Brose will Mädchen Lust auf Technik machen
Autor: Gabi Arnold
Coburg, Mittwoch, 06. August 2014
Berufe wie die des Mechatronikers oder des Werkzeugmachers sind noch immer Männer-Domänen. Mit einem besonderen Angebot in den Ferien will der Coburger Automobilzulieferer ganz speziell Mädchen zeigen, dass dies aber nicht so bleiben muss.
Konzentriert versucht Celine Retsch eine Platine mit einem Draht zu verbinden. Wie dies funktioniert, erklärt Tim Mäder, der bei der Firma Brose im zweiten Lehrjahr eine Ausbildung zum Mechatroniker absolviert. Die 13-jährige Celine ist geschickt, schließlich hat ihr Vater in Goldkronach ein Fuhrunternehmen mit Baggerbetrieb, und da gibt es viel zu reparieren. Weil sie einen technischen Beruf ergreifen möchte, hat sie sich beim "Mädchen für Technik-Camp" angemeldet und gehört damit zu den 12 Teilnehmerinnen, die in dieser Woche bei dem Coburger Automobilzulieferer in Ausbildungsberufe schnuppern, die immer noch bei den Jungs auf der Wunschliste ganz oben stehen. Die Mädchen erfahren etwas über die Berufsbilder des Mechatronikers, des Werkzeugmachers und des technischen Produktdesigners.
Vorreiter in Oberfranken
Mittlerweile, so der Brose-Ausbildungsleiter Michael Stammberger, gehe das bayernweite Projekt in die 12.Runde. Brose ist von Beginn dabei und bietet als einziges Unternehmen in Oberfranken jungen Mädchen die Möglichkeit, sich eine Woche lang intensiv mit den technischen Berufen zu befassen.
Die Teilnehmerinnen kommen aus der Region, aber auch aus Schweinfurt, Bamberg, Bayreuth und sogar aus München wie Samira Naaser. Die Gymnasiastin findet es toll, die Berufe in praxisnah kennen zu lernen. "Technische Produktdesignerin und Mechatronikerin könnte ich mir vorstellen, zu lernen", sagt die 13-Jährige, nachdem sie erste Eindrücke gesammelt hat. Genau darauf zielt das Konzept des Camps ab, nämlich Mädchen frühzeitig an die Technik heranzuführen und eventuell bei der Entscheidungsfindung zur späteren Berufswahl zu helfen.
Wie die Brose-Pressesprecherin Katja Hermann erklärt, sollen möglichst früh die Hemmschwellen gesenkt werden: "Damit sich Berührungsängste gar nicht manifestieren." Deswegen richtet sich das Projekt an Schülerinnen zwischen 12 und 14 Jahren. Michael Stammberger weiß aus der Erfahrung, dass die Mädchen in diesem Alter Jahren noch aufgeschlossen der Technik gegenüberstehen. "Sie sind offen für handwerkliches und haben keine Scheu, eine Bohrmaschine in die Hand zu nehmen."
Die praktischen Übungen kommen bei den Schülerinnen bestens an - ob nun Löten, Fräsen, Kabel legen oder am Bildschirm konstruieren. Wie dies alles funktioniert, erfahren die Teilnehmerinnen von den Brose-Azubis, die mit Fragen gelöchert werden. Stammberger freut sich über das rege Interesse, bleibt aber realistisch: "Wenn sich von 12 Teilnehmerinnen zwei bis drei Mädchen später für einen technischen Beruf entscheiden, dann haben wir schon etwas erreicht."
Ferienstimmung gibt es auch
Die Schülerinnen sind im Jugendhaus Neukirchen untergebracht und verbringen neben der "Arbeit" bei Brose auch die Freizeit gemeinsam. Mit Ausflügen und Aktionen soll die Ferienstimmung nicht zu kurz kommen. Der Höhepunkt wird am Donnerstag (7. August) sein, wenn die Mädchen ihren Eltern und Verwandten ihre Projektarbeit präsentieren.
Celine Fischer ist 12 Jahre alt und besucht die Realschule CO II. Sie ist begeistert von dem Projekt: "Ich habe schon in Berufe hinein geschnuppert und könnte mir vorstellen später mal technische Produktdesignerin zu werden. Hier finde ich es sehr interessant, da ich viel ausprobieren kann. Zum Beispiel fand ich das Löten und Kabel verlegen cool. "
Auch die gleichaltrige Sabrina Schmidt aus Kaltenbrunn ist angetan: "In unsere Schule habe ich auch schon technische Berufe kennengelernt und es hat mir gefallen. Hier habe ich in den Beruf Mechatronikers hineingeschnuppert und ich denke, das könnte was für mich sein." Lena Schad ist 13 Jahre alt und besucht die Realschule in Ebern. Sie sagt: "Ich interessiere mich schon immer für die Technik. Ich bin hier, um zu sehen, was ich eventuell lernen könnte und finde das alles sehr interessant! Ich durfte sogar mit Maschinen umgehen. "
Projekt Das "Mädchen für Technik-Camp" wurde vom Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft ins Leben gerufen. Die bayerischen Metall-und Elektro-Arbeitgeber (bayme/vbm) fördern die Camps finanziell und ideell. "Wir wollen, dass in den Camps der Funke der Begeisterung für technische Berufe auf Mädchen überspringt", so Benedikt Göbhardt (bayme vbm Oberfranken). Projektträger ist das Bildungswerk der bayerischen Wirtschaft. Bayernweit nehmen 200 Mädchen an 15 Camps teil. ga