Brose stoppt Baumaßnahmen in Coburg - Stadt "erstaunt"
Autor: Ralf Welz
Coburg, Freitag, 27. Oktober 2023
Brose hat sämtliche Baumaßnahmen in Coburg überraschend gestoppt. Der fränkische Autozulieferer wirft der Stadt mangelnde Unterstützung vor. Im Rathaus weist man die Anschuldigungen entschieden zurück.
- Coburg: Brose stoppt Investitionen in Höhe von 24 Millionen Euro
- "Mangelnde Unterstützung": Autozulieferer erhebt Vorwürfe gegen Stadt
- Rathaus weist Schuld von sich - "klare Aussagen offenbar missverstanden"
- "Herber Rückschlag": IHK warnt vor weitreichenden Folgen in der Region
Paukenschlag in Oberfranken: Der Automobilzulieferer Brose hat die Einstellung "aller weiteren Baumaßnahmen am Standort Coburg" verkündet. Als Grund für die Maßnahme nennt das Unternehmen zum einen die aktuelle wirtschaftliche Lage. In einem Mitarbeiteraushang, der inFranken.de vorliegt, wirft die Brose-Führung der Stadt Coburg zugleich "mangelnde Unterstützung der logistischen Anforderungen des größten industriellen Arbeitgebers" vor. Aufseiten der Stadt reagiert man mit Verwunderung auf die harsche Kritik.
Coburg: Brose stoppt Millionen-Investitionen - Unternehmen äußert Unmut gegenüber Stadt
Laut dem internen Firmendokument haben Gesellschafter, Beirat und Geschäftsführung die Bauarbeiten in Coburg bereits am 17. Oktober 2023 gestoppt. "Dies betrifft vor allem den geplanten Neubau einer Fertigungshalle für Kunststoffspritzteile und 3D-Druck-Erzeugnisse", heißt es. "Damit entfallen Investitionen in Höhe von 24 Millionen Euro." Insbesondere mit Blick auf die Transportwege beklagt Brose folgenschwere Versäumnisse vonseiten der Stadt.
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"Die Infrastrukturbedingungen für das im Bau befindliche Logistikzentrum waren der vierspurige Ausbau der Engstelle Weichengereuth und die Ertüchtigung der Uferstraße, die künftig deutlich mehr Brose-Lastzüge aufnehmen muss", hält die Geschäftsführung fest. Beide Projekte würden nach Aussagen der Vertreter der Coburger Stadtverwaltung vom 10. Oktober 2023 gleichwohl abgelehnt, beanstandet der Zulieferer. Doch damit nicht genug. "Auch die von der Stadt zugesagten 250 Stellplätze für Fahrzeuge unserer Mitarbeiter im Globe-Parkhaus werden nicht zur Verfügung gestellt, weil das Gebäude nicht gebaut wurde", heißt es im Aushang für die Beschäftigten weiter.
Stattdessen werde nun auf dem Baufeld des Kunststoffgebäudes eine Parkfläche mit 300 Stellplätzen errichtet. Das Unternehmen wirft der Stadt hinsichtlich der Verkehrssituation rund um den Standort ferner eine Belästigung von Anwohnern sowie eine Gefährdung seiner Angestellten vor. "Nach den Vorstellungen der Vertreter der Stadt Coburg soll weiterhin der Schwerlastverkehr über den Brose-Kreisel und die Bamberger Straße Richtung Innenstadt fahren, die dortigen Anwohner mit Lärm und Abgasen belästigen und unsere Mitarbeiter am Werkseingang gefährden."
"Klare Aussagen offenbar missverstanden": Stadt Coburg weist Schuld deutlich von sich
Im Rathaus wehrt man sich gegen die erhobenen Anschuldigungen. "Die Stadt Coburg ist erstaunt über die von der Firma Brose geäußerten Vorwürfe", heißt es in einem aktuellen Statement der Stadt Coburg, das inFranken.de vorliegt. Die Stadt sieht das Versäumnis beim Autozulieferer. Was den vierspurigen Ausbau des Weichengereuth anbelange, müsse dem Unternehmen vor Beginn seiner Neubauplanung klar gewesen sein, dass ein Ausbau selbst bei Zustimmung des Stadtrats nicht rechtzeitig fertiggestellt sein könne. "Denn für einen Ausbau der Bundesstraße benötigt es nach Bundesgesetzgebung zwingend ein Planfeststellungsverfahren", teilt die Stadt mit. "Dieses dauert in der Regel acht bis 15 Jahre, ehe der erste Bagger rollen kann."
In Gesprächen mit Brose sei mehrfach darauf hingewiesen worden, dass die "vermeintliche Engstelle" selbst bei einem 2022 erfolgten Planungsbeginn "noch viele Jahre" nach Fertigstellung der Brose-Fertigungshalle und des Logistikzentrums bestehen geblieben wäre. "Auch in Bezug auf die Uferstraße sind offenbar klare Aussagen der Stadt missverstanden worden", hält die Stadt in ihrer Stellungnahme fest.