Brücke in bedenklichem Zustand
Autor: Martin Koch
Coburg, Mittwoch, 13. Januar 2016
Eine Sanierung der Brücke über die Lauter erscheint nicht mehr sinnvoll - die Zeichen stehen auf Neubau.
Der motorisierte Durchgangsverkehr bemerkt die Brücke über die Lauter im Verlauf der Rodacher Straße im Coburger Stadtteil Neuses eigentlich kaum. Das vermutlich um das Jahr 1800 herum errichtete Bauwerk muss aber viel aushalten. Gerhard Knoch vom Coburger Entsorgungs- und Baubetrieb (CEB) stellte bei der jüngsten Sitzung des Coburger Bau- und Umweltsenates am Mittwochmorgen fest, dass pro Tag um die 10 000 Fahrzeuge die Brücke passieren, darunter 1200 Schwerverkehrsfahrzeuge.
Kein einheitliches Bauwerk
Die Rodacher Straße ist ja derzeit noch ein Teil der Staatsstraße 2205 und damit laut Knoch "die einzig nennenswerte Straße nach Bad Rodach". Gute Noten hat das Bauwerk bei der letzten Hauptprüfung im vorvergangenen Jahr nicht bekommen. Die alte Sandsteingewölbebrücke wurde mit 3,5 bewertet.
Ein einheitliches Bauwerk ist es ja eigentlich auch nicht, denn später ist die Brücke mit einem Bauwerk aus Stahlbeton erweitert worden. Dieses Stahlbetonteil hat die Note 2,8 bekommen. Mit Schulnoten hat dies freilich nichts zu tun. "Da sind erschreckende Zustände festgestellt worden", sagte Knoch. "Die Standsicherheit des Bauwerks ist erheblich beeinträchtigt."
Aus dem Sandsteingewölbebereich seien bereits Teile herausgebrochen, andere Sandsteinteile hätten sich in ihrer Lage stark verschoben und seien abgesackt. "Der Verwitterungsgrad der Sandsteine ist ebenfalls weit fortgeschritten."
2020 nächste Überprüfung
Es gilt eine Tonnagebeschränkung auf 24 Tonnen. Die turnusmäßige nächste Überprüfung des Brückenbauwerks stünde 2020 an.
Wenn bis dann nichts passiert sei, müsste man wohl damit rechnen, dass das zulässige Gesamtgewicht auf zwölf Tonnen herabgesetzt werden müsste. Dann könnten der Schwerlastverkehr und sogar die Stadtbusse die Brücke nicht mehr benutzen. Knochs Resümee: "Eine Sanierung des Bauwerks ist wirtschaftlich nicht sinnvoll; es ist ein Ersatzneubau erforderlich."Dazu hat der Bau- und Umweltsenat sein Einverständnis gegeben. Die Planung des Ersatzbaus soll noch in diesem Jahr erfolgen, im Jahr 2017 sollen die Bauarbeiten stattfinden. Ganz unverbindlich rechnet Knoch mit Baukosten in Höhe von einer halben Million Euro. Er rechnet aber auch mit Zuschüssen.
Stadtrat Peter Kammerscheid fragte in diesem Zusammenhang nach dem weiteren Vorgehen bei der Mohrenbrücke, die ja auch sanierungsbedürftig sei. Um da mit der konkreten Planung voranschreiten zu können, müsste laut Knoch noch die weitere Oberflächengestaltung der Mohrenstraße geklärt werden.
Keine Sperrung zum Jubiläum
Und dann werde in Coburg ja im Jahr 2017 das 500-jährige Reformationsjubiläum samt bayerischer Landesausstellung sowie hoffentlich vielen Touristen gefeiert. Da sei eine Sperrung der Mohrenstraße bis dahin nicht möglich. Reell könne man wohl mit einer Sanierung und Neugestaltung von Brücke und Straße erst im Jahr 2018 rechnen. Während der Bauarbeiten sei zumindest eine behelfsmäßige Brücke für Fußgänger und Fahrradfahrer möglich, beantwortete Knoch eine entsprechende Frage von Stadtrat Mathias Langbein (SBC). Der motorisierte Verkehr müsse aber auf jeden Fall umgeleitet werden.
Die Gabelsbergerstraße zwischen Hochschule und Hauptbahnhof verläuft auf einer Länge von 125 Metern auf einem künstlich aufgefüllte Damm. "Da war mal ein Steinbruch", informierte Knoch die Senatsmitglieder. Und die Gabelsbergerstraße kommt so langsam ins Rutschen. Es gebe immer wieder Längsrisse im oberen Bereich, die immer wieder ausgebessert würden. "Dennoch sind die Schäden nie ganz abgeklungen", so Knoch. Die Leitplanke dort habe sich inzwischen verformt und neige sich zur Talseite. Vergangene und künftige Bauarbeiten an der Hochschule mit regem Lastkraftwagenverkehr (Erdaushub) tragen natürlich auch zur Instabilität bei. Bereits jetzt gelte die Begrenzung auf ein Maximalgewicht von 7,5 Tonnen.
Warum nicht auch verbreitern?
Die Böschung soll stabilisiert werden. Da ist sich der Bau- und Umweltsenat einig.
Noch in diesem Jahr soll die Maßnahme geplant werden, und 2017 soll es mit den Bauarbeiten losgehen. Es sind aber wohl noch einige Detailfragen offen. Stadträtin Petra Schneider wollte wissen, warum die Gabelsbergerstraße im Zuge der Stabilisierung nicht auch gleich verbreitert werden soll. Sie werde ja auch als Parkgelegenheit genutzt. Coburgs Stadtplaner Karl Baier gab zur Antwort, dass sich dort nach aktuellem Diskussionsstand nach dem Abschluss der Stabilisierung an Kapazität und äußerem Erscheinungsbild eigentlich nichts ändern soll.
Schließlich gab es noch weitere Hinweise aus dem Gremium, dass nach dem geplanten Bau eines neuen Studentenwohnheims eine Zunahme des ruhenden Verkehrs zu erwarten sei. Stadtrat Andreas Gehring (SPD) stellte die Reihenfolge der verschiedenen Bauarbeiten in Frage: Erst Neubau eines Studentenwohnheims und dann die Bauarbeiten rund um die Gabelsbergerstraße oder umgekehrt?