen des Islam sind". Das finde man auch in der christlichen Geschichte. Die Landesausstellung nannte der Bundestagspräsident "als bestens gelungen, weil sie Geschichte mit geschichtlich bedeutsamen Orten verbindet".

Die digitalisierte Informationstechnologie verändert nach den Worten Lammerts die Welt in nie gekannter Weise. "Heute ist jede Information aktuell und für jeden verfügbar. Das war zu Luthers Zeiten unvorstellbar." Durch die Globalisierung und Vernetzung hätten sich auf fast allen Gebieten gegenseitige Abhängigkeiten ergeben. "Diese Entwicklung ist nicht umkehrbar", stellte Norbert Lammert fest.


Die "bislang intelligenteste Lösung"

Die bedeutendste politische Wirkung sei der Verlust an Souveränität der Nationalstaaten. "Herr im eigenen Haus zu sein war in Europa das beherrschende Prinzip in vielen Jahrhunderten." Jedoch werde es souveräne Nationalstaaten nicht ewig geben, zeigte sich Norbert Lammert überzeugt. Die Europäische Union bezeichnete er als "bislang intelligenteste Lösung": "Wir teilen Souveränität, um als Europäer unseren Einfluss am Weltgeschehen zu sichern." Das werde von vielen Menschen als selbstverständlich und gleichzeitig lästig empfunden.

Lammert untermauerte sein Argument mit Zahlen: Als vor 60 Jahren die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft mit den Römischen Verträgen geschlossen worden sei, waren etwa 200 Millionen Menschen oder zehn Prozent der Weltbevölkerung damit verbunden. Die heutige EU habe 500 Millionen Einwohner und stelle etwa sieben Prozent der Menschheit. In einigen Jahren würden dem rund drei Milliarden Chinesen und Inder gegenüberstehen. "Wir werden dann nur als Europäer eine Rolle spielen, nicht aber als Deutsche, Franzosen oder andere Nationalitäten."


Demokratie in Gefahr?

In Europa gebe es in allen Staaten funktionierende Demokratien. Lammert: "Aber diese Errungenschaften stehen nicht unter Denkmalschutz." Die Demokratie sei immer dann in großer Gefahr, wenn sie als selbstverständlich empfunden werde, zitierte Lammert einen Satz des früheren US-Präsidenten Barack Obama. Deshalb engagiere er sich "als Staatsbürger aus Interesse am Wohl unseres Landes am Wahlkampf für die Bundestagswahl am 24. September". Es sei unabdingbar, dass die Bürger von ihrem Wahlrecht Gebrauch machten. Die großen Themen der vergangenen vier Jahre hätten im Wahlkamp davor keine Rolle gespielt. Deshalb müssten die Wähler jene Kandidaten in das Parlament entsenden, die sie zum Lösen der anstehenden Probleme für geeignet halten.

Rainhard Riepertinger vom Haus der Bayerischen Geschichte hatte zuvor den Bundestagspräsidenten, Hans Michelbach sowie einige Mandatsträger aus der CSU Coburg Stadt und Land durch die Landesausstellung geführt.