Brüste und ein roter BH: Wirbel um Werbung in Coburg
Autor: Hendrik Steffens
Coburg, Mittwoch, 11. Februar 2015
Der Lokalsender Radio Eins wirbt mit dem Ausschnitt einer Frau für sein Programm. Darüber ärgert sich die Kronacherin Ingrid Oswald - und legt Beschwerde beim deutschen Werberat ein. Derweil ist der "Konter" schon in Arbeit: Werbung mit einem leicht bekleideten Mann.
Als Ingrid Oswald am ersten Februarsonntag auf den regionalen Wirtschaftsteil ihrer Zeitung blättert, sinkt ihre Laune. Unten rechts steht statt Finanzthemen eine Anzeige, die einen üppigen Frauenbusen im BH aus roter Spitze zeigt - außerdem das Logo des Coburger Radiosenders Radio Eins. Sie empfindet die Darstellung als frauenverachtend und sexistisch. "Das knallt einen geradezu an", meint Oswald.
Dass Frauen in der Öffentlichkeit angemessen dargestellt werden, ist der Kronacherin ein Anliegen. Auch deshalb engagiert sie sich in der Frauenliste. In dem Fall der Radio-Eins-Anzeige wurde für sie die Grenze des guten Geschmacks überschritten: "Das ist eine entwürdigende Darstellung weiblichen Geschlechts", findet Oswald. Als selbstbewusste Frau könne man das Bild nicht in Ordnung finden. Zumal, und da setzt ihr Hauptkritikpunkt an, die Werbung keine Verbindung zum beworbenen Produkt erkennen lasse. "Als Dessous-Werbung wäre das in Ordnung, aber hier ist es einfach unpassend."
Der Redaktionsleiter des Senders, Thomas Apfel, relativiert die Kritik. Das Bild sei "vollkommen harmlos, da es nichts entblößt" und man solle nicht vergessen, "dass wir uns im Jahr 2015 befinden". Der Sender habe wissend in Kauf genommen, dass die Werbung nicht jedem gefallen werde - allerdings seien mehr als 80 Prozent seines persönlichen Feedbacks auf die Anzeige, schätzt Apfel, bislang positiv ausgefallen.
Nicht das von Ingrid Oswald. Die Kronacherin hat ihren Ärger unter anderem in einer Mail an die Redaktion geäußert (nachzulesen auf www.radioeins.com). Unter anderem schreibt sie: "Hier soll mit sexistischer Werbung Quote erreicht werden - ,Sex sells'. Peinlich, peinlich." Sie verweist auf eine ähnlich gestaltete Werbeanzeige eines Unternehmens aus Nordrhein-Westfalen. Dafür wurde die Firma vom deutschen Werberat gerügt. Im Gespräch mit unserer Zeitung kündigte Ingrid Oswald an, sie wolle ihrerseits eine Beschwerde beim Werberat einreichen, wenn nicht die Werbung entfernt werde und der Sender sich entschuldige. Da beides ausblieb, machte die Kronacherin ihre Ankündigung wahr.
In einem gesprochenen Kommentar thematisiert der Geschäftsführer des Senders, Mischa Salzmann, die Vorwürfe der bekennenden Feministin. "Wer uns wegen einer Anzeige in die frauenfeindliche Ecke rücken will, kennt uns nicht oder will uns nicht kennen", sagt er. In der Redaktion des Senders arbeite zu gleichen Teilen Frauen und Männer. Und das bei gleicher Bezahlung und Berechtigung, entgegnet Salzmann zum Vorwurf der Frauenfeindlichkeit. Jedoch solle und müsse Werbung auffallen. Das ist in diesem Fall gelungen.
Auf die Frage, ob sie sich wieder für das aufreizende Motiv entscheiden würden, geben Redaktionsleiter Apfel und Geschäftsführer Salzmann ein klares "Ja". Am kommenden Wochenende soll die Anzeige sogar in der HUK-Arena gezeigt werden, beim Handballspiel des HSC 2000 gegen Leipzig.
Konter: Leicht bekleideter Mann
Bislang war die auch im Netz heftig diskutierte Anzeige nur in den Zeitungen der Region und auf der Internetpräsenz des Senders zu sehen. Laut Thomas Apfel wird am Wochenende auch eine Werbung mit einem leicht bekleideten Mann erscheinen. Gleichberechtigung.
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